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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ob es denn wohl genehm sei, wenn der Herr MdB gegen zehn auf dem Boot erschiene. Matzbach, leicht verblüfft, bestätigte den Termin.
    Bis Freiberg auftauchte, hatte Matzbach gefrühstückt. Freiberg verlangte inständig nach Kaffee; Matzbach schüttete den Rest der ersten Portion in einen Becher, schob ihn dem Kriminalisten hin und braute die zweite Runde.
    Yü kam zu ihnen, setzte sich nach karger Begrüßung und lauschte dann ebenso stumm und ratlos wie Matzbach.
    »Also, um’s kurz und dramatisch zu machen. Euer Koch, Tshato, befindet sich noch im Krankenhaus, müßte aber gleich rauskommen. Ich hab eben mit ihm gesprochen; er sagt, sein Kopfverband steht ihm prächtig und wird ihn nicht am Arbeiten hindern.«
    »Wunderbar«, sagte Matzbach. »Aschanti mit Turban ist doch was Neues. Was zum Teufel ist los?«
    Tshato und Lucy waren langsam den Rhein abwärts zu Fuß heimgegangen. Im schmalen Ufergrün unterhalb der Beethovenhalle sahen sie Bewegungen und hörten noch aus der Ferne etwas wie einen erstickten Schrei. Lucy war stehengeblieben, Tshato war losgerannt. Seiner Aussage nach fand er einen Vermummten, der sich mit einem langen Gegenstand in der Hand an einem unvermummt am Boden Liegenden zu schaffen machte, aufsprang, dem Aschanti auswich und ihm dann aus der Bewegung heraus das Ende des langen Gegenstands an die Schläfe knallte.
    »Das war alles. Tshato war ein paar Sekunden weg, wie ausgeknipst, sagt er. Als er wieder zu sich kam, beugte sich Lucy über ihn. Die bestätigt alles genau so und sagt, der Vermummte sei sofort getürmt, nachdem er Tshato niedergeschlagen hatte. Sie hat uns alarmiert, und wir haben Tshato gegen seinen Willen ins Krankenhaus gebracht – beobachten, man weiß ja nie, und mit Gehirnerschütterungen soll man nicht spaßen.«
    »Fürwahr. Behutsamer Umgang ist vor allem bei jenen Objekten geraten, deren Existenz nicht eindeutig erwiesen ist, wie Konfuzius sagt.« Yü schüttelte den Kopf. »Und was ist mit dem anderen?«
    »Tja«, sagte Freiberg. »Tja tja tja. Hans Jaspersen, geboren neunzehnzweiundsechzig. Bekannt?«
    »Nee«, sagte Matzbach. »Das heißt aber nichts. Anno zweiundsechzig fanden mehrere Geburten statt, an denen ich unbeteiligt war.«
    Freiberg beugte sich vor. »Jaspersen hat gestern abend hier gegessen, mit Herrn Erler, den ihr ja wohl kennt. Und er hat in einem Steuerbüro gearbeitet.«
    Er nannte den Namen; es war das Büro, das die Steuer- und Gehaltsabrechnungen der
Spelunke
machte.
    »Ich weiß nicht, wie viele Leute da arbeiten«, sagte Matzbach. »Mir ist auch bei den Gesichtern an Erlers Tisch gestern niemand bekannt vorgekommen.
Hat
gearbeitet, sagst du?«
    »Und wird dies nicht mehr tun. Er ist zerschlitzt worden; mit einem langen Gegenstand, den der Täter, nachdem er ihn Tshato über den Schädel gezogen hat, als Andenken in die ohnehin tote Leiche steckte. Keine Abdrücke; er muß Handschuhe getragen haben und wollte wohl nicht mit dem Ding durch die Nacht laufen. Habt ihr eine Ahnung von irgendwas?«
    »Die unreifen Knaben«, sagte Yü, »sind wie üblich ahnungslos, begehren aber vom ehrwürdigen älteren Herrn Oberbüttel zu erfahren, um welche Art eines länglichen Gegenstands es sich gehandelt haben möchte.«
    Freiberg nickte. »Kann ich mir vorstellen, daß ihr das gern wüßtet. Also noch mal, keinen blassen Schimmer?«
    »Auch keinen feuchten Furz«, sagte Matzbach. »Also, was für ein Gegenstand, dieser lange?«
    Freiberg lächelte ohne Vergnügen. »Ein Samuraischwert.«
    Sie gingen noch einmal den ganzen Abend durch; Yü und Matzbach verschwiegen eisern, daß sie alle Vorgänge im Schankraum per Video aufgezeichnet hatten. Irgendwann blickte Yü wie zufällig zur Sicherheitskamera; Matzbach sagte wie zufällig »Ach nee«, was sich auf Freibergs letzte Äußerung beziehen oder eine allgemeine Klage über die Würdelosigkeit der Existenz sein mochte.
    Als der Hauptkommissar gegangen war, besprachen sie sich kurz; Yü verließ die
Spelunke
, um Einkäufe zu machen und der mysteriösen Aufforderung K ONTO CHECKEN nachzugehen. Matzbach rauchte zum vierten Pott Kaffee die erste Panetela des Tages, grübelte und kam lediglich zu dem Schluß, daß er sich an Bord der
Spelunke
unwohl und unsicher zu fühlen begann. Was immer da ablief, hinter einer düsteren Wolke, war völlig unbegreiflich, aber die Wolke wirkte bedrohlich.
    Punkt zehn betrat ein hagerer Mann im sommerleichten Nadelstreifer den Anleger. Er trug einen sommerleichten

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