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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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dies nicht umsonst tun, sondern erhält einen Teil der hierfür vorgesehenen fünftausend.«
    Kimberly hob die Hand. »Let me make one more thing perfectly clear – it’s about life, liberty, and the pursuit of happiness, right? Far called, our navies melt away, on dune and headland sinks the fire; lo, all our pomp of yesterday is one with Nineveh and Tyre. Therefore ...« Sie blickte Matzbach auffordernd an.
    »Was die Dame meint, ist, daß ja niemand, weder sie noch ihr Großvater, Geld mit ins Grab nehmen kann; deshalb soll es sinnvoll genutzt werden, zur allgemeinen Freude gewissermaßen, zur Verfolgung des Glücks. Ah, noch etwas.« Er grinste. »Dies ist ausländisches Geld; es wird bar ausbezahlt. Kein Finanzamt erfährt davon – es sei denn, einer von Ihnen ...«
    Allgemeines Gelächter; die Männer drängten sich immer näher an den Tisch mit dem offenen Koffer. Yü wühlte im Geld, zog ein paar weiße Blätter heraus, schraubte einen Füller auf und setzte sich in Positur.
    »Mein Assistent, Herr Yü, wird Ihre Auskünfte notieren. Das geht nicht an offizielle Stellen – wie gesagt, kein Finanzamt, kein Richter, keine Polizei erfährt etwas. Sie können also unbesorgt sprechen. Als erstes möchten wir die gesamte Zeche des heutigen Abends übernehmen. Zweitens erhält jeder« – Matzbach blickte in die Runde, zählte schnell, kam auf etwa zwanzig Leute, nickte – »von Ihnen, der etwas Gutes oder Schlechtes über jemanden sagen kann, zweihundert Mark auf die Hand. Und bitte – auch die ältesten Klatschgeschichten, Gerüchte, alles, was Ihnen einfällt, kann uns helfen!«
    Nach und nach setzte sich jeder einzelne Kneipengast zu ihnen, redete, flüsterte, berichtete; Yü notierte, Kimberley strahlte, Matzbach nickte oder stellte aufmunternde Zwischenfragen.
    Sehr viel später verließen sie als letzte das Lokal. Es war weit nach Mitternacht. Sie hatten den Citroën etwa dreißig Meter entfernt geparkt, da vor dem Lokal alles voll gewesen war.
    »Heilige Habgier«, sagte Matzbach halblaut. »All der Dreck, den die übereinander erzählt haben ... Das hätten wir auf keine andere Weise rauskriegen können.«
    Yü gluckste. »Sehr schöne Strategie, Dicker. Wie Konfuzius sagte: Wenn du den Stier bei den Hörnern nehmen willst, greif ihm zuerst in die Brieftasche. Oder so.«
    Kimberley räusperte sich; sie berührte Matzbachs Schulter und deutete in einen Hauseingang, aus dem vier oder fünf schattige Gestalten auftauchten. Im Licht einer Laterne blitzte mindestens ein Messer; eine der Gestalten spielte mit einer Fahrradkette.
    »Lay on, Macduff«, sagte sie halblaut und schob Matzbach vor sich her.
    »Ich nehm das Messer«, murmelte Yü.
    »Langsam.« Matzbach blieb stehen. »Habt ihr euch verlaufen, Kinder?«
    Es waren fünf; sie trugen zerschlitzte Strümpfe über den Köpfen. Zwei hatten leere Hände; einer ließ einen Schlagstock in die linke Handfläche titschen. Der mit dem Messer ging links, der mit der Kette rechts, auf der Straße.
    »Her mit der Knete«, sagte der mit dem Schlagstock.
    »Ts, ts, ts. Schlecht erzogen, bah. Manche hatten eine gute Kinderstube, andere litten unter arger Wohnungsnot. Habt ihr kein Taschengeld gekriegt?«
    »Hör auf zu quasseln. Dicker. Los, rück schon raus.«
    »Alas, poor Yorick«, sagte Kimberley; sie drängte sich zwischen Matzbach und Yü. »These are fellows of finite jest. I could come bounding from a nutshell and count myself the queen of flying divers. Go!«
    Ansatzlos sprang sie; ihre Füße trafen den Schlagstockbewehrten vor die Brust und schleuderten ihn zu Boden. Sie rollte sich ab wie eine Katze, umklammerte die Beine des Unbewaffneten neben ihr und brachte ihn zu Fall. Gleichzeitig attackierte Yü mit einem furchtbaren asiatischen Kampfschrei den Messermann, der sich unter den Hieben und Tritten wie eine gelähmte Marionette bewegte; die Klinge klirrte aufs Pflaster. Matzbach schlug mit dem Geldkoffer aufwärts in die Kette, ließ das Behältnis los und umarmte die beiden rechts gehenden Gestalten; ihre Köpfe krachten zusammen.
    Es dauerte nur Sekunden. Der Knabe mit dem Schlagstock lag reglos auf dem Trottoir; dann stöhnte er und faßte an seinen Kopf. Yü kniete auf dem Messerhelden. Die drei anderen verschwanden torkelnd in der Nacht.
    Matzbach hob den Geldkoffer auf und ging zu Kimberley, die mit verschränkten Armen an einer Hauswand lehnte, den rechten Absatz gegen die Mauer gestemmt. »How much, Schatzi love?« sagte er. Dann wandte er

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