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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schweigend, ohne Zwischenfragen oder auch nur mimische Kommentare. Schließlich hob er die Schultern.
    »Ich finde keinen Fehl an Euren Ausführungen, alter Herr Matzbach. Wiewohl mir scheint, daß in Eures Denkens labyrinthischen Kanälen die Wasserschlange Tücke mehrere Nistplätze angelegt hat, wo sie machtvoll schwelget.«
    »Gut dahergesagt. Aber es hilft im Moment nur eines – abwarten.«
    Sie verließen das Büro; Matzbach nahm die Flasche mit dem schlappen Segler mit und legte sie auf den Tresen.
    »Ich finde«, sagte er, als Lucy, Tshato, Don, Dany und Yü das Objekt ausreichend belästert hatten, »für den Preis, den ich bezahlt habe, darf man nicht klagen. Wenigstens ist die Flasche heil. Und ich wollte immer schon so ein Ding haben.«
    Dany klopfte ihm auf die Schulter. »So eins? Alle Masten flachgelegt? Wenn das dein Kindheitstraum ist, möcht ich nicht wissen, wie dein Kindheitstrauma war.«
    Baltasar kicherte. »Wird sowieso nicht verraten; ich ziehe es vor, auch für meine engere Umgebung undurchschaubar zu bleiben. Wir werden diese Köstlichkeit auf dem Bord über der Musikanlage placieren.«
    »Chief?« sagte Red Horse. Er trug ein breites Grinsen und sein Bajuwarenkostüm.
    »O
noble savage
– was ist?«
    »Wenn’s wirklich nicht zu teuer war, laß mich doch mal was versuchen. Wenn’s schiefgeht, ist es ja kein großer Verlust.«
    Matzbach zögerte. »Willst du mir mein Spielzeug kaputtmachen? Ich sag’s Custer.«
    Der Cheyenne bleckte die Zähne. »Das hat schon mal jemand versucht. Gib her.«
    Tshato hob die Hände über den Kopf, ließ sie fallen, murmelte etwas über kindische Nordmenschen und verschwand Richtung Kombüse. Red Horse entkorkte die Flasche und schielte hinein.
    Ein erster Gast erschien, nickte zur Begrüßung und setzte sich ganz links an den Tresen. »Köstritzer«, sagte er. »Bitte.«
    Lucy zapfte. Yü und Matzbach machten einen Rundgang, zählten Gläser und ausgelegte Bestecke, blickten zum Ufer, wo Dons Pickup hinter Danys Golf stand, und wechselten ein paar halblaute Bemerkungen.
    Als sie zum Tresen zurückkamen, nahm der Gast eben den ersten Schluck. Don erschien aus dem Kombüsendurchgang; in der Hand hielt er ein Garn und ein paar Nadeln, wie man sie zum Befestigen von Rouladen verwendet. Beinahe staunend sahen alle zu, mit welcher Fingerfertigkeit der Cheyenne nun das Schiff aus der Flasche holte, die umgelegten Masten prüfte, bewegte, dann sehr schnell überaus komplizierte Schlingen und Knoten ins Garn schlug und den Faden an den Mastspitzen befestigte.
    Kaum fünf Minuten nach Beginn der Operation hatte er das Schiff wieder in die Flasche geschoben, blickte auf, lächelte und sagte: »Achtung!« Dann zog er sanft am Garnende; in der Flasche richteten sich die Masten auf.
    Matzbach murmelte:
»Erection, please.«
    Red Horse streckte ihm die Zunge heraus, zupfte noch einmal am Faden, schlang ihn mit einem weiteren namenlosen Spezialknötchen um den Korken und steckte diesen in die Flasche, wobei er ihn vorsichtig drehte.
    »Da, Chief. Dein Kindheitstraum ist jetzt seetüchtig.«
    Matzbach strahlte, nahm die Flasche entgegen und deponierte sie auf dem Bord. »Ausgezeichnete Arbeit«, sagte er. »Ich könnt dich knutschen, bis du schielst.«
    »Ih bah, bitte nein.«
    Yü blickte auffällig auf seine Armbanduhr. »Langsames Geschäft heute«, sagte er. »Schon fünf vor halb sieben und erst
ein
einsamer Trinker.«
    Der Angesprochene zog den Inhalt seiner Nase hoch, trank als Chaser einen Schluck Schwarzbier und legte ein Fünfmarkstück neben das Glas.
    Punkt halb sieben klingelte es am Ufer; der Fahrradkurier kam über den Anleger.
    »Ich schon wieder«, sagte er. Aus der Umhängetasche zog er einen Jiffy und einen länglichen Briefumschlag. »Fragen Sie mich nicht, was das soll – ich führe nur Aufträge aus. Hier.«
    Matzbach nahm den Umschlag und riß ihn auf. Darin lag ein getippter Zettel:
24690,- DM in den dicken Umschlag stecken
.
    »Blöde Summe«, sagte Yü, der Baltasar über die Schulter geschaut hatte. »Idiotisch. Warum nicht noch dreiundzwanzig Pfennig extra?«
    Matzbach nickte dem Kurier zu. »Moment bitte.« Er nahm den Jiffy und winkte Yü, ihm zu folgen.
    Im Büro holte er die Geldpäckchen aus der Plastiktüte, die er im Papierkorb unterm Schreibtisch gelassen hatte. »Abgezählt«, sagte er. »Stimmt genau.« Er schob das Geld in den Jiffy. Dabei spürte er etwas Hartes und zog zwei Verschlußnieten aus dem Umschlag. »Toll, da hat jemand

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