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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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du hättest deinen Mann betrogen. Du musst dich nur weigern, ihre Fragen zu beantworten. Sie können dich nicht festhalten.«
    »Und du haust einfach ab?«
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Wohin willst du?«
    »Da fällt mir schon was ein. Aber wir können nicht miteinander
in Kontakt treten. Sie werden das Haus beobachten und die Telefone abhören.«
    »Wir brauchen einen Plan, Matt.«
    »Wie wär’s damit«, sagte er. »Wir treffen uns in Reno.«
    »Was?«
    »Morgen um Mitternacht. Bei der Adresse, die du genannt hast. Center Lane Drive 448.«
    »Du glaubst immer noch, es wäre möglich, dass meine Tochter …«
    »Ich bezweifle es«, sagte Matt. »Aber ich bezweifle auch, dass Darrow und Talley das auf eigene Faust gemacht haben.«
    Olivia zögerte.
    »Was ist?«
    »Wie kommst du so schnell quer durchs Land?«
    »Ich weiß nicht. Wenn ich’s nicht schaffe, können wir uns hinterher immer noch was anderes überlegen. Pass auf, das ist kein toller Plan, aber wir haben keine Zeit, uns einen besseren auszudenken.«
    Olivia trat einen Schritt vor. Er spürte es wieder in der Brust, dieses sanfte Beben. Sie hatte noch nie so schön, so verwundbar ausgesehen. »Reicht die Zeit noch, damit du mir sagen kannst, dass du mich liebst?«
    »Ich liebe dich. Mehr denn je.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so«, sagte er.
    »Sogar jetzt noch?«
    »Sogar jetzt noch.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bist zu gut für mich.«
    »Ja. Ich bin ein echtes Goldstück.«
    Olivia lachte durch ihr Schluchzen. Er umarmte sie.
    »Das klären wir später, aber jetzt müssen wir erst mal deine Tochter suchen.«
    Etwas, das sie gesagt hatte – dass es sich lohnte, für dieses
Leben zu kämpfen, hatte ihn stärker berührt als ihre Enthüllungen. Er würde kämpfen. Er würde für sie beide kämpfen.
    Olivia nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Hier. Ich hab nur zwanzig Dollar.«
    Er nahm sie. Sie riskierten es, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Lance Banner und zwei uniformierte Polizisten näherten sich der Haustür. Olivia stellte sich vor ihn, als wollte sie eine Kugel abfangen.
    »Du schleichst dich hinten raus«, sagte sie. »Ich weck Marsha und erzähl ihr, was los ist. Wir versuchen, sie hinzuhalten.«
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Sie lächelte ihm zu. »Gut zu wissen.« Dann küsste sie ihn kurz und intensiv. »Pass auf dich auf«, sagte sie.
    »Mach ich.«
    Er lief die Treppe hinunter und zur Hintertür. Olivia war schon bei Marsha im Zimmer. Es war nicht richtig, Marsha da mit hineinzuziehen, aber sie hatten keine Wahl. Aus der Küche sah er einen weiteren Streifenwagen vorfahren.
    Es klopfte an der Tür.
    Keine Zeit. Matt hatte einen groben Plan. Es war nicht weit zur East Orange Water Reservation. Das war ein mittelgroßes Waldgebiet. Als Kind hatte Matt dort oft gespielt. Wenn er erst einmal drin war, war er schwer zu finden. Mit etwas Glück schaffte er es zur Short Hills Road, und von da – na ja, es musste reichen, wenn er sagte, dass er Hilfe von außerhalb brauchte.
    Er wusste, wohin er wollte.
    Seine Hand lag auf dem Knauf der Hintertür. Matt hörte das Läuten der Klingel. Er drehte den Knauf und öffnete die Tür. Da stand jemand direkt vor ihm. Er war zu Tode erschrocken.
    »Matt?«
    Es war Kyra.
    »Matt, was machen …«

    Mit ein paar Gesten brachte er sie zum Schweigen und winkte sie ins Haus.
    »Was ist los?«, flüsterte Kyra.
    »Warum sind Sie wach?«
    »Ich …« Sie zuckte die Achseln. »Ich hab die Polizeiwagen gesehen. Was ist los?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Diese Ermittlerin, die heute da war, hat sich nach Ihnen erkundigt.«
    »Ich weiß.«
    Beide hörten Marsha rufen: »Einen Augenblick.«
    Kyras Augen weiteten sich. »Sie wollen fliehen?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Ihre Blicke begegneten sich. Er fragte sich, was Kyra jetzt tun würde. Er wollte sie nicht mit hineinziehen. Wenn sie schrie, würde er das verstehen. Sie war nur ein Kind. Sie hatte nichts damit zu tun und kannte ihn auch nicht gut genug, um ihm zu vertrauen.
    »Gehen Sie«, flüsterte Kyra.
    Er zögerte keinen Moment, bedankte sich nicht einmal. Er rannte einfach los. Kyra verschwand in die entgegengesetzte Richtung, zu ihrem Zimmer über der Garage. Matt sah die Schaukel, die er damals, in einem anderen Leben, mit Bernie aufgebaut hatte. An dem Tag war es aberwitzig heiß gewesen. Sie hatten beide mit freiem Oberkörper gearbeitet. Marsha hatte auf der Veranda gewartet und ein paar kalte Biere

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