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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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insbesondere das italienische Fernsehen war ihr zu anstrengend. Sie las lieber ein Buch.
    Sie betrachtete das Gesicht der jungen Frau. Erst Mitte dreißig, und doch zeichnete sich schon die Erfahrung eines ganzen Lebens ab. Vor einigen Jahren war sie in Italien angekommen, erst ihr Mann, dann sie, später die Kinder.
    „Die Jahre ohne meine Kinder waren das Schlimmste. Oft dachte ich, wer braucht schon Elektrizität und fließendes Wasser, wenn man seine Kinder nur hat“, hatte sie einmal gesagt. Anna berührte sie leicht an der Schulter. Shaban wachte ruckartig auf. Sie rieb sich die Augen.
    „Entschuldigen Sie, Signora, ich muss eingeschlafen sein. Ist alles in Ordnung?“ „Ja, Laura schläft. Gehen Sie ins Bett.“
    Shaban erhob sich schwerfällig. Sie war übergewichtig.
    „Ich muss endlich ein paar Kilo abnehmen. Aber es schmeckt halt so gut. Vielleicht kann ich Ihnen ein paar Kilo abgeben.“ Sie lachte, und um ihre Augen bildeten sich viele lustige Fältchen.
    Anna war sich bewusst, dass sie in den letzten Tagen viel Gewicht verloren hatte.
    „Ich habe Ihre Pasta aufgegessen. Sie war köstlich.“
    „Manchmal ist das Leben nicht einfach. Wenn es irgendetwas gibt, was ich tun kann?“ Ihr Angebot war nicht aufdringlich, sondern nur informativ.
    „Kümmern Sie sich einfach weiterhin um mich.“ Shaban nickte.
     
    „Fantastisch, Anna, ich wusste, dass du es noch kannst“, hallte Pauls fröhliche Stimme aus ihrem Handy.
    Anna rieb sich die Augen und sah auf den Wecker.
    „Es ist sieben Uhr. Spinnst du?“
    „Ich bin Frühaufsteher. Erinnerst du dich nicht?“
    „Nein. Gut, dass aus uns nichts geworden ist.“
    Paul lachte.
    „Ich habe keine Änderungsvorschläge. Sehen wir, was Rumi sagt. Er muss Bruna dazu bringen, die Dokumente von den Banken prüfen zu lassen. Vielleicht kannst du ihnen auch bei der Anmeldung unter die Arme greifen.“
    Anna war plötzlich unbehaglich zumute. Sie wollte Christiano nicht mehr in die Quere kommen als nötig.
    „Ich glaube, er würde nicht begeistert sein.“
    „Seine persönlichen Vorlieben müssen zurückstehen. Wir müssen die Anmeldung so schnell wie möglich rauskriegen.“
    „Paul, wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne meiner Tochter das Fläschchen geben. Ich habe sie schon genug vernachlässigt.“
    „Natürlich, entschuldige. Können wir uns heute sehen? Ich reise morgen ab.“
    „Komm heute Abend zum Essen, so gegen neun Uhr?“, schlug Anna vor.
    „Gerne, schick mir deine Adresse. Was soll ich mitbringen?“
    „Vielleicht eine Flasche Prosecco, dann machen wir uns einen Spritz.“
    „Geht in Ordnung.“
     
    Laura empfing sie mit einem fröhlichen Lachen. Ihr Herz schmolz. War es das alles wirklich wert? Sie verpasste solch unschätzbare Momente mit ihrer Tochter. Anna setzte sich in den Schaukelstuhl und gab Laura die Flasche. Die Nähe zu ihrem Baby beruhigte sie. Es war das einzig Echte in ihrem Leben. Das Einzige, woran sie noch glaubte. Nein, korrigierte sie sich, sie glaubte auch ein ganz klein wenig wieder an sich selbst. Sie dachte an Paul und das Abendessen. Sie freute sich auf einen Abend in Gesellschaft eines Erwachsenen. Doch diese Freude erschien ihr unverdient. Würde Paul immer noch mit ihr essen wollen, wüsste er, dass Christiano ihr Mann war? Sie schob den Gedanken beiseite. Solange sie sich professionell verhielt, war es nur ein moralischer Schaden.
     
    Anna saß mit Laura auf der Spieldecke, die das schicke Wohnzimmer dominierte. „Die Designercouch, die antike Chaiselongue im Fenstererker und in der Mitte Laura auf der Spieldecke, umringt von bunten Rasseln und Kuscheltieren“, hatte Christiano eines Abends gesagt, als er auf der Couch saß und seinen Blick durch das Wohnzimmer gleiten ließ. Dabei hatte er zärtlich gelächelt. Die Sehnsucht nach ihrer kleinen Familie war eine Woge, die Anna ergriff und mit sich forttrug. Sie drohte unterzugehen. Wie sie wohl war? Vor ihren Augen tauchte immer das Bild einer hemmungslosen Frau mit den richtigen Rundungen auf. Was trieb eine Frau dazu, der Ehefrau den Mann zu stehlen, den Kindern den Vater? Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib. Galt das nicht auch umgekehrt? Fast zeitgleich mit der Sehnsucht stieg die Wut in ihr auf. Sie atmete tief ein. Das Blut pulsierte in ihren Adern. Wenn sie wüsste, wer sie war, könnte sie für nichts garantieren. Sie ließ Laura in der Obhut von Shaban und zog sich mit dem Telefon ins Schlafzimmer zurück.
    „Helene, stör

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