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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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sich vor ihr auf. Er war jünger als erwartet, hatte aber dieses glänzende Gesicht, das Loren normalerweise mit Botox oder Jermaine Jackson verband. Sein Haar war etwas zu lang, nach hinten gekämmt und im Nacken gewellt. Der Anzug war makellos, auch wenn die Aufschläge vielleicht ein bisschen breit wirkten. Vielleicht war das jetzt wieder modern.

    Er übersprang die Vorstellung. »Ich weiß wirklich nicht, was wir zu besprechen hätten, Miss Muse.«
    Randal Horne stand so nah vor ihr, dass sie nicht richtig aufstehen konnte. Das war in Ordnung. Er versuchte, seine Größe auszuspielen. Mit ihren gerade mal ein Meter fünfundfünfzig war Loren das gewohnt. Sie war zwar versucht, ihm die Handfläche in den Schritt zu rammen, damit er etwas auf Abstand ging, aber nein, er sollte seinen Spaß haben.
    Der alte Drachen an der Rezeption – sie sah gut fünfzehn Jahre zu alt aus, um in einem zweitklassigen Kinofilm die Gefängniswärterin zu spielen – beobachtete mit dem Anflug eines Lächelns um die trockenen, lippenstiftverkrusteten Lippen, wie sich die Szene entwickelte.
    Loren sagte: »Ich möchte die Identität der Frau erfahren, die die Brustimplantate mit der Seriennummer 89783 348 gekauft hat.«
    »Erstens«, sagte Horne, »sind die Akten sehr alt. SurgiCo kennt den Namen der Frau gar nicht, den kennt nur der Arzt, der die Operation durchgeführt hat.«
    »Gut, das reicht ja.«
    Horne verschränkte die Arme. »Haben Sie einen Gerichtsbeschluss, Detective?«
    »Ist unterwegs.«
    Er schenkte ihr seinen blasiertesten Blick, der wirklich nicht von schlechten Eltern war. »Na dann«, sagte er, »gehe ich jetzt wieder in mein Büro. Sagen Sie Tiffany bitte Bescheid, wenn Sie den Beschluss haben, ja?«
    Der alte Drachen breitete seine Schwingen aus. Loren deutete auf sie und sagte: »Sie haben Lippenstift auf den Zähnen.« Dann wandte sie sich wieder an Randal Horne. »Würden Sie mir erklären, warum Sie dafür einen Gerichtsbeschluss verlangen?«
    »Die Anfrage berührt jede Menge Gesetze zum Datenschutz
und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte. Bei der Lockwood Corporation versuchen wir, uns an diese Gesetze zu halten.«
    »Aber die Frau ist tot.«
    »Das ist dabei nicht von Belang.«
    »Es gibt keine medizinischen Geheimnisse. Wir wissen, dass sie Implantate trug. Wir wollen nur die Leiche identifizieren.«
    »Da wird es doch wohl noch andere Möglichkeiten geben, Detective.«
    »Sie können mir glauben, dass wir intensiv danach suchen. Aber bisher …« Loren zuckte die Achseln.
    »Unglücklicherweise ändert das nichts an unserer Position.«
    »Bei allem gebotenen Respekt, Mr Horne, aber Sie scheinen Ihre Position je nach Windrichtung zu ändern.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Einen Moment«, sagte Loren und zog einen Stapel zusammengefalteter Papiere aus der Gesäßtasche. »Auf dem Weg hierher bin ich ein paar Fälle aus New Jersey durchgegangen. Wie es aussieht, hat Ihre Mandantin in der Vergangenheit immer mit den Strafverfolgungsbehörden kooperiert. Als im letzten Juli ein Kadaver in Somerset County gefunden wurde, wurde uns Akteneinsicht gewährt. Dem sechsundsechzigjährigen Mr Hampton Wheeler hatte man den Kopf und die Finger abgeschnitten, um eine Identifizierung unmöglich zu machen, der Mörder hatte allerdings vergessen, dass er einen Herzschrittmacher trug. Ihre Mandantin hat die Behörden bei der Suche unterstützt. Es gab einen weiteren Fall …«
    »Detective … Muse, ist das richtig?«
    »Inspector.«
    »Inspector Muse. Ich bin ein viel beschäftigter Mann. Bitte machen Sie es sich bequem. Sobald Ihr Beschluss eintrifft, sagen Sie Tiffany bitte Bescheid.«
    »Moment.« Loren sah den Drachen an. »Tiffany – das kann doch unmöglich ihr richtiger Name sein?«

    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden …«
    »Mr Horne, Sie wissen doch, dass ich keinen Gerichtsbeschluss habe. Das war ein Bluff.«
    Randal Horne sagte nichts.
    Als Loren nach unten sah, fiel ihr Blick auf ein Exemplar von The Third Branch. Sie runzelte die Stirn und wandte sich wieder an Horne. Dieses Mal stand sie auf. »Sie haben nicht geglaubt, dass ich bluffe«, sagte sie langsam, »Sie haben es gewusst.«
    Horne wich einen Schritt zurück.
    »Im Grunde«, fuhr Loren fort, sprach aber jetzt mehr mit sich selbst als mit ihm, »hätte es stimmen können. Die Zeit wäre ein bisschen knapp gewesen, aber ich hätte auf dem Weg hierher einen Bundesrichter anrufen können. Der hätte einen Beschluss

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