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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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räumten ab. Tshato sagte etwas von Aufräumen und stieg wieder hinunter zur Küche, gefolgt von seinem Aufpasser. Matzbach schaute aus dem Fenster, nahm an, daß sie bald Linz passieren würden, und schickte ein paar flehende Gedanken in den dichtbewölkten Himmel, der sich rasch verfinsterte. Wind kam auf, und die Wellen, die an den Rumpf der
Spelunke
klatschten, waren im Schankraum deutlich zu hören.
    »Gut, daß Sie keine zahlenden Passagiere sind«, sagte Yü. »Sonst dürften wir nicht ohne Maschinisten fahren. So ein Privatausflug ... Wie Konfuzius sagt, muß man ...«
    »Hören Sie mit Konfuzius auf«, sagte Erler. »Wir sind nicht in der Stimmung.«
    »Was haben Sie denn nun mit dem Boot vor?« sagte Matzbach.
    Erler blickte den Massigen an, der Matzbach zum zweiten Mal überraschte.
    »Ha, viel«, sagte er; er rieb sich die Hände. »Hier Restaurant, wie bisher. Nebenan« – er nickte zum VIP-Teil hinüber – »Kasino und Bar mit leichtbekleideten jungen Damen, ja? Und mindestens dreißig gut zu vermietende Kabinen, stundenweise und für Wochenendvergnügungen. Wieso haben Sie das nicht längst gemacht?«
    »Es ist uns offenbar nicht beigefallen.«
    Erler schnipste. Einer seiner Männer legte einen mittelgroßen Samsonite-Koffer auf den abgeräumten Tisch und ließ die Verschlüsse aufschnappen.
    »Eins Komma neun«, sagte Erler. Er klang ehrfürchtig, aber auch ein wenig wehmütig. »Haben wir uns wirklich vom Munde abgespart. Unter den neuen Bedingungen werden wir mindestens eine ganze Weile brauchen, um das wieder reinzuholen. Wollen Sie nachzählen?«
    Matzbach betrachtete die sauber geschichteten Päckchen; es schienen lauter Hunderter zu sein. »Stichproben. Wenn Sie gestatten. Zaches?«
    »Hier, Boß.« Der Zwerg kletterte vom Billardtisch, holte aus einem Pappkarton, der weiter hinten auf einem Stuhl stand, ein Prüfgerät, stöpselte es ein und kam zum Tisch. Mit finsterer Befriedigung registrierte Matzbach, daß mindestens zwei Waffen aus zwei Taschen kamen, als der Kleine die Hand in den Karton steckte. Nun verschwanden sie wieder, aber langsamer.
    Yü beugte sich vor, nahm ein Päckchen, das offenbar fünfzig Hunderter enthielt, blätterte, zog einen Schein heraus. Zaches prüfte.
    »In Ordnung.«
    Yü nahm das nächste Päckchen, riß den Papierstreifen auf und zählte gründlich. Seine Finger waren kaum zu sehen; der Massige beobachtete scheinbar fasziniert die Fertigkeit des Chinesen.
    »Übrigens sind Sie ja ein mißtrauischer Vogel«, sagte Erler. »Uns bewaffnet zu erwarten!« Er schüttelte den Kopf, zog Matzbachs Smith & Wesson aus der Tasche, prüfte sie. »Und sogar voll! Also so was!« Er roch am Lauf, legte die Waffe auf den Tisch, trank einen Schluck Bier und blickte zum Tresen. »Kann ich noch ein bißchen Brot haben?«
    Red Horse seufzte vernehmlich, nahm die Holzplatte, auf der die Reste von drei Baguettes lagen, und ergriff das lange Brotmesser.
    Erler lächelte, sagte »Danke«, hob die Smith & Wesson wieder auf, schoß dem Massigen, der ihm gegenüber saß und mit schräggelegtem Kopf Yüs flinke Finger betrachtete, in die Schläfe; dann richtete er die Waffe auf den Leibwächter neben Monsieur Mops. Der Mann rechts von Matzbach, ebenfalls einer der Kölner, hatte die Hände flach auf den Tisch gelegt und bewegte sich nicht. Red Horse drehte sich samt Barhocker und drückte dem hinter ihm am Tresen lehnenden Kölner die Spitze des Brotmessers an die Halsader.
    »Entschuldigung«, sagte Erler mit einem Blick zum Tresen. Dany und Rapunzel standen starr da, mit langsam erbleichenden Gesichtern. »Das mußte zwischendurch einfach mal sein. Durchsuchen.«
    Einer von Erlers Leuten, offenbar beidhändig begabt, richtete zwei größere Handwaffen allgemein in den Schankraum; der andere rief zuerst zur Brücke hinauf, dann zur Küche hinunter: »Alles okay.« Ohne in das Schußfeld des Kollegen zu geraten, hart an der Wand entlang, ging er zum Tresen, tastete den von Red Horse Neutralisierten ab, steckte eine der beiden bei ihm gefundenen Waffen ein, hielt ihm die zweite an den Kopf und nickte dem Cheyenne zu. Red Horse legte das Messer weg, zog eine dreifarbige Paketschnur aus der Tasche, verschnürte die Hände des Kölners und band sie ans Tresengeländer.
    Dany hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Rapunzel sagte mit fadendünner Stimme: »Albo ... Warum, Don?« Dann schluckte sie; der Cheyenne antwortete nicht.
    Als auch die beiden am Tisch sitzenden Leibwächter entwaffnet

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