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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Dienstzeit vergeben, wegen Gesinnungswandels, aber nicht die Schinderei?«
    Auerberg knurrte irgend etwas. »Außerdem«, setzte er hinzu, »gibt’s da noch eine alte Weibergeschichte. An sich bedeutungslos, heute sowieso, aber
mit
dem anderen ...«
    Nach langem Zögern und Sträuben nannte er noch ein paar Namen und Umstände. Matzbach lauschte, notierte sich etwas auf einer Papierserviette, stellte weitere Fragen und sagte schließlich:
    »Okay. Ich versuch’s. Schade, daß Sie nichts gegen Dengler im Köcher haben. Aber das wird wohl der sinnvollste Ansatz sein, schätze ich. Zum Erpressen gehört ein besonders reinlicher Charakter; da Politiker den im allgemeinen nicht haben, müßte sich auch bei Dengler etwas finden lassen – Material für eine Gegenerpressung zum Schweigen, derlei. Zu dumm, daß der Kollege ein Genosse von Ihnen ist, oder? Sonst könnten Sie das doch von Ihrer parteiamtlichen Schlägertruppe bereinigen lassen. Oder haben Sie so was nicht mehr?«
    »Völlig zahnlos ist die SPD noch nicht, Mann. Also, wie geht’s weiter?«
    »Ich mach mir ein paar warme Gedanken. Braucht ein bißchen Vorbereitung. Können Sie ... ah, nächste Woche Freitag, sagen wir zwölf Uhr mittags, ein Rendezvous für mich mit Ihrem Freund Dengler arrangieren? Oder hält er nicht still, wenn er’s nicht vorher kriegt?«
    Auerberg klopfte auf den Aktenkoffer. »Läßt sich machen. Und das hier – ich kann’s schlecht in der Baracke oder in meinem Büro lassen. Haben Sie so was wie nen Safe?«
    »Hab ich.«
    Auerberg bestand darauf, Zeuge der Einschließung des Gelds zu sein; daraufhin verlangte Matzbach, die 50000 DM sehen und zählen zu dürfen. Das wurde im Büro erledigt. Als die Safetür wieder verschlossen war, verabschiedete sich Auerberg. Keiner von beiden reichte dem anderen die Hand.
    Matzbach verbrachte einige Zeit des Nachdenkens am Tresen. Ihn beschäftigten weniger Auerbergs Lebensgeschichte und die daraus erwachsenden Konsequenzen als vielmehr einige unangenehme Gedanken bezüglich Rüdiger Erler. Kundenvermittlung war eine Sache, aber die Finger des Unternehmers wurden entschieden zu lang und zu zahlreich.
    Er ging noch einmal ins Büro, öffnete den Safe, betrachtete den Geldkoffer und verwarf drei Beschlüsse, ehe er sich mit seinem Gemüt auf ein viertes Verfahren einigte.
    Danach rief er in Brenig an, wo Hermine Päffgen nach seinem Befinden fragte; und wie der Umsatz sei; und wann man ihn wieder erwarten dürfe. Schließlich, als ihr nichts mehr zu fragen einfiel, holte sie Rapunzel an den Apparat. Rapunzel bestätigte, daß ihr verblichener Bruder eine Art Samuraischwert besessen hatte: »Hing ziemlich in der Mitte, an der Waffenwand.«
    Er hatte das Gespräch gerade beendet, als Yü von seinem Raubzug durch die Stadt heimkehrte. Es mußte eine Art Raubzug gewesen sein, denn erstens war er mit allerlei Taschen und Tüten beladen, und zweitens sah Matzbach von weitem, daß Yü unter den Bäumen der Uferpromenade seinen schnellen, schleichenden Panthergang verwendete.
    Der Panther war jedoch wieder verschwunden, als der Chinese nach lautem Räumen in der Küche aufs Kneipendeck kam, Mineralwasser in sich hineinschüttete und sich dann zurückhaltend räusperte.
    »Alter Herr Matzbach – es gibt zwei Dinge, die der alberne Nichtswisser Yü dem huldreichen Jadeherz unterbreiten muß.«
    »Sprich, Kunstperle des Ostens.«
    Yü grinste. »Erstens, wie ich zu erwähnen vergaß, kommt heute abend Dany für ein paar Tage her. So daß ich dich bäte, von, sagen wir, acht bis zehn den Service zu übernehmen.«
    Matzbach lächelte mit sämtlichen Zähnen. »Ah, die edle Frau Winzerin. Wer bin ich, daß ich eurer Wiedervereinigung im Wege stünde? Ich werde auch keine Krümel in dein Bettchen streuen. Und zweitens?«
    »Das hier.« Yü reichte ihm einen Kontoauszug mit Anlage.
    Der Auftrag war säuberlich getippt, die Unterschrift unleserlich. Es handelte sich um eine Bareinzahlung auf das Konto der
Spelunke
; unter »Verwendungszweck« stand ANZAHLUNG BOOT , unter »Auftraggeber« ALBO & C O KG BONN . Der gutgeschriebene Betrag war 12345,- DM.
    »Eins zwei drei vier fünf«, knurrte Matzbach. »Und dann? Sechs sieben acht neun aus? Kannst du dir einen Reim darauf machen?«
    »Raus«, sagte Yü. »Haus Laus Maus Graus Schmaus. Reicht?«
    Um nicht die Ratlosigkeit ins Kraut schießen zu lassen, machten sie sich ein paar nette halbe Video-Stunden, meistens im Schnelldurchgang. Aber die Aufnahmen des Schankraums

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