Kein Kanadier ist auch keine Lösung
bei dem Geschleiche.“
John schnaubte. „Bist du schon mal mit hundertfünfzig Sachen in ein zwei Meter hohes Moose gebrettert? Solche Unfälle enden meist tödlich.“
„ Ach so.“
„ Genau.“
„ Das macht Sinn. Von dieser Seite habe ich es gar nicht betrachtet.“
John schenkte ihr ein Lächeln. Sie war echt beeindruckt, was wiederum ihn beeindruckte. Irgendwie war diese Frau anders. Sie konnte zahm sein wie ein Lämmchen und doch explosiv wie ein Vulkan. Mein Gott, er musste sie haben. Die enge Jeans verbarg das ganze Ausmaß seiner Faszination und er war heilfroh, sich heute Morgen nicht für lockere Shorts entschieden zu haben. Darin würde sie das Tipi, das er ständig neu errichtete, sofort erspähen.
Plötzlich lehnte sie sich über seinen Schoß, um aus seinem Fenster schauen zu können. John versteifte auch noch den Rest seines Körpers. Er konnte ihr dezentes Parfüm riechen, den Duft ihrer Haut, und ihr Atem streifte seinen Hals. Sie hob ihren Arm unter seinem Kinn und deutete in die Ferne. Wenn sie jetzt eine Hand auf seinen Oberschenkel legte, würde er explodieren.
„ Da drüben! Kannst du mal anhalten?“, rief sie aufgeregt.
John trat auf die Bremse. Sandra zog sich zurück, bereit ihre Tür zu öffnen und herauszuspringen. John atmete tief durch. Er kurbelte das Fenster runter, denn aussteigen war jetzt unangebracht. Sandra lief um den Wagen herum und stellte sich vor sein Fenster.
„ Da hinten grast ein riesiges Monster.“
John spähte in die Ferne und sah einen großen dunklen Fleck auf einer Wiese stehen.
„ Oh ja, das ist das erwähnte Moose. Es ist ein Verwandter des Elchs, nur viel größer.“
Sandra schaute dem beeindruckenden Tier interessiert zu.
„ Mist, warum habe ich bloß nicht an einen Fotoapparat gedacht?“
John hatte seine Libido wieder unter Kontrolle und stieg ebenfalls aus. Er stellte sich dicht hinter sie und atmete betört den Duft ihres Haares ein. In einem Stoßgebet gen Himmel bedankte er sich für das Erscheinen des Tieres, das ihn Sandra so nahe brachte. Wüssten die Frauen welche Wirkung sie auf Männer haben, wären wir hoffnungslos verloren, dachte er.
Sandra fühlte seine Wärme dicht hinter sich und verspürte das drängende Bedürfnis, sich an seine Brust zu lehnen. So etwas Blödes, dachte sie, warum sollte sie das tun? Er würde denken, sie habe sich ihm ergeben, und das wollte sie auf keinen Fall. Doch seine Nähe ließ erwartungsvolle Schauer über ihren Rücken jagen und das Gefühl, sich nach hinten zu lehnen, ihn zu berühren, wurde überwältigend intensiv.
„ Wir sollten weiterfahren“, entschied sie im letzten Moment, bevor ihr Wille sich auflöste wie Schnee in der Sonne.
Als sie um den Wagen herumging, hörte sie John seufzen. Natürlich hatte er es auch gefühlt, hatte überlegt, ob er die Situation ausnutzen sollte. Sie war ihm dankbar dafür, es nicht getan zu haben. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wären sie im herrlich saftigen Gras der Wiese gelandet, um sich herrlich saftigen Dingen hinzugeben. Doch so wollte sie es nicht. Wenn überhaupt, so träumte sie von einem weichen Bett, Kerzenlicht und einer Dusche in der Nähe.
Das Pow-wow war bereits in vollem Gange, als sie den Wagen auf dem überfüllten Parkplatz abstellten. Sandra hörte indianische Gesänge, Trommeln in betörend eintönigem Rhythmus, und war überwältigt von einem Meer an Farben.
„ Fantastisch“, murmelte sie und John bekam das blöde Grinsen nicht mehr von seinem Gesicht, das sich eingestellt hatte, seitdem er herausgefunden hatte, wie leicht er sie mit für ihn alltäglichen Dingen beeindrucken konnte. Es war schon lange her, dass er sich so gut amüsiert hatte. Sie arbeiteten sich durch die Menge nahe an den Platz heran, auf dem eine farbenprächtige Gruppe mit beeindruckendem Federschmuck tanzte. Ein paar der jungen Männer trugen die klassischen Lendenschürze, waren wunderschön bemalt und ansonsten halb nackt. Sandra kicherte.
„ Besitzt du auch so ein Outfit?“
„ Besitzt du bayerische Lederhosen?“, gab er prompt zurück.
„ Blödmann.“
Warum musste er alles, was sie sagte, als eine Herausforderung nehmen? Sein kehliges Lachen ertönte dicht an ihrem Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut.
„ Erst seit 1978 ist es den Indianern wieder erlaubt ihre Kultur auszuüben“, erklärte er in sachlichem Ton. „Man nahm ihnen ihr Land, ihren Glauben, ihre Kinder, ihre Kultur und ihre Muttersprache.“
Sie
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