Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
hinüber. Oder zum Tresen. Im Flaschenfach unter der Spüle war eine Pistole mit Klebestreifen an der Decke befestigt; um sie zu sehen, mußte man sich fast auf den Boden legen. Eine zweite klebte an der Unterseite des halb mit Korken gefüllten Holzbottichs unter dem schweren Korkenzieher, der am rückwärtigen Bord hinterm Tresen montiert war.
    Red Horse erschien mit vier Flaschen, gefolgt von Zaches, der Rapunzel einen besorgten Blick zuwarf und dann zum Billardtisch ging, an dem seine Stelzen lehnten. »Eine Runde Pool jemand?«
    Niemand wollte mitspielen; Zaches murmelte etwas Abfälliges, stieg auf die Stelzen und griff nach einem Oueue. Die Kugeln lagen schon bereit.
    Red Horse stellte die Flaschen auf den Tresen. »Fertig, Dany«, sagte er. »Du kannst. Soll ich die aufmachen?«
    Dany zapfte zwei Gläser voll Schaum, leerte sie und nahm frische; Rapunzel griff nach den beiden gebrauchten, um sie zu spülen. Matzbach sagte:
    »Ah, das kann Dany gleich machen. Öffnen; Burgunder will zwar einen ganzen Tag atmen, aber ich nehme an, das Chili übertönt eh alles. Du könntest Tische decken, Don.«
    »Wie viele Plätze?«
    »Ach, erst mal zehn. Wenn’s nicht reicht ...«
    Zaches hatte sich gerade zum drittenmal besiegt; Don sah zu, wippte auf den Fußspitzen und pfiff durch die Zähne; Matzbach versuchte, sich auf ein Kreuzworträtsel zu konzentrieren; Yü beging Kung-fu oder etwas ähnlich Unverständliches; aus der Küche drangen scharfe Dünste und ein tief dröhnender Aschantigesang; Dany und Rapunzel hingen in unmöglichen Haltungen auf Barhockern – als endlich, wenige Minuten vor sechs, zwei Benz und ein BMW auf der Promenade hielten.
    »Kundschaft«, sagte Zaches.
    Matzbach und Yü standen auf und gingen zur Treppe; Dany und Rapunzel verzogen sich hinter den Tresen. Don baute sich davor auf.
    Zwei Männer kamen die Kaitreppe herab auf den Anleger, dann Erler, dann zwei andere; danach ein etwas kleinerer, massiger Mann in hellem Sommeranzug, gefolgt von weiteren drei Leuten. Bis auf Erler und den Massigen schien es sich um Abzüge vom gleichen Original zu handeln: muskulös, sportlich, ausdruckslose Gesichter, dunkle Anzüge mit Ausbeulungen. Die beiden ersten kamen an Bord, blickten kurz treppauf, nickten, was Matzbach als Gruß interpretierte, und verschwanden Richtung Bug beziehungsweise Heck.
    Matzbach breitete die Arme aus. »Moment. So nicht. Es war die Rede von ...«
    Einer der Männer berührte ihn am Bauch. Mit dem Lauf einer Waffe. Zwei Männer machten sich an eine Inspektion des unteren Decks; Erler, noch immer auf dem Anleger, murmelte etwas. Der Mann mit der Waffe sagte halblaut:
    »Umdrehen. Nach oben.«
    Nach ein paar Minuten hatten die Leibwächter die Untersuchung beendet. »Nur der Koch«, sagte einer; er gab sich keine Mühe, leise zu sprechen.
    »Du bleibst unten«, sagte Erler; dann winkte er den übrigen auf dem Anleger und kam die Treppe herauf.
    »Tach«, sagte er, wie beiläufig.
    »Die Zahl Ihrer Mitesser hat sich vermehrt«, sagte Matzbach. »Man könnte Sie fast als verpickelt bezeichnen. Haben Sie einen Kaperbrief?«
    Erler zuckte mit den Schultern. »Hat sich so ergeben. Ich konnte den Deal nicht ganz allein machen; ein Geschäftsfreund, der sich finanziell beteiligt, wollte der Transaktion beiwohnen.«
    »Hat der Geschäftsfreund einen Namen?« sagte Baltasar, als der Massige auf halber Treppe war. »Und die übrigen Gentlemen?«
    Erler grinste. »Namen sind Schall und Rauch, wie irgendwer mal gesagt hat. Fertig zum Ablegen?«
    Einer der Männer am Fuß der Treppe nickte. Erler blickte einen anderen an, der bereits im Schankraum stand. »Los dann.«
    »Moment«, sagte Matzbach. »Nichts gegen zusätzliches Personal auf der Brücke, aber unser Pilotse hat doch wohl Vortritt, oder?«
    Zaches, ohne Stelzen, kam zum Durchgang, blinzelte an dem Großen empor und sagte: »Hallo, Copilot.«
    »Null«, sagte Erler.
    Der von ihm zum Navigator bestimmte Mann grinste matt, beugte sich vor, tastete Zaches schnell ab, ohne daß der Kleine sich wehrte, und sagte: »Keine Artillerie, Chef.«
    »Dann kann er unten bleiben. Rauf.«
    »Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß wir soeben geentert wurden«, sagte Yü.
    Der Massige schob sich vorbei an Matzbach und sah sich in Schankraum um. Er war etwa zwanzig Zentimeter kleiner als – aber genau so schwer wie – Baltasar. Die struppigen Brauen verschatteten kalte graugrüne Augen. Als er die Hand hob und sich an die Nase faßte, sah

Weitere Kostenlose Bücher