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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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waren, steckte der Mann im Durchgang seine schweren Kaliber ein. Er nahm eine schwarze Aktenmappe, die am Treppengeländer lehnte, öffnete sie, holte ein Stück Papier heraus und hielt die offene Mappe seinem Kollegen hin, der die eingesammelten Waffen der Kölner hineingleiten ließ. Abgesehen von dem Klicken – Metall auf Metall – und den dröhnenden Schiffsmaschinen herrschte eisige Stille.
    »Ein Mitarbeiter verhandelt in Köln jetzt« – Erler blickte auf seine Rolex – »mit eurer Nummer zwei über eine Art Fusion. Ihr könnt eure Jobs behalten. Es sei denn, ihr habt den da so geliebt, daß ihr ihm Gesellschaft leisten wollt.« Mit dem Kinn deutete er auf die zusammengesackte Gestalt. Aus dem Kopf des Mannes, der sich Mops genannt hatte, sickerte reichlich Flüssigkeit auf die Tischplatte.
    Der immer noch neben ihm sitzende Leibwächter rückte ein paar Zentimeter zur Seite. »Der braucht keine Gesellschaft«, sagte er halblaut. Der andere Mann, neben Matzbach, hatte noch immer die Hände flach auf dem Tisch; er nickte nur. Der an den Tresen Gefesselte hustete und zerrte an der Schnur. »Scheiße«, sagte er. »Klar doch. Macht mich los.«
    »Langsam. Eins nach dem andern. Ihr werdet euch natürlich noch ein bißchen ... qualifizieren müssen, ja? Robby, du hast doch eine Spezialität.« Erler blickte den ruhigen Mann neben Matzbach an.
    »Sag Bescheid.« Er ließ die Hände auf der Tischplatte, krümmte aber leicht die Finger.
    »Vielleicht«, sagte Erler, »sollten wir jetzt einen anderen Tisch nehmen.
Das da
ist nicht so anregend.« Er stand auf, noch immer mit Matzbachs Waffe in der Hand. »Aufhören da; und wegpacken. Seien Sie sicher, es stimmt.«
    Yü, dessen Gesicht keine Regung zeigte, nickte Zaches zu. Der Zwerg schaltete das Prüfgerät aus. Langsam ging er zum Tresen, nahm Rapunzels Hand und streichelte sie wortlos. Yü klappte den Koffer zu und trug ihn zu Erler.
    Der hatte inzwischen an einem anderen Tisch Platz genommen; die Smith & Wesson lag griffbereit vor ihm, daneben das Blatt aus der Mappe. Er deutete auf den Kölner, den er Robby genannt hatte, dann auf den Fußboden schräg hinter sich. Der ruhige Mann erhob sich, ohne den Toten anzusehen, und trat hinter Erler. Der zweite Leibwächter blieb sitzen; die beiden Leute von Erler standen zwischen Treppe, Durchgang und Tresen. Sie hatten die Waffen eingesteckt. Die locker baumelnden Hände blieben nah an den Jackentaschen.
    »Kommen Sie!« Erler klopfte auf den Tisch. »Die Transaktion! Und wir müssen noch über dies und das reden. Bitte noch ein Bier. Und den Koffer hierhin.«
    Matzbach blickte zum Tresen. »Zaches, bist du so gut?« Er war ein wenig überrascht, daß seine Stimme so normal klang.
    Der Zwerg hob die Schultern und sah Dany an; sie begann mit unsicheren Händen zu zapfen. Red Horse sah zu, regungslos.
    Matzbach ließ sich gegenüber von Erler nieder und nahm das Papier, dickes handgeschöpftes Bütten. Darauf bestätigten die Herren Baltasar Matzbach und Felix Yü, daß sie Herrn Rüdiger Erler die
Spelunke
samt Inhalt übergäben; sie versicherten, daß sie die Begleichung aller etwa offenen Rechnungen, Bankschulden etc. übernähmen. Der Käufer seinerseits erklärte sich bereit, alle fälligen Behördengänge, Eintragungen, Umschreibungen usf. zu erledigen. Als Gegenleistung für die Übergabe der
Spelunke
würden den Herren Matzbach und Yü 49 % der Anteile an der ABC genannten Unternehmung übertragen; vgl. hierzu Inventarliste und letzten Geschäftsbericht (»wird beurkundet und beigefügt«).
    »Alles schön legalesisch«, murmelte Matzbach. »Was ist mit Mehrwertsteuer?«
    Erler klackte mit der Zunge. »Unterschreiben Sie.« Es war keine Bitte mehr, aber noch kein Befehl.
    Matzbach bedachte dies und jenes, kalkulierte fieberhaft; er hatte das Gefühl, daß sich der Trichter in der Sanduhr unaufhaltsam ausdehnte und immer schneller immer mehr Sand durchrieseln ließ. Langsam zog er den Füller aus der Brusttasche, schraubte ihn auf und reichte ihn dem Chinesen, der neben ihm stand.
    »Fang du an, Yü.«
    Yü nahm den Füller, beugte sich vor, statt sich zu setzen, und kritzelte ein paar Chinoiserien aufs Papier, die ebenso
gut Felix Yü
bedeuten konnten wie
Zehntausendfaches Glück
oder
Möge dir ein Geisterfuchs das Gemächt verknoten
.
    »Jetzt Sie«, sagte Erler.
    Zaches brachte ein Tablett mit vier Bier, stellte je eines vor Erler, Yü und Matzbach, behielt das vierte, legte das Tablett auf die Kante des

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