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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Billardtischs und ging zum verhängten Fenster, wo er sich mit dem Rücken an die Wand lehnte und einen langen Schluck trank.
    Erler griff ohne hinzusehen nach seinem Glas, stieß es beinahe um, betrachtete die übergeschwappten Tropfen und seufzte. »Sauerei.« Er blickte zum Tresen. »Hätten Sie wohl einen Lappen?«
    Rapunzel nahm etwas aus dem Spülbecken und kam zu ihnen.
    Matzbach verschraubte den Füller, steckte ihn ein und sagte: »Ich unterschreibe erst, wenn wir wieder an Land sind.«
    Erler verzog den Mund. »Mißtrauisch; hab ich das nicht vorhin schon gesagt?«
    »Sie müßten mir schon noch erklären, wie Sie sich das weiter vorgestellt haben.«
    »Ganz einfach. Es gab ein kleines Mißverständnis. Unser Freund aus Köln wollte das Boot haben, ohne dafür zu zahlen. Sie haben ihn mit der auf Sie eingetragenen Waffe erschossen, wir haben für Ruhe gesorgt und die Sache korrekt abgewickelt.«
    Yü trat von der Tischkante zurück; seine Hände baumelten. Rapunzel begann langsam, wie halb gelähmt, Schwarzbier von Tisch zu wischen.
    »Und alle Zeugen schweigen?« sagte Matzbach.
    »Das wollen wir doch einfach mal voraussetzen.« Erlers Augen tasteten Matzbachs Gesicht ab. Wie eisige Finger des Yeti.
    »Ohne meine Unterschrift ist die Transaktion nichtig. Und sobald ich unterschrieben habe, brauchen Sie uns alle nicht mehr.«
    Rapunzel hatte fertig gewischt und wandte sich zum Gehen.
    »Trauen Sie mir so etwas Schäbiges zu?« Erler hob die linke Hand. Seine beiden Leute standen gespannt still; der zweite Kölner erhob sich und ging zu ihnen; Robby fing Rapunzel ab, ehe sie den Tresen erreichte. Er hielt sie vor sich, einen Arm unter ihrer Achsel und vor ihrer Brust, die Hand an Hals und Kinn, die andere Hand am Hinterkopf. Rapunzel gurgelte; sie riß die Augen weit auf.
    »Scheiße«, sagte Matzbach. »Lassen Sie die Frau los!«
    »Unterschreiben.« Erler verzog keine Miene; seine Stimme klang unverbindlich, aber gelassen. »Sie haben doch keine Chance, Mann.«
    »Don?« sagte Daniela. Ihre Stimme bebte, und die Hände krampften sich um die Zapfhähne. »Warum, Don?«
    »Nicht jetzt.« Erler klang gelangweilt. »Robby.«
    Der Kölner bewegte die Rechte; sie verließ den Hals ganz, um das Kinn fester zu packen. Rapunzel ächzte: »Matz...« Mit zwei schnellen Rucken der Hände an Kinn und Hinterkopf brach Robby ihr das Genick und ließ sie los.
    Dany wimmerte. Hinter sich hörte Matzbach das scharfe Einatmen von Zaches.
    »Ruhig«, sagte er tonlos. »Zaches, keine Dummheiten. Setz dich auf den Billardtisch und halt still.«
    Er drehte kurz den Kopf; es kostete ihn unsägliche Mühe. Zaches, kreideweiß, ließ das halbleere Glas fallen, hob die Hände über den Kopf, tastete nach dem Vorhang, als ob er sich festhalten müßte, stöhnte, ließ den Vorhang fahren und taumelte zum Pooltisch. Er kletterte hinauf, setzte sich zwischen die Kugeln und zog die Stelzen an sich.
    »Unterschreiben«, sagte Erler. »Sie können auch warten, bis die andere Frau tot ist. Die stirbt aber langsamer.«
    Dany preßte die Hände vor den Mund, stieß ein schrilles Schluchzen aus und kippte um. Red Horse stellte sich auf die Querstreben des Hockers und blickte hinter den Tresen.
    »Erst mal ausgestiegen«, sagte er heiser.
    »Wie wollen Sie das Gemetzel erklären?« Baltasars Stimme klang sehr fremd, von innen. »Alles die Kölner?«
    »Sind doch Profis«, sagte Erler. »Und ein Indianer als Zeuge.«
    »Hat Albo dich angesteckt? War’s deshalb?« sagte Yü.
    Red Horse fuhr auf. »Was?!«
    »Er hatte Aids.« Yü klang ganz ruhig. »Hat er dir das nicht gesagt?«
    »Ihr ... wollt mich verarschen?« Red Horse klammerte sich an die Tresenkante.
    »Das spielt doch jetzt keine Rolle«, sagte Erler. »Unterschreiben Sie, Mann. Oder es wird hier sehr ungemütlich.«
    Das Schiff machte eine kaum merkliche Seitwärtsbewegung. Der Mann auf der Brücke sagte etwas; es klang wie eine Frage. Gleichzeitig brüllte unten Tshato:
    »Mann, ich will wissen, was da oben los ist!«
    Und die Stimme des Angeredeten, die etwas gepreßt klang:
    »Kannst du ne Knarre von ner Wurst unterscheiden, Nigger? Halt die Fresse.«
    Matzbach nahm den Füller, schraubte ihn langsam auf und malte ein
B
aufs Papier. Dabei sagte er, ohne aufzublicken:
    »Ich glaube, es war ein unglücklicher Zufall, oder? Der unbekannte neue Lover, der so fein fesseln kann, bis zum Beinahe-Ersticken? Tolle Knoten wie die für das Flaschenschiff, ja? Bloß war der eine Knoten dann

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