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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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sie spürte, wie ihr Pulsschlag sich endlich beruhigte, ihr Herz ihre Kehle verließ und wieder an seinen angestammten Platz in ihrer Brust zurückkehrte. Überlegen, befahl sie sich selbst. Logisch denken.
    Sicher würden die Kerle bald herauskommen und sich um ihre Beute kümmern, bevor die wilden Tiere hier draußen diesen Job übernehmen würden. Wahrscheinlich hatten sie ihre Arbeit nur unterbrochen, weil John sie gestört hatte.
    John. Ob sie ihn umgebracht hatten? Angstwellen überrollten sie erneut und sie zwang sich zur Ruhe. Überlegen, logisch denken.
    Sie hatte drei Männer um John herumstehen sehen. Anscheinend waren sie sich nicht einig darüber, was sie mit ihm tun sollten. Sie hatte den Tonfall einer heißen Debatte vernommen. Wie könnte sie allein drei Männer überwältigen? Völlig sinnlos darüber nachzudenken, mahnte ihre innere Stimme. Sie rappelte sich hoch und spähte erneut durch das Fenster.
    Zwei der Männer hatten sich auf Stühle an einen Holztisch gesetzt, der dritte lief Tigerrunden, sprach ununterbrochen und deutete ab und zu auf John, der sich noch immer nicht rührte. Leider konnte sie kein Wort verstehen. Was zur Hölle sollte sie jetzt tun?
    Es gab eine Hintertür. Sie hatte sich dagegen gelehnt, als sie merkte, wie die Wand hinter ihr nachgab. Eine offene Hintertür. Aber wie sollte sie die Männer aus dem Haus bekommen, um nach John sehen zu können?
    Vielleicht war das gar nicht nötig. Früher oder später mussten sie herauskommen. Die Arbeit fortsetzen oder Pinkeln gehen. Auf dem Tisch hatte sie etliche Bierflaschen gesehen. Das Bier in ihren Blasen würde sie irgendwann aus dem Haus rufen. Sie entschied sich, zur Vorderseite zu gehen, da der scheußliche Schlachthof sich hier hinten befand und sie sicherlich die Hintertür benutzen würden. Hier war das Fenster niedriger und sie hatte keine Mühe hineinzusehen. Das Holz der davor liegenden schmalen Veranda knirschte unter ihren Schritten. Sie hielt die Luft an. Ein prüfender Blick ergab, dass die Männer zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um auf Geräusche zu achten. Sicherlich hatten sie hier draußen mit keiner Menschenseele gerechnet, und schon gar nicht mit zweien. Sie blickte sich um. Im tiefen Schatten der Bäume standen die beiden anderen verlassenen Hütten. Vielleicht konnte sie darin etwas Brauchbares finden, obwohl sie keine Ahnung hatte, was das sein sollte. Doch irgendetwas musste sie tun. Sie konnte nicht einfach so herumstehen. Das Licht der Taschenlampe wäre vom Fenster aus sichtbar, also musste sie im Dunkeln über den Hof laufen. Darauf achtend, sich keinen Knöchel zu brechen, schlich sie vorsichtig zwischen dem Unrat hindurch. Ein alter Autoreifen wäre beinahe zur Falle geworden. Sie taumelte, fing sich jedoch rechtzeitig ab. Ein leiser Fluch brachte ungeahnte Erleichterung. Die Vordertür der zweiten Hütte war verschlossen.
    „ Verdammte Scheiße!“
    Enorm, wie gut das Fluchen tat. Sie spürte ihre Kräfte zurückkehren. Wut war ein weit besserer Motivator als Angst. Mit festen Schritten machte sie sich auf zur zweiten Hütte. Die Tür war nicht verschlossen. Sie wagte die Lampe einzuschalten, konzentrierte den Lichtstrahl nach unten und orientierte sich schnellstmöglich. Die spärliche Möblierung und der verlotterte Zustand zeigten an, dass hier schon lange keine Feriengäste mehr gewesen waren. In der Ecke stand ein Bett mit verblichenem Bettzeug. Die Hütten waren anscheinend baugleich und verfügten über zwei Räume. Der kleinere Raum zur Rechten führte zur Hintertür. Sie speicherte die Informationen und suchte nach etwas, das ihr weiterhelfen würde. Es war wie in einem Computerspiel, bei dem man Hinweise suchen musste und praktische Dinge finden. Denk nach und schau dich genau um, ermahnte sie sich.
    Eine schmale Küchenzeile befand sich in dem kleineren Raum. Sie entdeckte eine Gasflasche neben dem Herd. Der Gedanke, die Hütte in die Luft zu jagen, war verlockend. Das würde die Kerle eine Weile ablenken. Aber lange genug, um mit John zu entkommen? Und was, wenn John tot war? Ihr Herz krampfte sich zusammen. Mit Erstaunen bemerkte sie, wie der Gedanke sie in tiefe Trauer stürzte, als ob sie jemanden verloren hätte, der zur Familie gehörte. Dabei kannte sie ihn doch erst so kurze Zeit. Sie vertrieb den seltsamen Gedanken und konzentrierte sich auf das akute Problem. Bei ihrem Glück würde sie halb Kanada in Brand setzen. Nichts als Bäume umrahmten diesen Ort. Sie würden

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