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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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hatte sie recht mit der Bemerkung über seine Taktik. Manche Frauen mochten es wenn es persönlicher wurde, aber weniger direkt. Sie würde in einer Woche wieder verschwunden sein, also konnte er ruhig etwas mehr investieren, ohne Gefahr zu laufen, dass sie ihn nächste Woche anrief und in einem Monat die Familie zur Hochzeit einlud. Eine Gefahr, die immer unterschwellig lauerte, bei jedem Date. Warum nur wollten die Frauen ihn immer gleich für immer einfangen? Noch dazu, wo er das Alter eines eifrigen Familienvaters bereits überschritten hatte. Der primitive Drang der Frauen, nach gutem Brutmaterial Ausschau zu halten, konnte es demnach nicht sein.
     
    Sandra betrachtete interessiert die Gegend aus dem Fenster. Die Stadt hatten sie hinter sich gelassen und die Straße wurde von mächtigen, kerzenförmigen Kiefern gesäumt.
    „ Ich habe daran gedacht, dir Stanley Park zu zeigen, aber den schauen sich alle Touristen an, deshalb würde ich lieber zu einer Veranstaltung gehen“, sagte John.
    Sie hatte keine Ahnung von den Touristenattraktionen, denn es war ihr nicht einmal die Zeit geblieben, im Internet ein paar Informationen einzuholen. Daher war sie auch nicht erpicht darauf, sich etwas Bestimmtes anzusehen.
    „ Okay. Was denn für eine?“
    „ Ein Pow-wow.“
    „ Was ist denn das?“
    John warf das Haar nach hinten und setzte sich eine dunkle Sonnenbrille auf.
    „ Empfindliche Augen“, erklärte er.
    Sie nickte, obwohl es sie irritierte, anstatt von seinen schönen Augen von zwei schwarzen Scheiben gemustert zu werden. Lässig lenkte er den Wagen mit einer Hand. Die andere ruhte locker auf seinem Schenkel und Sandra schluckte. Sie stellte sich vor, wie sich dieser muskulöse Schenkel unter ihrer eigenen Hand anfühlen würde.
    „ Ein Pow-wow ist eine Indianerveranstaltung. Es werden die alten Tänze aufgeführt und bewertet.“
    „ Oh, das klingt interessant. Ich habe mich schon immer für Indianer interessiert.“ Falls Karl May hier zählte. „Aber ich habe nie gewagt einen Amerikaner danach zu fragen, denn schließlich ist das kein leichtes Thema für sie, und ich wollte keinem auf die Füße treten, du verstehst schon.“
    „ Ja, ich verstehe, was du meinst. Aber mir trittst du nicht auf die Füße, denn ich bin selber einer.“
    Sie stutzte und setzte sich etwas seitlich, um ihn besser ansehen zu können.
    „ Du bist was?“
    „ Ein Indianer.“
    „ Wirklich?“
    Ihr Herz hüpfte. Wie aufregend, sie saß neben einem echten Winnetou. „Aber du siehst gar nicht so aus, nicht direkt, meine ich. Und du heißt auch nicht Rennender Bär oder so was.“
    John lachte laut auf. „Doch, aber das erzähle ich natürlich nicht jedem. Ich habe einen indianischen Namen.“
    „ Wirklich?“
    „ Vielleicht verrate ich ihn dir später mal, wenn du brav bist.“ Er blinzelte ihr zu. „Ich bin ein Halbblut, die andere Hälfte ist schottisch.“
    „ Schottisch!“, entfuhr es ihr. „Daher also die Sturheit.“
    „ Die sagt man mir nach, oh ja“, bestätigte er nickend.
    „ Aus dem königlichen Haus der Stuarts?“
    „ Nein, nicht direkt. Ein abzweigender Ast.“
    Sie schwiegen eine Weile und sie verarbeitete die neuen Informationen. Sie verstand nicht, weshalb er plötzlich so zutraulich war. Doch die neue Seite an ihm gefiel ihr. Vielleicht war er am Ende doch nicht so ein Idiot.
    „ Was rennt denn da neben der Straße?“
    Sie setzte sich kerzengerade auf. Etwas braun Bepelztes lief neben dem Auto auf dem Feld. „Ein streunender Hund?“
    John ließ sein samtiges Lachen hören. „Das ist ein Kojote.“
    „ Wie bitte? Die laufen hier einfach so herum?“
    Aufregung beschleunigte ihren Puls. Was, wenn sie einmal anhalten würden, falls sie mal musste? Inmitten wilder Tiere das Hinterteil zu entblößen, wollte sie lieber nicht in Erwägung ziehen.
    „ Das ist noch nicht alles, was hier rumläuft. Warte bis es dämmert, dann siehst du Elche, Moose, Wölfe, Rehe, Füchse, Bären und jede Menge kleinerer Tiere, mitten auf der Straße. Was denkst du, wozu die strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen gut sind?“
    Sie hatte Warnschilder mit der Abbildung eines Bären bereits gesehen. Don’t forget you are in Grizzly Country! Faszinierend, wie die Menschen in diesem Land lebten. In den großen Städten war man sicher, doch nur ein paar Kilometer außerhalb begann die Wildnis. Sie fand das ungeheuer spannend, aber auch eine Spur beängstigend.
    „ Um Autofahrer zu nerven, dachte ich. Man schläft ja ein

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