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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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er Loren Muse aus dem Verkehr ziehen. Und zwar sofort.
    Yates warf noch kurz einen Blick auf den Obduktionsbericht. Muse fuhr. Größe, Gewicht und Haarfarbe passten, aber die Wahrheit war jetzt offensichtlich. Das echte Opfer war Cassandra Meadows gewesen. Sie war schon die ganze Zeit tot. Das hätte er sich auch denken können. Sie wäre nicht klug genug gewesen, sich so gut zu verstecken.
    Mit seinen Ausführungen über die Verbrecherehre hatte Len Friedman richtig gelegen. Yates hatte sich damals darauf verlassen, was im Rückblick mehr als idiotisch war. Die Typen in diesem Geschäft schätzten Vertraulichkeit nicht aus Ehrgefühl, sondern weil es ihnen Profit einbrachte. Hatte man erst einmal den Ruf, nicht dichtzuhalten, schreckte das die Kundschaft ab. So einfach war das. Das Problem bestand jedoch darin, dass Clyde Rangor und Emma Lemay eine Möglichkeit gefunden hatten, noch mehr Geld zu machen. Dabei hatten sie den ganzen Quatsch mit der Verbrecherehre über Bord geworfen.
    Yates hatte Bess im Lauf der Jahre nicht oft, aber doch gelegentlich betrogen. Es hatte ihm nie viel bedeutet. Das war nicht nur eine billige Ausrede – es steckte mehr dahinter als das Übliche: »Sex ist eine Sache, Liebe eine andere.« Der Sex mit Bess war gut. Auch nach so vielen Jahren noch. Aber ein Mann brauchte mehr. Das konnte man in jedem Geschichtsbuch nachlesen – das war einfach eine Tatsache. Kein großer Mann war monogam gewesen. So einfach war das, und damit auch so kompliziert.

    Und eigentlich war dagegen auch nichts zu sagen. Welche Frau regte sich schon wirklich auf, wenn ihr Mann sich gelegentlich einen Sexfilm anguckte? War das ein Verbrechen? Oder ein so schlimmes Vergehen, dass es eine Scheidung nach sich zog? Ehebruch?
    Natürlich nicht.
    Und zu einer Prostituierten zu gehen war eigentlich nichts anderes. Als würde man sich Fotos ansehen oder eine 0190er Nummer anrufen. Mehr war das nicht. Viele Ehefrauen hatten Verständnis dafür. Vielleicht hätte er es Bess sogar erklären können.
    Wenn das nur alles gewesen wäre.
    Rangor und Lemay sollten in der Hölle schmoren.
    Zehn Jahre lang hatte Yates nach Rangor, Lemay, Cassandra und dem verdammten Video gesucht. Jetzt nahm die Geschichte eine überraschende Wendung. Mindestens zwei von ihnen waren tot. Dafür war Candace Potter plötzlich im Spiel.
    Was wusste sie?
    Er räusperte sich und sah Loren Muse an. Erster Schritt: Sie musste weg von dem Fall. Wie sollte das gehen …? »Sie sagten, Sie kennen Matt Hunter?«
    »Ja.«
    »Dann dürfen Sie die Frau nicht vernehmen.«
    Loren runzelte die Stirn. »Weil ich ihn kenne?«
    »Ja.«
    »Das war in der Grundschule. Bis vorgestern oder so habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen, seit wir zehn Jahre alt waren.«
    »Trotzdem besteht eine persönliche Verbindung.«
    »Und?«
    »Das könnte der Verteidigung eine Möglichkeit bieten, einzuhaken.«
    »Wie?«

    Yates schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Sie scheinen eine ganz ordentliche Ermittlerin zu sein, Muse. Aber Ihre Naivität ist manchmal einfach erschreckend.«
    Ihr Griff ums Lenkrad wurde fester. Er wusste, dass er sie getroffen hatte.
    »Fahren Sie zurück ins Büro«, sagte er. »Cal und ich übernehmen diesen Teil der Ermittlung.«
    »Cal? War das der Kerl in Joan Thurstons Büro heute Morgen?«
    »Er ist ein verdammt guter Agent.«
    »Natürlich.«
    Sie schwiegen. Loren suchte einen Ausweg. Yates wartete. Er wusste jetzt, wie er vorgehen musste.
    »Passen Sie auf, ich kenne den Weg«, sagte Loren. »Ich fahre Sie zu Hunters Haus und warte draußen, falls …«
    »Nein.«
    »Aber ich will …«
    »Was wollen Sie?«, schnitt Yates ihr das Wort ab. »Was glauben Sie, mit wem Sie hier reden, Inspector Muse?«
    Sie schäumte vor Wut, fuhr aber schweigend weiter.
    »Das ist jetzt ein Fall fürs FBI. Und das meiste scheint tatsächlich in Nevada geschehen zu sein. Auf jeden Fall reichen die Ermittlungen weit über die Grenze New Jerseys hinaus, von albernen County-Grenzen ganz zu schweigen. Sie arbeiten fürs County. Haben Sie verstanden? Erst kommt das County, dann das Bundesland, und das FBI ist für die Fälle zuständig, die die Grenzen eines Bundeslandes überschreiten. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen das an einem Balkendiagramm näher erläutern. Sie geben hier nicht die Befehle. Das ist mein Job. Das heißt, Sie fahren zurück in Ihr Büro, wenn ich es für angemessen halte. Ich halte Sie über den Stand meiner Ermittlungen auf dem Laufenden. Habe ich

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