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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gequatscht?«
    Friedmans Miene verfinsterte sich. »Schlimmer. Ich …«
    »Jetzt reicht’s aber«, schnitt Yates ihm das Wort ab.
    Loren sah Yates fragend an.
    »Passen Sie mal auf«, fuhr Yates fort und sah auf die Uhr, »das ist ja alles schön und gut, aber wir stehen ein wenig unter Zeitdruck. Was können Sie uns konkret über Candace Potter sagen?«
    »Darf ich was fragen?«, sagte Friedman.
    »Nur zu.«
    »Sie ist ja nun schon lange tot. Gibt es eine neue Entwicklung in dem Fall?«
    »Schon möglich«, sagte Loren.

    Friedman legte die Hände zusammen und wartete. Loren warf ihm einen Köder hin.
    »Wussten Sie, dass Candace Potter womöglich eine …«, sie entschied sich für den bekannteren, wenn auch nicht ganz zutreffenden Begriff, »ein Hermaphrodit war?«
    Er biss an. »Echt?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe den Obduktionsbericht gesehen.«
    »Stopp!« Friedman schrie genauso, wie Zeitungsherausgeben in alten Filmen schrien: »Stoppt die Druckerpressen!«
    »Sie haben den Obduktionsbericht?«
    »Ja.«
    Er leckte sich über die Lippen und versuchte, nicht zu begierig auszusehen. »Besteht vielleicht irgendwie die Möglichkeit, dass ich eine Kopie davon bekommen kann?«
    »Das ließe sich wohl arrangieren«, sagte Loren. »Was können Sie uns noch über sie sagen?«
    Friedman tippte etwas in seinen Computer. »Die Daten über Candace Potter sind vage. Sie ist meistens unter dem Künstlernamen Candi Cane aufgetreten, was, wenn wir ehrlich sind, ein furchtbarer Name für eine Erotiktänzerin ist. Das ist einfach zu dick aufgetragen. Zu clever. Wissen Sie, was ein guter Name ist? Jenna Jameson zum Beispiel. Wahrscheinlich haben Sie von ihr gehört. Na ja, Jenna hat als Tänzerin angefangen, bevor sie ins Pornogeschäft gegangen ist. Den Namen Jameson hat sie von einer Flasche irischem Whiskey. Verstehen Sie? Das ist besser. Hat mehr Sex-Appeal, finden Sie nicht auch?«
    »Absolut«, sagte Loren, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
    »Und Candis Soloauftritte waren auch nicht unbedingt originell. Sie hat sich wie eine Candy Striper angezogen, so eine freiwillige Helferin im Krankenhaus, und eine große Zuckerstange
in der Hand gehalten. Verstanden? Candi Cane? Mehr Klischee geht doch gar nicht.« Er schüttelte den Kopf wie ein Lehrer, der von seinem besten Schüler enttäuscht ist. »In der Branche erinnert man sich eher an ihre Doppel-Strip-Shows, in denen sie als Brianna Piccolo aufgetreten ist.
    »Brianna Piccolo?«
    »Ja. Zusammen mit einer anderen Tänzerin, einer stattlichen Afroamerikanerin namens Kimmy Dale. Kimmy hat für diese Auftritte das Pseudonym Gayle Sayers benutzt.«
    Loren sah es. Yates auch.
    »Piccolo und Sayers? Das soll doch wohl ein Witz sein?«
    »Nein. Brianna und Gayle haben eine Interpretation des Films Freunde bis in den Tod als erotischen Tanz aufgeführt. Gayle sagte tränenüberströmt: ›Ich liebe Brianna Piccolo‹, Sie wissen schon, so wie Billy Dee im Film auf dem Podest. Dann lag Brianna krank im Bett. Sie haben sich gegenseitig beim Ausziehen geholfen. Kein Sex. Nichts dergleichen. Nur die künstlerisch gestaltete Erotik. Es hatte große Wirkung auf Menschen, die eine Vorliebe für gemischt-ethnischen Sex haben, und die hat ja, wenn wir ehrlich sind, fast jeder. Ich halte es für eins der anschaulichsten und besten politischen Statements, die im Erotiktanz je gemacht wurden, ein frühes Beispiel ethnischer Bewusstseinsbildung. Persönlich habe ich die Show leider nie gesehen, nach allem, was ich gehört habe, muss es aber ein bewegendes Porträt sozioökonomischer …«
    »Ja, sehr bewegend, ich versteh schon«, unterbrach Loren ihn. »Sonst noch was?«
    »Natürlich, was wollen Sie wissen? Die Sayers-Piccolo-Nummer wurde häufig als Vorprogramm eingesetzt für Countess Alison Beth Weiss IV., besser bekannt als Jewish Royalty. Ihre Nummer hieß – passen Sie auf – ›Sag Mama, er ist koscher.‹ Davon haben Sie wahrscheinlich schon mal gehört.«
    Der Duft von Bananenbrot breitete sich im Keller aus. Es
roch wunderbar, selbst in dieser appetithemmenden Atmosphäre. Loren versuchte, Friedman wieder aufs Thema zu bringen. »Ich meinte, ob Sie noch was über Candace Potter wissen? Irgendwas, das uns helfen könnte zu verstehen, was mit ihr passiert ist?«
    Friedman zuckte die Achseln. »Sie und Kimmy Dale waren nicht nur Tanzpartnerinnen, sondern sie haben sich auch ein Zimmer geteilt. Kimmy Dale hat sogar Candis Beerdigung bezahlt, um ihr ein Armengrab

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