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Kein Freibier für Matzbach

Kein Freibier für Matzbach

Titel: Kein Freibier für Matzbach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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und der zweite Kölner erreichte die Mappe und –
    Das war der Moment, da die
Spelunke
seufzend und gurgelnd beschloß, sich auf dem Boden des Rheins auszuruhen. Der irre Tanz endete, Stühle und Tische wurden wieder zu leblosen Gegenständen, Matzbach, immer noch auf dem Bauch, richtete die Smith & Wesson auf die Leute im Durchgang und hörte die tränenerstickte, dabei ruhige Stimme von Zaches, der sich auf dem montierten Billardtisch festgehalten hatte und immer noch die Stelzen hielt und einen Schuß in die Gangdecke feuerte und sagte: »Nee, tut ihr nicht. Fallen lassen!« Und aus der sengenden Dampfwolke – heiße Maschinen und Rheinwasser – tauchte Nomey Tshato auf, die blutige Machete in der Hand.
    Alles gefror. Waffen schepperten auf den Boden. Tshato trat auf die Hand des zweiten Kölners, der die Pistole losließ und aufjaulte. Der unverletzte Bonner hob die Hände; der Navigator stieß angehaltene Luft aus, stützte den taumelnden Mann, aus dessen Schulter es dunkel tropfte, und sagte erstaunlich ruhig:
    »Und jetzt?«
    Matzbach stand auf; die Waffe blieb auf die Gruppe im Durchgang gerichtet. Er sah, daß Yü Erler losließ, den Vertrag einsteckte und gern zu Dany gegangen wäre. Aber dazu hätte er durch Zaches’ und Matzbachs Schußlinie gehen müssen, und außerdem hielt Dany noch immer die Pistole. Sie hielt sie weit von sich, wie einen widerwärtigen Skorpion; ihr Gesicht war heller Stein, Tränen rannen über die Wangen, aber die Waffe, auf den Durchgang gerichtet, zitterte nicht.
    Zaches sagte halblaut: »Und jetzt, Boß?«
    »Und jetzt ...« Baltasar räusperte sich; zuviel steckte in der Kehle oder lag auf den Stimmbändern. Er versuchte es noch einmal. Nun ging es, nicht gut, aber beinahe. »Und jetzt ab mit euch nach Tintagel. Wenn ihr nicht erwischt werdet, seid ihr Glückspilze. Hier ist mehr als genug passiert. Und ich kann mich nie an Gesichter erinnern.« Er schaute aus den Fenstern; sie waren sehr nah am rechten Ufer, Bug stromauf; die Backbordscheiben waren wie durch Magie heil geblieben. Er deutete hinter sich, zum offenen Bugdeck. »Da raus. Und Tempo.«
    Yü duckte sich, tauchte unter der Schußlinie durch, wich dem Lauf von Danys Waffe aus, nahm das Brotmesser und schnitt den dritten Kölner vom Tresengeländer los.
    Der Navigator nickte, hielt den an der Schulter Verwundeten und deutete mit dem Kinn zum Bug. Der andere Mann von Erlers Truppe und der Kölner, der sich die von Tshato betrampelte Hand rieb, gingen voraus.
    Baltasar gab den Weg zum Bugdeck frei, ohne die Waffe sinken zu lassen. Die
Spelunke
wiegte sich mit den Wellen und sackte bei jedem Wiegen tiefer. Der Navigator, die beiden Bonner und die zwei überlebenden Kölner ignorierten die Leichen ihrer Chefs. Als er Matzbach passierte, blickte der Navigator ihn von der Seite an und sagte kaum hörbar: »Danke. Bis nie.«
    Matzbach nickte und folgte ihnen zum Ausgang, wo er mit der Waffe stand, bis die Männer über die Bordwand verschwunden waren.
    Zaches glitt vom Billardtisch, watschelte zum Fenster mit den Vorhängen und faßte nach einer Kordel. Er zerrte, stöhnte, zerrte weiter; endlich gab etwas am anderen Ende nach. Er holte die Kordel ein; sie war lang, und sie troff. Als er alles hatte, warf er die schwere Rolle aus dem Fenster, ins Wasser.
    »Spuren«, sagte er mit einem schwachen Grinsen.
    Tshato betrachtete die Machete, knurrte etwas und warf sie hinter sich ins Wasser, treppab. Das Heck sackte jetzt schneller; die ersten Wellen schwappten um Tshatos Knöchel. »Abmarsch, los los.«
    »Wird auch Zeit.« Zaches deutete zum Ufer; in der Ferne blinzelte Blaulicht.
    Yü stand mit hängenden Armen vor Daniela, die die Waffe fallen ließ und fahl hinterm Tresen herauskam. »Okay?« sagte er.
    Sie hob die Hände, musterte sie, faßte sich ins kurze Haar, ans linke Ohr, zupfte an einem Stück Bluse. »Blendend.« Dann biß sie sich auf die Lippen. »O heilige Scheiße.«
    Das Wasser reichte ihnen schon bis unter die Hüften. Tshato packte den Zwerg, nahm ihn auf die Arme und watete hinaus aufs Bugdeck; Zaches fuchtelte mit den Stelzen.
    Matzbach wandte sich Dany und Yü zu. »Wer taucht?«
    Yü ließ Dany los und schob sie zu Baltasar. »Haut ab. Wir sehen uns später.«
    Matzbach legte den Arm um Danielas Schulter. »Komm; es wird ungemütlich.«
    »Laß nur, geht schon.« Ihre Stimme war brüchig. »Was willst du denn noch, Felix?«
    Matzbach schob sie vor sich her, zum Bug, durch Wasser, das ihnen an die Brust

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