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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kopf.
    »Das haben wir dann in die Zeitung gesetzt. Der Einzige, der sich gemeldet hat, war dieser Len Friedman. Er hat gefragt, ob sie auch ein Rosenblatt auf den rechten Fuß tätowiert hätte.
Das hatten wir nicht bekannt gegeben. Unser Interesse war also geweckt, um es vorsichtig auszudrücken.
    »Sie hielten ihn für den Täter.«
    »Klar, wieso nicht? Dann stellte sich aber heraus, dass beide Frauen Stripperinnen – oder, wie Friedman sie bezeichnet, Erotiktänzerinnen – im Honey Bunny waren, einer schäbigen Absteige in Newark. Friedman ist Experte für alles, was mit Stripperinnen zu tun hat. Das ist sein Hobby. Er sammelt Poster, Biografien, persönliche Informationen, die echten Namen, Tätowierungen, Muttermale, Narben, einfach alles. Er hat eine vollständige Datenbank. Und nicht nur von den hiesigen Stripperinnen. Ich darf annehmen, dass Sie in Vegas mal über den Strip gegangen sind?«
    »Klar.«
    »Dann wissen Sie ja, dass die da Kärtchen mit Werbung für Stripperinnen, Prostituierte und so Zeug verteilen.«
    »Hey, ich wohne da.«
    Sie nickte. »Ja, und Len Friedman sammelt auch diese Kärtchen. Wie Sammelkarten von Baseballspielern. Er sammelt einfach alle Informationen über Stripperinnen. Er macht wochenlange Reisen, um sich die Orte persönlich anzusehen. Er schreibt vermeintlich wissenschaftliche Aufsätze über dieses Thema. Er sammelt auch historisches Material. Er hat einen Büstenhalter, der Gypsy Rose Lee gehörte. Ein Teil von seinem Zeug ist über hundert Jahre alt.«
    Yates zog eine Grimasse. »Der Mann muss ja der Renner auf jeder Party sein.«
    Loren lächelte. »Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Sie werden schon sehen.«
    Beide schwiegen.
    Yates sagte: »Ich muss mich noch mal entschuldigen. Wegen dem, was ich vorhin gesagt habe.«

    Sie winkte ab. »Wie viele Kinder haben Sie eigentlich?«
    »Drei.«
    »Jungs oder Mädchen?«
    »Zwei Mädchen, ein Junge.«
    »Alter?«
    »Meine Töchter sind siebzehn und sechzehn. Sam ist vierzehn.«
    »Siebzehn- und sechzehnjährige Mädchen«, sagte Loren. »Mannomann.«
    Yates lächelte. »Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Haben Sie Fotos?«
    »Ich habe nie Fotos dabei.«
    »Oh?«
    Yates setzte sich aufrechter hin. Loren sah ihn aus dem Augenwinkel an. Er wirkte mit einem Mal steif. »Vor sechs Jahren«, begann er, »hat man mir das Portemonnaie gestohlen. Ich weiß, der Chef einer FBI-Außenstelle ist so blöd, sich von einem Taschendieb das Portemonnaie klauen zu lassen. Geschieht mir ganz recht. Aber ich bin dann fast verrückt geworden. Nicht wegen des Geldes oder der Kreditkarten. Ich hab nur gedacht, jetzt hat irgendein Schleimbeutel Fotos von meinen Kindern. Meine Kinder! Wahrscheinlich hat er nur das Bargeld rausgenommen und das Portemonnaie in den Müll geschmissen. Aber was, wenn nicht? Was ist, wenn er die Fotos behalten hat? Um sich zu amüsieren oder so. Vielleicht hat er, was weiß ich, die Bilder geil angesehen. Vielleicht hat er sogar mit dem Finger über die Gesichter gestreichelt und sie liebkost?«
    Loren runzelte die Stirn. »So viel zum Thema Spaßvögel auf Partys.«
    Yates grinste humorlos. »Deshalb habe ich nie ein Foto dabei.«
    In West Orange bogen sie von der Northfield Avenue ab. Es
war ein hübscher, in Würde gealterter Ort. Die Umgebung der meisten neueren Vororte sah irgendwie unecht aus, wie eine frische Haartransplantation. In West Orange gab es üppige Wiesen und Efeu an den Wänden. Die Bäume waren groß und hatten mächtige Stämme. Die Häuser sahen nicht alle gleich aus – Häuser im Tudorstil standen neben welchen im Cape-Cod-Stil oder mediterranem Stil. Sie hatten alle ihre besten Zeiten hinter sich und waren nicht mehr in allerbestem Zustand, erfüllten aber offenbar ihren Zweck.
    In der Einfahrt stand ein Dreirad. Loren parkte dahinter. Sie stiegen aus. Im Vorgarten hatte jemand einen Baseball-Käfig aufgebaut. Auf dem Rasen lagen zwei Handschuhe.
    Yates sagte: »Hier wohnt Ihre Quelle?«
    »Wie ich schon sagte: Sie haben ja keine Ahnung.«
    Yates zuckte die Achseln.
    Eine Frau, die direkt aus einem Hausfrauen-Handbuch der Sechziger entsprungen sein könnte, öffnete die Tür. Sie trug eine karierte Schürze und empfing sie mit einem Lächeln, mit dem Loren normalerweise religiösen Eifer verband. »Len ist unten im Arbeitszimmer«, sagte sie.
    »Danke.«
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, nicht nötig.«
    »Mom!«
    Ein ungefähr zehnjähriger Junge kam ins Zimmer

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