Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
hat, man höre und staune, das Feuer ausgepinkelt.«
    Yü gluckste. »Und?«
    »Die Freunde von der Polizei, ob mit oder ohne Handschuh, haben sich nicht gescheut, den versengten Jiffy rauszuholen. Und rat mal, was drin war?«
    Yü hob die Schultern.
    »Angekokeltes Zeitungspapier. Vermutlich hat jemand aus der ersten Spazierertraube da was vertauscht. Wir sind also so schlau wie vorher.«
    »Nee«, sagte Yü. »Noch dümmer.«
    Um halb zwei schlossen sie die
Spelunke
ab. Yü, mit den Tageseinnahmen in der einen und Danys Hand in der anderen Pfote, wünschte allseits frohes Nichtstun und wandte sich in Richtung Golf. Tshato und Lucy verschwanden rheinabwärts; im Gehen wickelte der Aschanti den Turban ab und steckte die Binde, die er offenbar nicht weiter nutzen wollte, in einen Abfalleimer. Matzbach wartete auf ein bestelltes Taxi, das sich Zeit ließ. Red Horse, der angeboten hatte, ihn wohin auch immer zu chauffieren, sagte plötzlich:
    »Ah, vielleicht müssen wir es sowieso anders machen. Die Kiste hat heut nachmittag komische Geräusche gemacht und wollte nicht so richtig. Mal sehen, ob sie überhaupt anspringt. Ich schau mal, ob ich irgendwas sehe. Nimmst du mich sonst in deinem Taxi mit?«
    »Klar. Ich warte hier.«
    Red Horse nickte und überquerte die Straße. Yü und Dany hatten die Golftüren geöffnet und waren halb eingestiegen. Red Horse öffnete die Fahrertür des Pickup, bückte sich, entriegelte die Motorhaube, steckte den Schlüssel ins Zündschloß und drehte.
    Die Stichflamme erhellte die Uferstraße; erst dann hörte Matzbach die Detonation. Er sah den Cheyenne, der sehr schnell reagiert hatte, seitlich über die Straße rollen, hörte Glassplitter rieseln, sah Danys Golf einen Satz vorwärts machen. Ein Schwall heißer Luft schob Baltasar zurück zwischen die Bäume der Uferpromenade.
    Der Golf stand, bewegte sich dann zehn Meter vor; Yü sprang heraus, mit einem Feuerlöscher in der Hand. Dany mußte eine sehr sorgsame, gesetzestreue Fahrerin sein, die derlei wichtige Dinge nicht im Kofferraum, sondern in der Kabine aufbewahrte. Der Chinese rannte die paar Meter und begann zu sprühen.
    Matzbach kniete neben Red Horse, der immer noch auf der Straße lag. »Don, gibt’s dich noch?«
    Red Horse richtete sich auf. Eine Wange war aufgeschrammt, ebenso die Hände. Sein Gesicht wirkte blutleer. »Holy shit«, sagte er.
»Ist
der Chinamann schnell!«

10. Kapitel
    »Es war einmal ein Steuerpächter.«
    Räubergeschichte
von V OLTAIRE
    Tshato und Lucy waren beim Knall sofort umgekehrt; sie würden Red Horse so lange wie nötig unterstützen, Händchenhalten. Dany, Yü und Matzbach gaben zu Protokoll, was sie zu sagen hatten. Obwohl es ihnen nun überflüssig erschien, blieben sie beim verabredeten Versicker-Verfahren: Dany und Yü fuhren mit dem Golf Richtung Godesberg, bogen irgendwann gekonnt rechts ab und parkten in einer Friesdorfer Seitenstraße. Matzbach ging noch einmal an Bord, bestellte ein neues Taxi, ließ sich zum Polizeipräsidium bringen, ging vorn hinein, wechselte ein paar freundliche Worte mit dem von Freiberg vorgewarnten Nachtdienstmann, verließ das Gebäude hinten wieder und ging zu seinem Rover. Als er Dany und Yü in Friesdorf abholte, war es fast drei Uhr.
    »Ziemlich überflüssig, nach dem Big Bang, glaub ich«, sagte er. »Aber man sollte einmal ausgeheckte Pläne vor allem dann beibehalten, wenn es keinen Grund mehr dafür gibt. Mir ist, schätze ich, keiner gefolgt.«
    Kurz vor halb vier trafen sie in Brenig ein. Zaches hatte die Nachtwache übernommen, öffnete und schloß das große Tor und eskortierte sie zu Zimmern im Haupthaus. Matzbach bewunderte Hermines feine Voraussicht; halblaut und mit einem dröhnenden Grinsen sagte Zaches, die Herrin des Hauses nehme an, ob der Strapazen der vorigen Nacht und der späten Stunde wolle Monsieur wohl eher ruhen. Andernfalls – hier gluckste Zaches – sei er autorisiert, dem Besucher den Weg zur Kemenate des Burgfräuleins zu weisen. Matzbach sah sich im Raum um, den Hermine für ihn vorgesehen hatte: zweite Etage, Blick nach Norden auf die nächtliche Illumination der Petrochemie von Wesseling und Godorf, ein breites Bett aus vermutlich in Worpswede zubereitetem Kirschbaum, passende Nachttischchen, ein Kleiderschrank aus Eiche, ein großer Bauerntisch mit zwei Stühlen aus gedrechseltem Nußbaum und Schilf oder Stroh.
    »Nein«, sagte er. »Das hier ist fürs schiere Schlummern ganz ausgezeichnet. Man muß die Kraft, die

Weitere Kostenlose Bücher