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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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nächsten Moment wurde sie ärgerlich. Konnte dieser Mensch an nichts anderes denken als an Sex? Vielleicht war er doch nur deswegen an ihr interessiert. Und nachdem er hatte, was er wollte, würde er weiterziehen. Einen Moment stutzte sie bei dem Wort Love , mit dem er unterzeichnet hatte, verwarf den romantischen Gedanken jedoch gleich wieder. Nordamerikaner gingen mit diesem Wort recht locker um. Es bedeutete nicht dasselbe wie in der deutschen Sprache. Meist handelte es sich lediglich um das Kundgeben von Zuneigung unter Freunden und bedeutete nicht dasselbe wie ich liebe dich . Sie hatte eine Email-Freundin aus Boston, die ihre Briefe auch mit Love unterschrieb. Und dennoch konnte sie ein Glücksgefühl nicht unterdrücken, das sie bei diesem Wort in Johns Brief übermannen wollte. Wunschdenken, reines Wunschdenken. Sie schüttelte den Kopf, um klar denken zu können, schrieb ihm eine ehrliche und viel zu emotionale Antwort, und ging ins Büro.
    Als sie später nach Hause kam, war bereits eine Antwort da. Es war sechs Uhr abends, neun Uhr morgens in Vancouver. Er hatte ihr gleich nach dem Frühstück geschrieben. Sie fühlte sich geschmeichelt, so hoch auf seiner Prioritätenliste zu rangieren.
     
    „ Liebe Sandra,
    ich bin froh, dass du noch mit mir sprichst. Du kannst dir meine Erleichterung gar nicht vorstellen. Ich möchte kurz beantworten, was dich anscheinend am meisten bedrückt, dann muss ich ins Büro hetzen. Süße, alle Männer denken immer nur an Sex. Ohne sexuelle Erleichterung können wir nicht klar denken, haben schlechte Laune und hassen das Leben. Und natürlich hast du mich enorm erregt, aber das ist überhaupt nichts was dich stören sollte. Es ist ganz normal und sollte dir zeigen, was für eine tolle, begehrenswerte Frau du bist. Es heißt nicht, dass ich an dem Rest von dir nicht interessiert bin. Du bist intelligent, witzig, mutig, und ich rede sehr gern mit dir. Wo ist das Problem? Wenn du mit mir zusammen sein willst, wünschst du dir dann nicht, begehrt zu werden? Berührt zu werden? Bist du eine Nonne? Oder hast du einen Freund? Das beschäftigt mich wirklich. Falls du schon gebunden bist, werde ich mich sofort zurückziehen. Das Freundschaft-Ding zwischen Mann und Frau läuft nicht so gut, ich habe es probiert. Kurzum, mich gibt es nur zusammen mit meiner Sexualität. Ich kann und will das nicht ändern. Magst du mich denn nicht so wie ich bin?
    Love, John.“
     
    Autsch, das saß. Wie anmaßend von mir, dachte sie und schämte sich ein bisschen. Natürlich wollte sie keinen Mann, der sich nicht für Sex interessierte. Aber er sollte seinen Samen nicht überall verteilen. Damit hatte John bekanntermaßen Akzeptanzprobleme.
    Sie schrieb ihm lieb und nett zurück, erklärte, sie sei Single, und entschuldigte sich für das Eindringen in seine Intimsphäre.
    Seine ehrliche und offene Art beeindruckte sie. Bisher hatte sich noch kein Mann gewagt, so direkt zu sein. Damit konnte sie gut umgehen, denn offen und ehrlich war sie selbst, womit sie regelmäßig Leute schockierte. Sie hatte keine Ahnung über die männliche Sexualität, denn normalerweise offenbarten sich die Männer ihr nicht auf diese Weise. Auch war John der erste Mann in ihrem Leben, der mit ihrer Art keine Probleme hatte. Er konterte und die Luft war wieder rein, er erklärte sein Verhalten, seine Gefühle. So muss es sein, dachte sie. Wäre da nicht der Umstand, dass er sich nicht vorstellen konnte, mit nur einer Frau den Rest seines Lebens zufrieden sein zu können. Gudrun meinte, man solle dem Mann das beweisen. Viele Männer könnten es sich nicht vorstellen und vermieden daher, sich ernsthaft zu verlieben. Aber es war ein gefährliches Spiel. Wie leicht könnte ihr Herz dabei zerbrechen, während er eine schöne Zeit genoss. War sie bereit für dieses Risiko?
     
    „ Es ist ja nur für ein Jahr“, sagte sie tröstend zu Gudrun.
    Sie standen im Flughafen am Ticketschalter für ihren Flug nach Vancouver via Frankfurt.
    „ Aber schreib mir und ruf oft an, ja? Ich muss doch wissen, wie alles läuft.“
    Sie umarmte Tante Gudrun lange und fest.
    „ Keine Sorge, John ist kein Axtmörder.“
    „ Das weiß ich ja, Kind. Ich wünsche dir, dass du Liebe deines Lebens findest.“
    „ Vielleicht habe ich das schon“, sagte sie lächelnd.
    Gudrun nickte und wischte sich eine Träne der Rührung aus dem Auge.
    „ Vergiss nicht, hab Geduld mit ihm. Einen eingefleischten Junggesellen zu zähmen ist schwierig. Da ist eine

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