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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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befassen. Also ...«
    Matzbach hob die Hand. »Moment. Ich weiß nicht, ob mich das alles überhaupt interessieren wird, aber für alle Fälle: Sie wissen, daß ich kein Profi bin – nix Lizenz?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie auch, daß ich kein Geld verlangen und mich sowieso nicht in Kapitalverbrechen einmischen darf?«
    »Weiß ich.«
    »Okay. Wollt ich nur geklärt haben. Was würden Sie mir aufdrängen wollen, wenn ich etwa interessiert wäre?«
    Neumann grinste leicht. »Zehn Prozent?«
    »Von was?«
    »Zehn Prozent der Lebensversicherungssumme – ne Viertelmillion, also fünfundzwanzig für Sie. Wenn was rauskommt. Sonst nix.«
    Matzbach prustete, ohne Kakao zu versprühen. »Nix da mit sonst nix.«
    »Na schön. Also, zehn Prozent.«
    Matzbach setzte den Becher ab. »Es ist Ihnen gelungen, meine unqualifizierte Neugier zu erregen.«

5. Kapitel
    Ohne Schwerter keine Pflugscharen.
    J AKOB J ANSEN
    Des langen übervollen Tages Reise in die löwenschwangere Nacht«, sagte Matzbach, »ist nun vollbracht. Oder?«
    Ein barmherziger Taxifahrer, Freund des Hauses, hatte den plierenden, lallenden Wingolf entfernt; Zaches hatte die beiden liebenswerten Damen zur Uferpromenade eskortiert. Alle anderen waren weg. Ruhe, milde Nachtluft, offene Fenster. Yü musterte den fast vergessenen Zettel und gab ihn Matzbach zurück.
    »Was werden wir denn wohl finden, wenn wir das Konto checken?« sagte er.
    »Abbuchungen kann man stornieren.« Matzbach sah dem Eisklumpen in seinem Mineralwasser beim Schmelzen zu. »Kann also nicht schlimm sein; ich nehme eher an, jemand hat uns eine alberne Summe überwiesen. Frag mich nicht wozu; wir werden wahnsinnig überrascht sein.«
    Der Chinese öffnete und schloß die Finger beider Hände. »Gymnastik. – Okay, ich kümmere mich drum. Und du?«
    Matzbach zündete eine erloschene Zigarre wieder an. »Mir ist der Weg zu weit, und ich will nicht schon wieder in den Briefkasten kucken. Ich bleib hier. Vielleicht kriegen wir dann morgen früh ein bißchen Papierkram erledigt. Rechnungen bezahlen, so was.«
    »Ungern.« Yü gähnte; er wandte sich Zaches zu, der am nächsten Tisch saß, übergründlich chambrierten Rotwein trank und seine Stelzen auseinanderschraubte. »Was wird das, wenn’s fertig ist?«
    Der Zwerg grinste. »Kleine Menschen müssen sich manchmal wehren«, sagte er. »Und nach dem Getanze ist die vorletzte Ölung angesagt.«
    Er hielt ein aufgeschraubtes Teilstück hoch.
    Matzbach pfiff leise, stand auf und nahm die Halbstelze in die Hand. Der Gummipfropfen am unteren Ende hatte in der Mitte ein Loch, dessen Ränder angerissen oder angenagt wirkten. An der Oberseite des abgeschraubten Unterendes, zwei Handbreit über dem Steigholz, ragte die Metallschraube vielleicht fünf Zentimeter über den hölzernen Mantel; sie war hohl und schien Teil eines Laufs zu sein. Das Oberteil der Stelze, ebenfalls Schraublauf plus Holzmantel, wies zwei Besonderheiten auf: Am Handgriff saß ein winziger Stift, blockiert von einer Art Spange, und das Achselpolster oben, das abnehmbar war, schien ein Magazin zu enthalten. Zaches ölte die Schraubteile; dann hielt er das Achselpolster hoch.
    »Kleinkaliber«, sagte er. »Nadelgeschosse. Spezialanfertigung. War verdammt teuer, hat sich aber schon ein paarmal gelohnt, vor allem in Frankfurt. Man kann ja nicht dauernd mit der Bazooka unterm Arm rumlaufen, oder?«
    Etwas trieb Matzbach gegen acht aus dem Bett in seinem Schlafareal hinter dem Büroraum. Von unten hörte er tiefes, sonores Schnarchen aus Zaches’ Kajüte. Yü schlief wie immer lautlos, falls er überhaupt an Bord war.
    Matzbach erledigte die üblichen Morgengeschäfte, duschte, zog sich an und braute Kaffee. Um halb neun, als er sich eben mit drei im Backofen erhitzten Croissants an den Tresen gehockt hatte, klingelte das Telefon. Es war Freiberg.
    »Ah, du bist da? Kunststück, daß wir dich zu Hause nicht finden. Bleib, wo du bist; ich komm gleich vorbei.«
    Matzbach runzelte die Stirn und legte wortlos auf. Er hatte eben einen Schluck und zwei Bissen zu sich genommen, als der Apparat schon wieder losging. Yü erschien verschlafen in orangen Boxershorts auf der Treppe, nickte, als er Matzbach bereits aktiv sah, und verschwand wieder.
    Der zweite Anruf kam von einer Dame, deren Namen Matzbach nicht verstand, Mitarbeiterin eines Bundestagsabgeordneten, dessen Name ihm nichts sagte. Von Herrn Erler habe der Abgeordnete den Tip erhalten, sich mit Herrn Matzbach ins Benehmen zu setzen, und

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