Kein Fleisch macht gluecklich
Delfine und Wale sowie größere Fische sind ebenfalls auf sie angewiesen. Forscher der Universität Aberdeen in Schottland versuchen daher mithilfe der Gentechnik, aus den fischfressenden Lachsen und Kabeljauen Pflanzenfresser zu machen, um sie mit Getreide füttern zu können. Die Nachhaltigkeit dieses Weges erscheint mir äußerst fragwürdig. Um Menschen zu Pflanzenfressern zu machen, braucht man glücklicherweise keine Gentechnik.
Wie bei Soja ist es auch hier wieder Südamerika, das die größten Mengen an Nutztierfutter produziert, und wen wundert es, dass auch Soja, natürlich ebenfalls gentechnisch verändert, schon an Zuchtfische verfüttert wird. Zum abgeholzten Regenwald bietet die Fischzuchtindustrie ebenfalls ein Pendant: die Mangrovenwälder. In Asien und Lateinamerika rodet man diese für den Küstenschutz und auch ökologisch wichtigen Wälder, um Teiche für Shrimps-Kulturen anzulegen.
Ökoshrimps und Biokarpfen
Wildfische erhält man nie mit Biolabel, wohl aber Zuchtfische und -garnelen. Aber selbst die ökologisch zertifizierten Aquakulturen können nicht alle ökologischen Probleme der Aquakulturen vermeiden: Zuchtfische können auch dort entweichen, und für die fleischfressenden Arten ist auch in den Ökokulturen bislang Fischmehl vonnöten. Das Fischmehl muss zwar aus Fischereiabfällen oder nachhaltiger Fischerei stammen, diese Quellen sind aber weder unbegrenzt noch immer mit Gewissheit nachhaltig zu nennen. Überraschenderweise sind fertig filetierte Fische die nachhaltigere Variante, weil der Rest zumindest theoretisch wieder in die Fischproduktion gelangen kann und nicht bloß Ratten und Katzen aus der Nachbarschaft zum Kompost lockt.
Die einzigen effizient in Aquakultur zu produzierenden Zuchtfische sind Allesfresser, die mit geringen Proteinmengen auskommen, wie Karpfen, Tilapia und Pangasius sowie Muscheln. Damit sie schneller wachsen, erhalten zumindest die konventionell gehaltenen Fische oft ebenfalls Fischmehl. Dafür fischt man, etwa in der Pangasiuszucht, oft durch illegale Piratenfischerei die gesamte Artenvielfalt aus den umliegenden Gewässern weg – in diesem Fall dem Fluss Mekong in Vietnam.
Hungerleider
Auf einer Tagung über Hunger Hunger zu haben, ist schon merkwürdig. Und das, obwohl genug zu essen für alle da ist. So weit die Gemeinsamkeit mit der Welternährungssituation. Anders als bei den meisten Hungernden liegt es bei mir nicht am Geld, das Buffet ist umsonst, nur leider erweist sich hier bis auf wenige kalte klitzekleine Frühlingsrollen nichts als vegan. Noch nicht mal »Deko-Obst« kann ich entdecken. Zugegeben – ein Luxusproblem, zumal ich weiß, dass ich abends wieder genug zu essen bekommen werde.Dennoch macht das nagende Gefühl im Bauch das Thema des Tages plastischer.
Der Welthunger-Index 2011 der Welthungerhilfe bezeichnet die Hungersituation in 26 Ländern als »sehr ernst« oder »gravierend«. Alle diese Länder liegen in Afrika südlich der Sahara und in Südasien. Auch wenn sich die Situation in den meisten Gebieten in den letzten Jahrzehnten verbessert hat, ist sie für zig Millionen Menschen in vielen Ländern noch immer katastrophal. Der Index berechnet sich zudem nur aus Daten der vergangenen Jahre und bildet nicht die aktuelle Situation ab, wie etwa die Hungersnot am Horn von Afrika. Für die Jahre 2006 bis 2008 ging die FAO von 850 Millionen Unterernährten weltweit aus. Wegen des Bevölkerungswachstums hat die absolute Zahl der Betroffenen zugenommen, obwohl der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung abgenommen hat. In den Schwellenländern Indien und China leben trotz des gigantischen Wirtschaftswachstums die meisten Hungernden. 80 Prozent der Unterernährten wohnen auf dem Land. Man könnte es zynisch als Ironie des Schicksals auffassen, dass die meisten Unterernährten als Kleinbauern, Landarbeiter und Fischer in der Lebensmittelproduktion arbeiten oder gearbeitet haben. Allein für Grundnahrungsmittel müssen arme Haushalte in Entwicklungsländern 60 bis 70 Prozent ihres Einkommens ausgeben. In der EU geben die Haushalte im Durchschnitt 13 Prozent für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke aus, am wenigsten (9 Prozent) in Luxemburg und am meisten in Rumänien (29 Prozent). Die Deutschen waren 2010 mit 11 Prozent dabei.
Unglücklicherweise wird in vielen Industrie- und Schwellenländern, auch in Deutschland, zu viel energiereiche Nahrung produziert, gekauft und gegessen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht
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