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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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erst am Mittwoch zurückkommen.«
    »Paderborn!« Yü verlieh dem Namen etwas unsagbar Exotisches, als begönne gleich dahinter der Weg zum
Yak&Yeti
in Katmandu. »Darf man sich erdreisten, nach dem Reisegrund zu fragen?«
    »Man darf.« Baltasar skizzierte das Problem und die mögliche Lösung; dann sagte er: »Weiter im Text. Donnerstag werden du und ich aufbrechen, um Licht in die erpreßliche Finsternis eines Abgeordneten zu bringen.«
    Yü krempelte den linken Ärmel seines kragenlosen weißen Hemds herunter, dann wieder auf. Etwa zehn Sekunden dauerte die Operation, bei der er nebenbei die Haare auf seinem Unterarm zu zählen schien. Er blickte auf, mit sehr schmalen Augen. »Ich wüßte vierzehn bis sechzehn Gründe, nicht mit dir aufzubrechen, und keinen einzigen dafür.«
    Matzbach lächelte. »Es gibt einen Grund, Yü-Baby.«
    »Und der wäre?«
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Das überzeugt mich. Gut. Und der Anlaß? Die Finsternis des Abgeordneten Auerberg kümmert dich doch einen Dreck.«
    »Geld.«
    Yü nickte langsam. »Ein anständiger Anlaß; man könnte geradezu von einem ehrenwerten Motiv sprechen. Wohin geht’s?«
    »In dieselbe Ecke, in die ich mit Neumann am Dienstag will, nur ein bißchen weiter. Ich will die östliche Lippe riskieren.«
    »Noch mal Paderborn und gar darüber hinaus? Gewaltig.«
    »Wir werden also ins westliche Asien reisen, um dies und jenes zu tun. Wenn alles klappt, was ich heute per Telefon zu erfahren hoffe, wären wir dabei zu dritt ...«
    »Wer?«
    »Kimberley, aus New York.«
    Yü runzelte die Stirn. »Du fliegst aber Verstärkung von ganz schön weit her ein, Junge. Hat das bedeutende Gründe?«
    Baltasar gluckste. »Ich werde dich davon in Kenntnis setzen, sofern es stattfindet. Aber weiter – Donnerstag hin, Freitag zurück. Freitagabend übernehmen wir das Steuer wieder; meinst du, wir könnten Dany bitten, am Donnerstag mit Don und Lucy den Laden zu schmeißen?«
    »Ich werde ihr zuerst die Füße küssen, dann fragen. Und die große Abschiedsfete?«
    Matzbach hob die Schultern. »Ich werde ihm Samstag vorschlagen.«
    Yü blinzelte. »Der Tisch, über den wir ihn ziehen wollen, muß aber gut gedeckt und bestens gesichert sein, wie du weißt.«
    »Ich bedenke diverse Formen der Verankerung.«
    »Gut.«
    »Ja, ich hab alles hier, was wir brauchen könnten.« Rapunzel betrachtete den Zettel, den Matzbach vor Tagen von Freiberg erhalten und vergessen hatte: die amtliche Bestätigung, daß Alberich Schmidt sich ins Jenseits hatte katapultieren lassen, und daß seine sterbliche Hülle Objekt langwieriger Untersuchungen sei. »Aber ...« Sie zögerte und brach ab.
    »Was aber?«
    »Ein Anflug von Skrupel«, sagte sie mit einem schrägen Lächeln.
    »Weshalb?«
    »Mensch, Matzbach, ich weiß nicht, wieviel Knete es ist, aber es ist doch öffentliches Geld ... gewesen.«
    Zaches, von Nachtwachen und anderem ermüdet, hatte sich zu einem Nachmittagsschlaf zurückgezogen. Yü und Dany fehlten ebenfalls; Matzbach nahm an, daß der Chinese dabei war, seiner Exwinzerin die Füße zu küssen. Hermine saß in einem Teaksessel, hatte die Beine auf einen Hocker gelegt und blickte in den wüsten Garten hinunter, zu einem grellen Ginster, auf dem ein niedergelassener Buchfink grölte. Rapunzel stützte die Ellenbogen auf den Tisch und starrte Matzbach an.
    »Puh.« Er griff nach der schwarzen Thermoskanne und goß seinen Kaffeebecher wieder voll. »Du auch?«
    Rapunzel schüttelte den Kopf; sie steckte den Totenschein in den Ausschnitt ihrer Bluse.
    »Also«, sagte Baltasar. Dann verstummte er und wickelte eine Zigarre aus.
    »Was also?«
    »Ungefähr die Hälfte aller Deals, die die Treuhand gemacht hat, dürfte schmierig gewesen sein, oder inkompetent, oder gegen das Interesse der Arbeiter im Osten und gegen das des Staats. Wenn die alles abgewickelt haben, werden sie an die vierhundert Milliarden Schulden hinterlassen. Dafür stehen aber nicht Frau Breuel und Herr Waigel gerade, sondern wir alle. Und wie mir ein Bekannter aus Brandenburg sagte, hätten sie die Treuhand nicht gebraucht – vierhundert Milliarden Schulden hätten sie auch allein machen können und wahrscheinlich viel mehr Spaß dabei gehabt. Vielleicht sogar einige Arbeitsplätze.«
    »Was hat das mit meinen Skrupeln zu tun?«
    »Der Apparat, in dessen Verdauungskanälen wir uns befinden, und das ist ein schlechtes Bild; jetzt müßte ich nämlich mit Zotten und Enzymen weitermachen. Also: Das ist ein

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