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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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bereitgehalten. Bernie hatte eine kleine Seilbahn einbauen wollen, aber Marsha hatte das abgelehnt, weil sie die Dinger, in Matts Augen völlig zu Recht, für gefährlich hielt.
    An was man sich so erinnert.
    Der Garten war frei überschaubar – es gab keine Bäume, Sträucher oder Felsen. Bernie hatte das Unterholz entfernt, weil er vorgehabt hatte, einen Swimmingpool zu bauen – noch so ein
Traum, wenn auch nur ein kleiner, der mit ihm gestorben war. Es waren zwei weiße Male in der Form einer Baseball-Raute ausgelegt, und dahinter standen zwei kleine Fußballtore. Er rannte durch den Garten. Kyra war wieder in die Garage gegangen.
    Matt hörte einen Tumult.
    »Warten Sie!« Das war Olivias Stimme. Sie schrie absichtlich so laut, damit er sie hörte. »Was wollen Ihre Männer hinten im Garten?«
    Er musste weiter. Er war vollkommen ungedeckt. Einfach laufen, was das Zeug hält? Er hatte keine Wahl. Er spurtete in den Nachbargarten. Matt mied die Blumenbeete, obwohl es seltsam war, sich in so einer Situation um so etwas zu kümmern. Er riskierte einen Blick nach hinten.
    Ein Polizist war um die Ecke in den Garten gekommen.
    Scheiße.
    Hatte er ihn gesehen? Wohl noch nicht. Er suchte etwas, wohinter er sich verstecken konnte. Der Nachbar hatte einen Geräteschuppen. Matt sprang dahinter. Er drückte den Rücken flach dagegen, wie er es in Filmen gesehen hatte. Ein sinnloses Vorgehen. Dann prüfte er seinen Hosenbund.
    Die Pistole war noch da.
    Matt spähte in Richtung Marshas Haus.
    Der Polizist starrte ihn direkt an.
    So sah es wenigstens aus. Hastig zog Matt den Kopf zurück. Hatte der Polizist ihn gesehen? Schwer zu sagen. Er wartete auf den Ausruf: »Hey, da ist er. Im Nachbargarten hinter dem Schuppen!«
    Nichts passierte.
    Er wollte noch einmal nachgucken.
    Das konnte er nicht riskieren.
    Also blieb er einfach stehen.
    Dann hörte er eine andere Stimme – vermutlich die eines anderen Polizisten: »Sam, hast du was …«

    Die Stimme wurde abgeschnitten, als hätte man ein Radio ausgeschaltet.
    Matt hielt die Luft an. Er spitzte die Ohren. Schritte? Hörte er Schritte? Er wusste es nicht genau. Er überlegte, ob er noch einmal kurz nachsehen sollte. Wenn sie auf ihn zukamen, war es doch auch egal. Dann war sowieso alles zu spät.
    Hinter ihm war es zu ruhig.
    Würden die Polizisten ihn noch suchen, hätten sie sich mit Rufen verständigt. Wenn sie still waren, so wie jetzt, gab es dafür nur eine Erklärung.
    Sie hatten ihn gesehen. Sie schlichen sich an.
    Wieder horchte Matt.
    Etwas klimperte. Metallteile am Gürtel eines Polizisten?
    Keine Frage, sie kamen ihn holen. Sein Herz schlug noch schneller. Es hämmerte in seinen Brustkorb. Verhaftet. Wieder. Er stellte sich vor, was geschehen würde: die harte Festnahme, die Handschellen, die Fahrt im Streifenwagen …
    Gefängnis.
    Angst ergriff ihn. Sie kamen. Sie würden ihn mitnehmen und wieder in dieses Loch werfen. Sie würden nicht zuhören. Sie würden ihn einsperren. Er war vorbestraft. Wieder war ein Mann nach einem Kampf mit Matt Hunter gestorben. Vergiss alles andere. Das war der K. o.
    Und was passierte mit Olivia, wenn sie ihn erwischten?
    Selbst wenn er wollte, konnte er nicht die Wahrheit sagen, weil sie dann ins Gefängnis müsste. Und es gab nur eins, was ihm noch mehr Angst einjagte, als dass sie ihn ins Gefängnis steckten …
    Matt wusste nicht, wie es passiert war, aber plötzlich hatte er die Mauser in der Hand.
    Ganz ruhig, sagte er sich. Wir schießen hier nicht auf Menschen.
    Aber drohen konnte er damit schon, oder? Aber er hatte es
mit mehreren Polizisten zu tun, mindestens vier oder fünf, und wahrscheinlich kamen noch mehr. Auch sie würden ihre Pistolen ziehen. Und was dann? Waren Paul und Ethan wach?
    Er schlich zur anderen Seite des Geräteschuppens und riskierte von dort einen Blick.
    Zwei Polizisten waren höchstens zwei Meter von ihm entfernt. Sie hatten ihn gesehen. Ohne jeden Zweifel. Sie kamen direkt auf ihn zu.
    Er konnte nicht entkommen.
    Matt nahm die Pistole fest in die Hand und machte sich zum Weglaufen bereit, als er eine Bewegung in Marshas Garten sah.
    Kyra.
    Offenbar hatte sie die ganze Szene beobachtet. Sie stand in der Nähe der Garagentür. Ihre Blicke trafen sich. Matt sah, wie ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht huschte. Fast hätte er den Kopf geschüttelt, tat es aber nicht.
    Kyra schrie.
    Der Schrei gellte durch die Luft. Die beiden Polizisten drehten sich zu ihr um – und wandten sich von ihm ab.

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