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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Matzbach den Diamantring am kleinen Finger der Rechten.
    »Matzbach mein Name.« Er machte eine kleine Verbeugung »Das da ist Yü. Und wie dürfen wir Sie anreden?«
    Der Massige starrte ihn an. Er schien nicht antworten zu wollen; dann öffnete er doch den Mund, der voll von perfekt überkronten Zähnen war. »Mops«, sagte er, zu Matzbachs Überraschung. »Oder Klops, Hops, Flops. Ist mir völlig egal.«
    »Na gut«, sagte Matzbach. »Monsieur Drops also. Nehmen Sie doch bitte Platz. Es ist reichlich gedeckt.«
    Die Maschinen sprangen an. Einer der Leute unten machte die Leinen los. Die
Spelunke
glitt langsam in den Strom.
    »Ich finde es ungemütlich hier.« Matzbach sah Erler ins Gesicht. »Wie wär’s mit einer Runde sitzen und essen und trinken, zur Entkrampfung der Atmosphäre?«
    Erler nickte einem der Leibwächter zu. Zwei andere hatten plötzlich Waffen in der Hand; der erste klopfte Yü ab, fand nichts, klopfte Red Horse ab, ebenfalls ohne Erfolg; dann förderte er aus Matzbachs Jackentasche die Smith & Wesson zutage und reichte sie Erler.
    »Die Damen«, sagte Erler.
    Rapunzel und Dany, beide unbewaffnet, ließen das Grabschen über sich ergehen. Yü lehnte an der Wand des Durchgangs zum VIP-Teil, die Arme verschränkt und mit Augen, die in die Unendlichkeit zu blicken schienen. Matzbach kaute auf einem Stück Wange, das er zwischen die Backenzähne gezogen hatte.
    »Sie sind ein bißchen arg im Vorteil«, sagte er. »Macht es Ihnen viel aus, Ihre sämtliche Flak abzulegen?«
    »Es macht uns was aus.« Erler grinste und steckte Matzbachs Waffe ein. »Man weiß nie, ob man das Zeug nicht doch braucht.«
    »Essen.« Der Massige schnupperte. »Riecht gut. Wär ein Jammer, das verkommen zu lassen, wie? Was ist das?«
    »Chili, ein Spezialrezept. Ich hoffe, Sie mögen es scharf.« Matzbach kniff ein Auge zu. »Ich tue mal so, als ob ich hier zu Hause wäre. Wer essen will, möge sich setzen.«
    Erler nickte und deutete auf den gedeckten großen Tisch; der Massige sagte, mit einem kleinen Gluckser:
    »Ich fürchte, ich mag es schärfer als Sie. Wird sich weisen.«
    Es war ein unbehagliches Essen mit einem Hauch von mißlungener Theateraufführung. Oder Henkersmahlzeit. Obwohl die Waffen verschwunden waren. Ein Mann blieb unten bei Tshato, der Navigator auf der Brücke, einer stand am Fuß der Treppe zur Brücke, einer saß auf einem Barhocker und beobachtete Dany, Rapunzel und Red Horse. Zaches hatte sein Billardspielen eingestellt, war auf den Tisch geklettert und saß nun da, die Stelzen über den Knien, den Teller mit Chili in einer Hand, den Löffel in der anderen. Erler, der massige Herr Mops, Yü, Matzbach und die übrigen drei Gentlemen saßen um den Tisch herum. Man aß, trank Schwarzbier (niemand wollte Burgunder) und schwieg. Matzbach machte immer wieder Versuche, eine Konversation in Gang zu bringen, wobei sich sein Unterton von ironisch allmählich zu höhnisch entwickelte. Erler reagierte bisweilen, eher einsilbig, die übrigen gar nicht. ›Verglichen mit Monsieur Klops‹, dachte Matzbach, ›ist Erler ein Ausbund an menschlicher Wärme.‹
    »Was haben Sie eigentlich mit uns vor, und was mit dem Boot?« sagte Yü nach langem, zähem Schweigen.
    »Wir werden zu Ende essen – sehr gut, übrigens.« Erler blickte zum Tresen, an dem inzwischen auch Tshato und sein Aufpasser lehnten. »Sie sind der Koch, ja? Ausgezeichnet – aber das kenne ich ja von Ihnen. Wollen Sie nicht weiter hier arbeiten, für die neuen Besitzer?«
    Tshato bleckte die Zähne. »Ich bin doch nicht Ihr Nigger«, sagte er.
    Erler hob die Brauen. »Schade, aber das muß jeder selbst wissen. Tja, was wir mit Ihnen machen? Nichts – wenn Sie uns nicht dazu zwingen.« Er sah Matzbach in die Augen. »Zum Beispiel durch allzu kluge Fragen. Ja?«
    Matzbach nickte.
    »Wir werden gleich ein bißchen Geld zählen. Danach, wenn alle Beteiligten zufrieden sind, unterschreiben wir ein Stück Papier. Danach machen wir kehrt, gehen über Stag oder wie immer das heißt, und lassen uns nach Bonn zurückschippern. Das alles hier« – er deutete auf die Runde allgemein – »ist nichts als eine kleine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Glaub ich Ihnen aufs Wort.« Matzbachs Stimme troff von Spott. »Immerhin geht’s ja doch um ein bißchen Knete.«
    Der Massige lehnte sich zurück, rülpste und sagte: »Ha.«
    Erler blickte zum Tresen. »Wenn Sie vielleicht abräumen könnten? Der Tisch wird dann für anderes gebraucht.«
    Red Horse, Dany und Rapunzel

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