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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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dachte Anna jetzt laut nach.
    Helene nickte. Sie strich ihr orangefarbenes Kleid glatt.
    „Spiel mit und gewinn“, erwiderte sie.
    Anna dachte über ihre Worte nach.
    „Verlockend, aber unmöglich. Ich bin keine Spielerin.“
    „Nicht mehr.“
    Anna dachte an die Anwältin, die mit kühlem Kopf bei Verhandlungen getrickst hatte. So hatte sie auch Christiano kennengelernt. Die Fusion zweier großer Pharmaunternehmen hatte auf der Kippe gestanden. Die Besprechung mit der Gegenseite war entscheidend gewesen. Als sie die Tür zu dem Besprechungszimmer öffnete, hatte Christiano, der die Gegenseite vertrat, aufgesehen. Er hatte seine Brille abgenommen und sie unverhohlen gemustert. Es war das erste Mal, dass sie sich nach unzähligen Telefonaten und E-Mail-Kontakten trafen. Er war ein schöner Mann und sich dessen bewusst.
    „Ich hatte Sie mir ganz anders vorgestellt“, sagte er fast anzüglich.
    „Ich mir Sie nicht“, erwiderte sie. So, wie sie es sagte, klang es nicht nach einem Kompliment. Ihr Chef verkniff sich ein Lachen. Christiano sah sie neugierig an.
    Arroganter Pinsel, hatte sie gedacht, dir werde ich es zeigen. Und das hatte sie dann auch getan. Die Fusion ging zu den Bedingungen ihres Mandanten durch.
    Nach der Besprechung war Christiano in ihr Büro gekommen.
    „Du warst gut. Besser als ich. Das passiert mir nicht oft.“
    „Mir ist entgangen, dass wir uns duzen. Was machen Sie hier? Sie dürfen hier nicht sein.
    Diese Räumlichkeiten sind für das Personal bestimmt.“ Sie funkelte ihn an. Seine Arroganz reizte sie.
    „Was ich nicht darf, hat mich immer schon mehr gereizt.“ Er trat näher. Sie wich nicht zurück. Seine Augen faszinierten sie. Sie waren türkis wie das Karibische Meer.
    „Ihre Augen ... Sie haben wunderschöne Augen.“
    Er sah sie erstaunt an. Ihre entwaffnende Ehrlichkeit hatte etwas Unschuldiges. Er trat zurück.
    „Gehen Sie heute Abend mit mir essen?“
    Sie lächelte.
    „Heißt das ja?“
    Seine Unsicherheit hatte sie gerührt.
    „Ja“, erwiderte sie.
     
    Anna seufzte. Helene sah sie noch immer aufmerksam an.
    „Ich bin ihm nicht mehr gewachsen“, sagte sie schließlich, „Seit zwei Jahren arbeite ich nicht.
    Er ist gewachsen, ich war schwanger.“
    „Das Taktieren verlernt man nicht.“
    „Ich bin zu müde.“
    „Du musst ja keinen Schlachtplan entwickeln. Sei einfach wachsam. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit.“
    Helene schwieg einen Augenblick.
    „Lucrezia ist ein nettes Mädchen.“
    „Ja, die einzige Freundin, die ich hier habe.“
    „Sie ist sehr schön. Ich habe selten eine so sinnliche Frau gesehen ...“ Helene suchte nach Worten und sagte schließlich: „… so zufällig sexy.“ Helene sah Anna an. „Stört es dich nicht, dass sie mit Christiano zusammenarbeitet?“
    Anna war irritiert. „Ich verstehe nicht.“
    „Ich meine, machst du dir nicht manchmal Gedanken?“
    Anna verzog das Gesicht. „Was für Gedanken? Was Besseres kann mir doch gar nicht passieren. Sie hat mir zum Beispiel erzählt, dass seine blutjunge Praktikantin ihm einmal schöne Augen gemacht hat.“
    Helene nickte nachdenklich. „Der Spion im feindlichen Lager. Was Besseres kann dir nicht passieren.“
     
    Am nächsten Morgen stürmte Lucrezia mit den Worten „Wie doof kann man sich anstellen?“ in Christianos Büro. Sie schmiss die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Christiano blickte
    erschrocken auf.
    „Kannst du nicht anklo...“
    „Sag mir bloß nicht, du hast dich extra so doof angestellt.“ Lucrezia hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt.
    „Ich nehme an, du redest von meinem Gespräch mit Anna. Das geht dich gar nichts an“, entgegnete er ruhig.
    „So, das geht mich gar nichts an? Das geht mich sehr wohl etwas an. Ich habe nämlich keine Lust, dass du es vermasselst und hinterher bei mir auf der Matte stehst.“
    Ihre Wangen waren rot, und ihre Augen blitzten gefährlich. Christiano schob sicherheitshalber den Brieföffner in die Schublade.
    „Keine Angst, ich werde schon nicht handgreiflich“, giftete Lucrezia, der die Bewegung nicht entgangen war.
    „Du musst dir keine Sorgen machen. Nichts liegt mir ferner, als bei dir auf der Matte zu stehen. Meine Ehe überlass bitte mir.“
    „Dann streng dich an. Wickel sie um den Finger. Das kann doch nicht so schwer sein, das wieder hinzubiegen.“
    „Fräulein, hol mal Luft. Du redest von Dingen, von denen du keine Ahnung hast.“
    Christianos herablassender Tonfall missfiel Lucrezia.
    „Ach, und

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