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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auf einen anderen schlanken Jüngling. »Der, wo Sie meinen, das is der Dengler. Und das hier is mein Junge.«
    Matzbach summte leise; schließlich sagte er: »Und Sie sind ganz sicher, daß es Auerberg war, mit dem Mädchen? Wie können Sie, auch bei guten Augen, so sicher sein? Es sind ja doch ein paar Meter.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Tja.« Sie zögerte und schüttelte den Kopf. »Das is solang her; so genau weiß ich das nich mehr. Ich glaub, irgendwas mit Haltung oder Gang.«
    »Hat der Mann vielleicht gehinkt?«
    »Nee. Also das bestimmt nich. Das wüßt ich.«
    »Könnten Sie mir das Bild ein paar Tage leihen? Ich schick’s Ihnen zurück.«
    »Aber gut damit umgehn.« Vorsichtig löste sie es aus dem Album.
    Vor dem Rathaus stieg Matzbach aus dem Wagen, den Yü steuerte, bückte sich noch einmal und steckte den Kopf in die Kabine. Yü nickte; Kimberley, auf dem Rücksitz, schüttelte langsam den Kopf, als wollte sie sagen: Oh, ihr Idioten. Matzbach grinste, knallte die Tür zu und wandte sich zum Rathaus; der Citroën brauste davon.
    Ein großer, schwerer Mann mit grauer Tonsur und grauem Anzug kam Matzbach entgegen. »Dengler«, sagte er. »Sie sind Matzbach?«
    »Bedauerlicherweise. Krieg ich kein Händchen?«
    Dengler schnitt eine Grimasse. »Ich sehe keinen Grund für Herzlichkeit. Kommen Sie; ich bin auf dem Weg zum Mittagessen. Hoffentlich reicht die Strecke, um alles zu klären.«
    Matzbach hob die Schultern. »Kommt auf Sie an. Ob Sie vernünftig sind.«
    Sie gingen los – Matzbach rechts, Dengler links. Nach ein paar Schritten wechselte Dengler auf Matzbachs andere Seite. Dabei deutete er auf sein rechtes Ohr.
    »Taub geboren, deshalb muß ich immer rechts gehen oder sitzen.«
    »Das erklärt Ihre Parteizugehörigkeit. Pure Opposition.«
    »Bah. Also, was spielen Sie für ein komisches Spiel? Gestern abend im
Postillon
, was sollte das?«
    Matzbach klackte leise mit der Zunge. »Auerberg mag nicht weiter erpreßt werden. Ich soll Ihnen die letzte Rate aushändigen und Sie bitten, es damit gut sein zu lassen.«
    Dengler kicherte humorlos. »Bitten Sie ruhig.«
    »Eben. Bitten hilft nicht viel, deshalb dachte ich, ich versuch’s andersrum. Auf diese Weise kann ich Herrn Auerberg auch diese sinnlose Geldverschwendung ersparen.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    Matzbach musterte die Fachwerkfassaden, an denen sie vorübergingen, und pfiff einem Hund, der eben das Bein an einer Laterne hob. »Nette Häuser und nasse Einwohner. Sie waren in dieser köstlichen Gemeinde einige Zeit für die Vergabe öffentlicher Bauaufträge zuständig.«
    Dengler blieb stehen. »Ah.« Er kaute auf der Unterlippe.
    »Eben – ah. Gestern abend hab ich ein paar nette Geschichten gehört, zum Beispiel über Ihren Vetter, der Bauunternehmer ist.«
    »Das ... das können Sie aber nicht beweisen.«
    Matzbach lächelte. »Muß ich gar nicht. Es gibt doch hier genug Leute, die das wissen oder jedenfalls vermuten. Was meinen Sie, wie es mit Ihrer Parteikarriere weitergeht, wenn die Story in einer Zeitung auftaucht? Sie wissen so gut wie ich, daß es dann an Ihnen hängenbleibt. Egal, ob jemand was beweisen kann oder nicht.«
    Dengler machte ein paar Schritte; Matzbach folgte ihm, bis sie mitten auf einem kleinen Platz standen. Der Hund strich um sie herum.
    »Dann ist da noch die Sache mit Ihrer lieben Mutter, die seit Jahren in einem Heim vegetiert. Man war sich in der Kneipe nicht so ganz sicher, ob sie wirklich entmündigt werden mußte, oder ob der liebende Herr Sohn vorzeitig erben wollte.«
    Dengler ächzte. »Lauter unbeweisbares Gequassel.«
    »So unbeweisbar wie das, was Sie angeblich gegen Auerberg in der Hand haben.«
    Dengler hob die Hände über den Kopf, ließ sie wieder sinken. »Das Schwein«, sagte er leise. »Er hat Martha auf dem Gewissen. Und wissen Sie, was er beim Bund gemacht hat? Er hat als Ausbilder ein paar Leute gezwungen, Würmer und Käfer zu essen. Vier Mann waren das. Einer ist verrückt geworden, einer hatte einen komischen Unfall bei der Wochenendheimfahrt damals, einem hat Auerberg nen Job besorgt. Der vierte Mann ist nach Australien, aber er hat mir vorher davon erzählt.«
    Matzbach steckte die Hände in seine Jackentaschen. »Ihre Motive sind aber keineswegs lauter, Dengler. Sie wollen mir doch nicht erzählen, Sie lassen sich von Auerberg bezahlen und geben das Geld an die trauernden Hinterbliebenen weiter, oder? Und was die Sache mit der armen Martha angeht ...« Er zog eine

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