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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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eins im Bonner Regierungsviertel verkauft. Beide unter Preis. Eilig. Zusammen ungefähr eins Komma eins. Ich nehme an, die restlichen achthundert Kilo kriegt er auch zusammen.«
    Yü nickte langsam.
    »Kinder, Kinder.« Dany lächelte beinahe liebevoll. »Ihr wollt
ihn
über den Tisch ziehen, er
euch
, notfalls unter Einsatz schwerer Artillerie? Das muß ich sehen.«
    Rapunzel blickte zuerst Yü an, dann Matzbach. »Na, ihr Chauvis? Jetzt kommt doch bestimmt die Rede über Frauen, die man schützen muß, oder?«
    »Wir sind emanzipierte Feministen«, sagte Baltasar. »Ihr müßt uns nur versprechen, möglichst hinterm Tresen in Deckung zu bleiben.«
    »Wie schon Lao-tse mißbilligend feststellte, wird das Reich nicht vom Herrscher regiert, sondern von seiner Konkubine.« Yü stöhnte leise. »Wenn ihr unbedingt wollt ...«
    »Und du meinst, Albos Mörder ist dabei?« Rapunzel bohrte die Blicke in Baltasars Augen. »Wer ist es denn?«
    Matzbach hob den Kaffeebecher und sah Yü an. »Tja, wer?« Um fünf Uhr, als Zaches eben die Maschinen nach einem Probelauf abschaltete, kam Red Horse an Bord, zusammen mit Dany, die ihn in Dransdorf abgeholt hatte. Tshato bastelte in der Kombüse am einzigen Tagesgericht, das Matzbach mit Kreide auf einer echten Schiefertafel notiert hatte:
Hell’s Kitchen Chili
. Zu Ehren des Rezeptübermittlers dieser höllisch scharfen Sache hatte er es zunächst »Tom His Hell’s Kitchen Chili« nennen, dann aber antikisierende Feinheiten nicht an das Publikum des Abends verschwenden wollen.
    Rapunzel, in einem knallroten Hosenrock, stand hinterm Tresen und polierte längst polierte Gläser; Dany ging zu ihr, berührte sie am Arm und sagte leise etwas, das keiner außer den beiden verstehen konnte. Rapunzel nickte und lächelte; es wirkte mühsam und gequält. Dany sah sich um.
    »Kaffee jemand? Oder ein Bier, für die Laune?«
    »Bier!« röhrte Tshato, der die Frage durch den offenen Speisenliftschacht gehört haben mußte.
    Don war für Kaffee, wie Yü und Matzbach. Rapunzel schwieg, und Zaches war noch immer im Maschinenraum. Dany füllte den Schnellkocher mit Wasser, stellte ihn an und hantierte mit Filter, Kaffee und einer Glaskanne. Dann nahm sie zwei Gläser und begann zu zapfen. Nach ein paar Sekunden spuckte der Hahn.
    »Mist«, sagte sie. »Das Faß ist leer.«
    Yü, der seit seinem letzten Kontrollgang neben der Treppe stand und zu grübeln schien, blickte den Cheyenne an.
    »Don, kannst du ...? Und bring doch bitte vier Flaschen von dem Hautes Côtes mit, ja?«
    Red Horse grinste, nickte und ging nach unten, in den kühlen »Keller« neben der Küche. Yü warf einen Blick auf die im Durchgang zwischen Schankraum und VIP-Teil festgehakte, sonst immer verschlossene Tür, hinter der die Treppe zur »Brücke« lag, und kam zu Matzbach, der auf einer Tischkante saß und seine Finger zählte.
    »Vergeßt nicht«, sagte der Chinese leise, »in Deckung bleiben.«
    Dany hob die Brauen, Rapunzel seufzte nur.
    »Hat Zaches das Ding eingebaut?« Yü sprach noch immer leise.
    Matzbach nickte. »War nicht ganz einfach, funktioniert aber. Mit Seilzug.« Er blickte zu einem der zerschossenen Fenster. Die Splitter waren entfernt worden; ein kitschig geblümter Vorhang mit Zugkordeln hing an einer Art Wäscheleine in der Öffnung.
    »Was zählst du an deinen Fingern ab?« Nun flüsterte Yü beinahe. »Wir haben noch immer drei Optionen, oder? Wenn du am Ringfinger fummelst, heißt das, du hast eine vierte?«
    »Ich zähle die prospektiven Leichen.« Auch Matzbach sprach sehr leise. »Und wir haben nur zwei Optionen, von denen eine nicht funktionieren wird.«
    »Wieso nur zwei?«
    Baltasar hob die Schultern. »Ludewig ist einfach
zu
blöd«, knurrte er. »Kein Freibier.«
    Yü nickte; er schien nicht überrascht. »Du hast uns aber ordnungsgemäß abgemeldet, oder? Na gut. Wieso funktioniert die eine der beiden Optionen nicht?«
    Matzbach lauschte; von unten kam das hohle Zischen der aus dem leeren Faß entweichenden Kohlensäure.
    »Alles zu simpel und zu offensichtlich, von Anfang an«, sagte er. »Freiberg hätte es begriffen und uns die Wahl abgenommen. Dann wäre die Knete futsch, aber wir hätten das Boot. Ludewig ... na ja. Blind, taub und bescheppert. Und Erler ... Wir sollten mal mit mehr als den sechs angekündigten Leuten rechnen.«
    »Hoffentlich sind sie nicht zu gründlich«, sagte Yü. »Ihr beide, denkt dran, möglichst hinterm Tresen zu bleiben.« Er blickte zu Dany und Rapunzel

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