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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Thurston.«
    »Dann hält die mich für verrückt.«
    »Tut sie das nicht sowieso schon?«
    »Auch wieder wahr«, sagte er. Er räusperte sich. »Eins noch.«
    »Ja, Boss.«
    »Haben Sie irgendwelche Dummheiten vor?«
    »Wer, ich?«
    »Wissen Sie, als Ihr Boss kann ich das nicht genehmigen. Aber in Ihrer Freizeit, wenn ich nichts davon erfahre …«
    »Okay, reicht schon.«
    Sie legte auf. Loren wusste, dass ihre Antworten in Reno lagen. Charles Talley hatte im Eager Beaver in Reno gearbeitet. Kimmy Dale auch. Jetzt waren Yates und Dollinger auf dem Weg dahin. Also nahm Loren sich frei. Dann buchte sie einen Flug und raste zum Flughafen. Bevor sie ins Flugzeug stieg, führte sie noch ein Telefonat. Len Friedman saß noch in seinem Kellerbüro.
    »Hey«, sagte Friedman. »Wollen Sie mir sagen, wann ich Candi Canes Obduktionsbericht kriege?«
    »Ziemlich bald, wenn Sie mir noch ein paar Fragen beantworten. Sie sagten so was wie: ›Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas‹.«
    »Ja.«
    »Als ich gefragt habe, ob Clyde Rangor und Emma Lemay gequatscht haben, haben Sie gesagt: ›Schlimmer‹.«
    Schweigen.
    »Was haben Sie damit gemeint, Mr Friedman?«
    »Das weiß ich nur vom Hörensagen«, sagte er.
    »Was?«
    »Dass Rangor da ein Ding laufen hatte.«

    »Meinen Sie Erpressung?«
    »Ja, so was in der Art.«
    Er schwieg.
    »Wie ist das abgelaufen?«, fragte sie.
    »Er hat Videos gemacht.«
    »Wovon?«
    »Was glauben Sie?«
    »Von seinen Kunden beim Sex mit anderen Frauen?«
    Wieder entstand eine Pause.
    »Mr Friedman?«
    »Ja«, sagte er. »Aber …«
    »Aber was?«
    »Aber …«, er sprach leiser, » … ich weiß nicht, ob Sie die als Frauen bezeichnen würden.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mit Männern?«
    »Nein, das auch nicht«, sagte Friedman. »Ich kann auch gar nicht beurteilen, ob da was dran ist. Die Leute setzen dauernd solche Gerüchte in die Welt.«
    »Und Sie glauben, das könnte hier auch passiert sein?«
    »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Aber Sie haben Gerüchte gehört?«
    »Ja.«
    »Und was besagen diese Gerüchte?«, fragte Loren. »Was hatte Rangor auf diesen Videos?«

53
    Nach der Landung verließ Matt den Flugplatz, so schnell er konnte. Niemand hielt ihn auf. Er fühlte sich ganz euphorisch. Er hatte es geschafft. Er war in Reno und hatte noch ein paar Stunden Zeit.
    Er stieg in ein Taxi. »Center Lane Drive 488.«

    Sie schwiegen auf der Fahrt. Bei der Ankunft musterte Matt das Eager Beaver durch das Wagenfenster. Er bezahlte, stieg aus und ging hinein.
    Wie angemessen, dachte er.
    Wenn er auch nicht unbedingt damit gerechnet hatte, dass Center Lane Drive 488 ein Striptease-Lokal war, überraschte es ihn doch nicht allzu sehr. Olivia hatte in der Sache irgendetwas übersehen. Dafür hatte er Verständnis. Er verstand auch, wie es dazu gekommen war. Sie suchte ihr Kind. Dadurch konnte sie nicht mehr ganz klar denken. Sie übersah, was für ihn offensichtlich war: Hier ging es nicht nur um eine Adoption oder eine Erpressung.
    Das bewiesen die Bilder auf dem Fotohandy.
    Eine Familie mit einer kranken Tochter hat kein Interesse daran, den Ehemann der Organspenderin eifersüchtig zu machen. Und auch ein zwielichtiger Gauner wird nach seinem großen Zahltag keinen gesteigerten Wert mehr darauf legen, eine Ehe zu zerstören.
    Also musste mehr dahinterstecken. Matt wusste nicht, was es war, er wusste nur, dass es etwas Schlimmes sein musste – etwas, das denjenigen, der es eingefädelt hatte, dazu brachte, Olivia und ihn mit Gewalt an einen solchen Ort zurückzuholen.
    Er ging hinein und setzte sich an einen Ecktisch. Er suchte nach Olivia. Sie war nicht da. Auf der Bühne räkelten sich drei Mädchen an Stangen. Er versuchte, sich seine schöne Frau da oben vorzustellen, die jeden, der ihr begegnete, so glücklich machte. Seltsamerweise war das gar nicht so schwer. Olivias schockierendes Geständnis hatte ihn nicht so sehr verwirrt, sondern eher alles zurechtgerückt. Deshalb freute sie sich so über einfache Dinge, die die meisten Menschen ganz normal fanden, deshalb sehnte sie sich so nach einer Familie, einem Haus und dem Leben in den Vororten. Sie sehnte sich nach etwas, was für viele andere sowohl Normalität als auch
ein Traum war. Das hatte er endlich begriffen. Und es leuchtete ihm ein.
    Dieses Leben, das Leben, das sie zusammen führen wollten – Olivia hatte Recht: Es lohnte sich, dafür zu kämpfen.
    Eine Kellnerin kam, und Matt bestellte eine Tasse Kaffee. Er brauchte

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