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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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begehrt, aber alles genauso müßige Spekulation wie der Rest. So, also, warum versteckt sich die Schwester?«
    »Erstens, weil sie selbst nicht mehr lange zu leben hat und die restliche Zeit halbwegs ruhig verbringen will. Und zweitens, weil sie bestimmte Befürchtungen hegt.«
    »Welcher Art?«
    Matzbach betrachtete das andere Ufer, die Umrisse der Berge, den tuckernden Lastkahn, der die helle Nacht nutzte, den Sternenhimmel. Halblaut und schnell berichtete er, wahrhaftig aber unvollständig, von Albos Vereinigungsdeal, dem Unfall des daran beteiligten Krämer, der angeblichen Erpressung. »Rapunzel weiß zwar von nichts – jedenfalls nicht mehr, als ich dir gesagt habe; sie nimmt aber an, daß, wer auch immer ihn erpreßt hat oder erpressen wollte, es jetzt bei ihr versuchen könnte. Albo hat sie zur Alleinerbin bestimmt.«
    »Und sie weiß sonst nichts?« Freiberg klang skeptisch; im Halbdunkel auf der Galerie war sein Gesicht nicht mehr deutlich zu erkennen.
    »Nee.«
    Langsam trank der Hauptkommissar sein Glas leer; dabei hielt er Matzbach einen länglichen, beiläufig giftigen Vortrag über die Nachteile, die einem unkooperativen Bürger drohen könnten, der die Ermittlungsbehörden belügt. Matzbach nickte brav, gab ihm – gegen erneuerte heilige Eide – Hermine Päffgens Telefonnummer und schwor seinerseits scheinheilig, sich aus der Sache herauszuhalten.
    Als Freiberg gegangen war, kehrte Matzbach zurück zur Sliwowitz-Schachpartie. Drei Leute, die gemeinsam einen auf Tofu-Basis mit zweiunddreißig Gemüsesorten und Körnern hergestellten, scharfgewürzten Auflauf bestellt hatten (Tshato war der passende Name eingefallen:
Afrotofu-Ufo
; letzteres sollte angeblich Unidentifizierbares FreßObjekt bedeuten, Matzbach war für »ungenießbar«) und dazu alkoholfreien Pseudochampagner, beschwerten sich lautstark über Fleischdüfte vom Nebentisch und Alkoholdünste im Raum. Erst als Yü mit einem Grinsen, dem Aschanti und dem Cheyenne an den Tisch trat und sagte, es sei politisch wie kulinarisch unkorrekt, in dieser Form die Arbeit von Fremdstämmigen zu diskriminieren, endete das Getue.
    Gegen halb eins waren die meisten Tische leer und die Küche geschlossen. Red Horse, Lucy und Tshato saßen am Tresen und tranken heißen Kakao gegen die Unbill der Sommernacht. Yü kehrte mit leeren Gläsern vom Vorderdeck zurück und grinste vor sich hin.
    »Was ist?« sagte Matzbach, als der Chinese ihn auf dem Weg zum Tresen passierte.
    »Geh hin und schau. Wie Konfuzius feststellte, verzichtet nicht einmal der Blinde auf eigenen Augenschein, wenn er überzeugt sein will.«
    Matzbach erhob sich vom Schach und schlenderte bugwärts. Unterm rheinischen Sternenhimmel tanzte Zaches auf Stelzen mit den Partnerlookladies; er sang halblaut mit wuchtigem Baß melancholische Steppengesänge vermutlich skythischen Ursprungs, und beide Damen schluchzten begeistert. Das Licht der Uferlaternen brach sich im perlenden Strom auf der Wange der sich gen Steuerbord wiegenden Tänzerin.
    Geräuschlos, mit diskret ungerührtem Gesicht schloß Matzbach die Deckstür und ging zurück zu Wingolf. Yü drehte hinterm Tresen an Knöpfen.
    Wie eine Springflut toste die rückwärts abgespielte, jaulende Version von
Tristan und Isolde
in den Raum. Matzbach sackte auf seinen Stuhl und hielt sich die Ohren zu. Wingolf, der bisher erst zwei Bauern verloren hatte, schlug mit seinem Damenläufer einen ungedeckten Springer und trank ihn aus. Matzbach schnitt eine Grimasse – sieben Bauern, ein Turm und nun der Springer verloren und versoffen. Er kratzte sich das Kinn und verschob den überlebenden Springer. »Gardez!« sagte er, aber das war im Lärm nicht zu hören.
    Wingolf stierte glasig aufs Brett. Matzbachs Springer bedrohte gleichzeitig die Dame und einen Läufer, konnte aber von einem Bauern geschlagen werden.
    Ein etwa 30jähriger Mann in besudeltem Overall kam in den Schankraum, machte eine Fratze des Schmerzes und ging zum Tresen. Er wandte sich an Red Horse und sagte etwas. Der Cheyenne hob die Schultern und deutete auf sein Ohr. Der Monteur wiederholte, lauter; wieder zuckte Red Horse mit den Schultern. Yü streckte die Hand nach den Knöpfen des Musikgeräts aus; der Besucher holte tief Luft und brüllte genau in dem Moment, als Yü den Lärm abschaltete:
    »M ATZBACH !«
    Matzbach schüttelte den Kopf. »Nee, so nicht. Ein bißchen dezenter darf’s schon sein.«
    Red Horse rieb sich das Ohr und deutete zum Schachtisch. Der Besucher kam

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