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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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trotzdem eine ziemliche Plackerei. Einer sprüht, und vier wischen, und die wischen ohne Ende. Abgewischt werden muss jede Stelle, die jemand vom Personal angefasst haben könnte und die auch ein Gast anfassen könnte. Klinken, Speisekarten, jedes Gewürzfass, alle Tische, Sitzmöbel, Kanten in den Innen- und Außenbereichen, denn so ein Virus ist ja außen nicht beseitigt, nur weil’s vielleicht mal regnet. Sanitäre Anlagen, Toiletten für Gäste und Personal, und im Küchenbereich hörte die Wischerei dann überhaupt nicht mehr auf. Schränke innen und außen, Böden, Regale. Und die ganze Arbeit ist doppelt schweißtreibend, weil man ja auch wieder Overall und Mundschutz trägt. Eigentlich paradox, weil die Restaurantmitarbeiter natürlich völlig ungeschützt durchs Lokal liefen, aber andererseits – das Virus war nun mal keine Einbildung, das war amtlich nachgewiesen, und keiner von uns war scharf drauf, es mit nach Hause zu nehmen.
    Die Frage ist allerdings erlaubt: Hätten das nicht auch die Restaurantangestellten machen können? Und die Antwort ist: Nein – aber nicht, weil wir so expertenhafte Wischlappen haben, sondern weil wir wissen, wie und was gewischt werden muss, und dafür habe ich auch die Zulassung. Um solche Desinfektionen durchzuführen, muss man jedes Jahr eine bestimmte Mindestmenge von durchgeführten Desinfektionsmaßnahmen vorweisen können, und selbst wenn man zu denjenigen gehört, die unserer Gastronomie alles, aber auch wirklich alles zutrauen – so viele Desinfektionsaufträge gegen Noroviren gibt es nun auch wieder nicht. Was tut man also, wenn’s nicht genug Einsätze gibt, damit man auch künftig solche Einsätze anbieten darf? Man geht regelmäßig zu Lehrgängen, bei denen man unter Aufsicht reinigt, im militärischen Sinne quasi eine Art » Virenmanöver « macht, und ich mach’ da regelmäßig mit. Um neue Entwicklungen mitzubekommen, denn wenn sich irgendein Virus plötzlich gegen irgendwelche Standardmittel als resistent erweist, dann steht so was üblicherweise nicht in der Tageszeitung. Und auch, um Kollegen zu treffen und Kriegsgeschichten aus dem Desinfektionsalltag auszutauschen, der bei den meisten auch ein Schädlingsbekämpfungsalltag ist.
    Wir haben dem Wirt dann noch die notwendigen Utensilien installiert, die das Amt gefordert hatte, gut zugängliche Handdesinfektionsgeräte, wie man sie in Krankenhäusern sieht, wir haben sogar ein Schädlingsbekämpfungsmonitoring installiert – nicht dass Schädlinge da gewesen wären, aber das Amt hatte es verlangt, vorsorglich, damit man rechtzeitig gewarnt ist.
    Im Nachhinein muss ich sagen: eine Schweinearbeit zu nachtschlafender Zeit und alles für die Katz. Obwohl wir sogar noch ein zweites Mal angerückt sind und eine Nachbehandlung durchgeführt haben. Es sind weitere Fälle aufgetreten, und diesmal haben sie auch die wirkliche Ursache herausgefunden: Es war schlichtweg eine infizierte Mitarbeiterin. Eben die, die am Joghurt gearbeitet hat.
    Tja, was lernt man jetzt daraus?
    Soll man marode Toiletten, rissige Arbeitsplatten, Fleischwölfe mit Rostspuren einfach hinnehmen? Soll man nicht mehr essen gehen?
    Für mich sieht die Sache so aus: Der Mensch verträgt eine ganz erstaunliche Menge. Letztlich ist das auch der Grund, weshalb er überhaupt noch auf der Erde ist. Und auch wenn Petra gerne die Maßstäbe unserer Küche zu Hause anlegt, ich fürchte, in Restaurants ab einer gewissen Größe und vor allem ab einer gewissen Frittierfreudigkeit wird man immer mit einem Fettfilm rechnen müssen. Ich erinnere mich, hinter der Filiale einer namhaften Schnellrestaurantkette anlässlich eines Rattenbekämpfungseinsatzes mehrfach fast auf dem glatten, extra auswischfreundlichen Boden ausgerutscht zu sein. Das war nicht schön, das war aber auch nicht eklig, das war kein ranziges Fett, das da gelblich und bräunlich überall lag, aber es war eben ein Schmierfilm vorhanden, und auch wenn Petra davon ausgeht, dass die den Film nach Feierabend bestimmt beseitigt haben – ich hab’ da meine Zweifel. Und ich habe immer größere Zweifel, je größer das Schnitzel und je gewaltiger die Beilagen sind, die man da für 5,90 Euro mit einem kleinen Getränk kriegt. Putzen kostet Zeit, und Zeit kostet Geld, und je weniger Geld man fürs Essen auf den Tisch legt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass anschließend auch niemand anständig fürs Putzen bezahlt wird. Das bleibt dann am ungelernten kenianischen oder

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