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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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war viel zu groß für ihn. Es sah aus, als wollte es ihn verschlucken. Und ich konnte nur danebensitzen und musste mitansehen, wie es immer schlimmer wurde.«
    Er holte tief Luft und schluckte. Loren wartete.
    »Nach ein paar Stunden habe ich ihn aus dem Bett genommen und im Arm gehalten. Ich habe nicht geschlafen. Ich habe ihn auch nicht wieder hingelegt. Ich habe ihn einfach nur festgehalten. Meine Frau sagt, es waren drei Tage. Ich weiß es nicht. Ich wusste nur, solange ich Sam im Arm halte, solange ich ihn beobachte, kann der Tod ihn mir nicht heimlich wegnehmen.«
    Yates schien sich in seinen Erinnerungen zu verlieren.
    Loren sagte leise: »Ich begreife immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Ja, das kommt jetzt«, sagte er mit normaler Stimme. Er sah ihr wieder in die Augen. Seine Pupillen waren klein wie Stecknadelköpfe. »Sie haben meine Familie bedroht.«

    Yates führte die Hand zum Gesicht, legte sie dann aber unsicher wieder auf den Tisch, als wüsste er nicht, wohin er damit sollte. »Als ich mit diesem Fall angefangen habe«, fuhr er fort, »haben sie meine Frau und meine Kinder aufs Korn genommen. Verstehen Sie jetzt?«
    Sie machte den Mund auf, sagte aber nichts.
    Das Telefon klingelte. Loren nahm den Hörer ab.
    Lance Banner sagte: »Wir haben Matt verloren.«
    »Was?«
    »Dieses Mädchen, das bei ihnen wohnt, diese Kyra, hat angefangen zu schreien und … Wir haben seine Frau hier. Sie sagt, sie hat den Wagen gefahren und weiß nicht, wo Matt ist.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Ich weiß.«
    »Nehmt sie mit.«
    »Sie weigert sich mitzukommen.«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben nichts gegen sie in der Hand.«
    »Sie ist die Hauptzeugin in einer Mordermittlung.«
    »Sie beruft sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Sie sagt, entweder wir verhaften sie oder wir lassen sie laufen.«
    Ihr Handy zirpte. Loren sah aufs Display. Der Anruf kam von Max Darrows Anschluss.
    »Ich ruf zurück.« Sie legte das Telefon auf und klappte das Handy auf. »Muse.«
    »Hier ist Gertie Darrow. Sie hatten eine Nachricht hinterlassen?«
    Loren hörte, dass sie geweint hatte. »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    »Danke.«
    »Ich möchte Sie in diesen schweren Zeiten nicht stören, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Das verstehe ich.«

    »Danke«, sagte Loren. Sie nahm sich einen Stift. »Wissen Sie, warum Ihr Mann in Newark war, Mrs Darrow?«
    »Nein.« Sie sagte es, als wäre es das schmerzlichste Wort, das ihr je über die Lippen gekommen ist. »Er hatte mir erzählt, dass er Freunde in Florida besuchen fährt. Er wollte mit ihnen eine Angeltour machen.«
    »Verstehe. Er war im Ruhestand, ja?«
    »Ja.«
    »Können Sie mir sagen, ob er an irgendetwas gearbeitet hat?«
    »Das versteh ich jetzt nicht. Was hat das mit seiner Ermordung zu tun?«
    »Das sind nur Routinefragen, die wir …«
    »Bitte, Inspector Muse«, unterbrach sie energisch. »Mein Mann war Polizist, ja? Sie rufen nicht um vier Uhr nachts an, um mir Routinefragen zu stellen.«
    Loren sagte: »Ich suche ein Motiv.«
    »Ein Motiv?«
    »Ja.«
    »Aber …« Dann schwieg sie. »Der andere Polizist, der, der zuerst angerufen hat, Inspector Wine?«
    »Ja. Er arbeitet bei mir mit in der Dienststelle.«
    »Er hat mir erzählt, dass Max in einem Wagen gefunden wurde mit …«, sie klang etwas erstickt, bekam es aber heraus, » … mit heruntergezogener Hose.«
    Loren schloss die Augen. Dann hatte Wine es ihr schon gesagt. Sie hatte ein gewisses Verständnis dafür. In dieser Welt, wo man alles offen ansprach, konnte man so etwas nicht einmal einer trauernden Witwe ersparen. »Mrs Darrow?«
    »Was?«
    »Ich halte das Ganze für ein abgekartetes Spiel. Ich glaube nicht, dass es eine Prostituierte war. Meiner Meinung nach wurde Ihr Mann aus einem anderen Grund ermordet. Und das
könnte mit einem alten Fall von ihm zu tun haben. Daher frage ich Sie: Hat er an irgendetwas gearbeitet?«
    Es entstand ein kurzes Schweigen. Dann sagte sie. »Das Mädchen.«
    »Was?«
    »Ich hab’s gewusst. Ich hab’s einfach gewusst.«
    »Entschuldigen Sie, Mrs Darrow, aber ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Max hat nie was von seiner Arbeit erzählt. Er hat sie nie mit nach Hause gebracht. Und er war im Ruhestand. Es gab überhaupt keinen Grund dafür, dass sie hier vorbeikam.«
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht, wie sie heißt. Ein junges Ding. Vielleicht zwanzig.«
    »Was wollte sie?«
    »Ich hab doch schon gesagt, dass ich es nicht weiß. Aber

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