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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sich Yü zu. »Frag ihn doch mal.«
    Yü blickte auf. »Etwa inwiefern?«
    »Sag ihm, wir wüßten gern, welcher unflätige Finsterling ihm die Befehle gegeben hat.«
    Yü lächelte freundlich und blickte nach unten. »Hörst du?« sagte er. »Der dicke Mann will wissen, welcher unflätige Finsterling dir die Befehle gegeben hat.« Seine Hände taten etwas; der Liegende jaulte auf.
    »Au... Auerberg«, ächzte er.
    »Wann?«
    »Vor ... vor ner Stunde.«
    Yü klappte den Geldkoffer zu, ließ sich auf sein Hotelbett fallen und verschränkte die Hände unterm Kopf. »Noch etwas über sechsundvierzig Riesen. Hat sich die Aktion denn gelohnt?«
    Matzbach jonglierte eine Weile, bis er antworten konnte. Er hatte eine Zigarre zwischen den Zähnen, zwei Gläser in der Linken, in der Rechten eine Flasche Cardhu. Er klemmte sie in die Achselhöhle, nahm die Zigarre in die Hand, zog mit den Zähnen den Korken aus der Flasche, spuckte ihn auf den Boden, nahm die Zigarre wieder in den Mund, goß beide Gläser fast randvoll, stellte die Flasche auf den Nachttisch und ein Glas auf Yüs Bauch. Dann gestikulierte er mit der Zigarre.
    »Gelohnt? Allein Kimberleys Sprung war doch sehenswert und lohnend, oder?«
    »Wo ist sie?«
    »Schläft. Sie sagt, sie hätte einstweilen genug von Verrückten. Außerdem verträgt sie keinen Zigarrenrauch.«
    Yü nahm sein Glas, setzte sich auf und nippte. »Hmm. Wie Meng-tse sagt, schmilzt bei gutem Malzwhisky sogar des Drachenkaisers Jadeherz. Aber was ist mit dem ganzen Klatsch, den die uns heute abend in die Ohren geblasen haben?«
    Matzbach grinste; er ließ sich in einen Ledersessel plumpsen.
    »Hat sich gelohnt, doch. Wir wissen jetzt, daß es in diesem ganzen Kaff nur drei gute Menschen gibt – dich, Kimberley und mich. Keiner außer uns hat die Knete verdient. Und vor allem wissen wir zwei oder drei Dinge, die Meister Dengler davon abhalten sollten, den Parteigenossen Auerberg weiter zu erpressen. Ich werde ihn« – er blickte auf die Uhr – »um zwölf treffen, wie vereinbart, und ihm das Mittagessen versauen. Vorher will ich aber noch die alte Bäuerin besuchen.«
    Yü schloß die Augen und ließ sich wieder aufs Bett fallen, das Glas auf dem Bauch. »Was reitet Auerberg denn eigentlich? Erst schickt er dich mit fünfzig Riesen los, letzte Rate für den Erpresser, dann setzt er diese Knalltüten auf dich an, die das Geld wieder eintreiben und dir ein bißchen zusetzen sollen.«
    Matzbach stieß eine mächtige Oualmwolke aus, die träge durchs Zimmer segelte, über dem Fernseher zerfaserte und in den Gardinen verging. »Tja, man fragt sich ... Ich nehme an, jemand hat ihn von unseren Spielen in der Kneipe unterrichtet, per Telefon, und Auerberg fand, das wäre nicht die richtige Art, mit seinem Geld umzugehen. Vielleicht hat er aber auch Angst, wir kriegen noch was gegen ihn raus und übernehmen selbst das Erpressen.«
    Yü runzelte die Stirn und hob den Kopf. »Und? Übernehmen wir das?«
    Matzbach schob die Unterlippe vor. »Tja, auch das fragt man sich.«
    Yü und Kimberley standen am Ufer des verschilften Sees, offenbar in kommunikatives Schweigen versunken. Matzbach stapfte neben einer alten Bäuerin her zum Hof, der nur wenige hundert Meter vom See zwischen Bäumen lag. Sie zupfte an ihrer dicken Brille.
    »Damals hatt ich noch gute Augen, anders wie heut. Deshalb war ich ja auch so sicher.«
    »Also noch mal.« Matzbach blieb stehen und schaute zurück. »Sie haben das Mädchen gesehen und den Mann; die sind zum See runtergegangen.«
    Sie nickte. »Er hat nen Arm um ihre Schulter gelegt, ja. Er geht links, sie rechts. Dann bleiben sie noch mal stehen, lachen über irgendwas, und dann gehen sie weiter, runter zum Ufer, wo ich nix mehr seh.«
    »Und Sie sind sicher, daß das Auerberg war?«
    »Ich sag Ihnen doch, damals warn meine Augen noch gut. Und wer soll das sonst gewesen sein? Das wußten doch alle, daß die zwei was miteinander haben. Kommen Sie, ich zeig Ihnen was.«
    In der guten Stube mit schweren alten Bauernmöbeln nahm sie ein Album, blätterte und zeigte Matzbach ein Foto. Es zeigte eine Gruppe junger Leute. Sie deutete auf ein Mädchen. »Das ist Martha. Das muß im Frühsommer gewesen sein, in dem Jahr ... Armes Ding. Keine Eltern, keine Verwandten, hat’s zur Kindergärtnerin gebracht, und dann so was. Nee, nee.« Sie schneuzte sich in ihre Schürze.
    Matzbach deutete auf einen langen schlanken Mann. »Und das ist Auerberg?«
    Sie blinzelte. »Nee, der da.« Sie wies

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