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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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sich seltsam an. Würde er sie jetzt behandeln wie eine abgelaufene Fahrkarte? Würde er jetzt weniger galant sein? Wer war er wirklich, nachdem er bekommen hatte, was er so unbedingt wollte?
    John drehte sich zu ihr um und lächelte sie lange an. Sandra trat von einem Bein aufs andere. Warum sagte er nichts? John räusperte sich schließlich und schüttelte den Kopf.
    „ Entschuldige mein Starren, das ist unhöflich. Aber ich musste dich einfach nur ansehen. Du bist wunderschön.“
    Sandra errötete tief. Mit Komplimenten hatte sie nicht gerechnet. Nervös strich sie sich durchs Haar. Sie fühlte sich aufgedunsen und verknittert nach dem Mittagsschlaf, und alles andere als schön, schon gar nicht wunderschön. Von jedem anderen Mann hätte sie die Bemerkung als viel zu dick aufgetragen empfunden, doch John sah erschreckend ehrlich dabei aus.
    Er umarmte sie. Seine Lippen fanden ihre und der Kuss dauerte lange. Wieder begann es zu kribbeln, an Stellen, die so lebendig waren wie noch nie zuvor. Irgendwas war auf überwältigende Weise anders. Sonst fand sie es ungeheuer schwierig und anstrengend beim ersten Mal mit einem Mann zum Orgasmus zu kommen. Sie war viel zu aufgeregt, wusste nicht, was der Mann erwartete, ob er von der schnellen Sorte war oder sich Zeit ließ, und konnte sich für gewöhnlich nicht fallen lassen. Doch John hatte ihren Körper explodieren lassen, mit einer spielenden Leichtigkeit, als hätte er den sprichwörtlichen Knopf gefunden, mit dem man eine Frau sexuell einschalten kann. Sie war noch immer benebelt von diesem Erlebnis und fühlte sich, als sei sie noch jungfräulich gewesen, und erst von John in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht worden.
    Atemlos trennten sie sich voneinander.
    „ Du machst mich total fertig“, flüsterte John.
    Sie hatte seine erneute Härte gespürt.
    „ Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
    John sah zufrieden mit sich aus. Er hielt ihren Blick für einen Moment, dann schaute er nach draußen, wo eine halbe Kuh auf dem Grill brutzelte.
    „ Ich glaube, ich muss das Fleisch wenden“, rief er fröhlich.
    Sie atmete tief durch und betrachtete den Chefkoch beim Grillen bei Minusgraden. Wirklich knallhart, diese Kanadier.
    „ Um Gottes Willen, John, erwarten wir zehn Gäste?“
    John ließ ein Lachen hören.
    „ Nein. Ich liebe Steaks! Du wirst sehen, solche hast du noch nie gegessen.“
    Sandra vermutete, er hatte recht damit. Sie bezweifelte, dass die Riesenstücke auf den Teller passten.
    „ Wie kommst du nur auf Grillen, bei dieser Kälte?“
    Er grinste breit.
    „ Welche Kälte? Wir sind hier in einer der wärmsten Gegenden Kanadas. Es ist kaum null Grad draußen und wird auch nicht viel kälter werden. Wir grillen das ganze Jahr über. Es schmeckt einfach viel besser als aus der Pfanne.“
    Sie schüttelte den Kopf und John betrachtete sie amüsiert. Nun ja, andere Länder, andere Sitten.
    Das Steak passte gerade so auf den Teller. Es war das köstlichste Stück Fleisch, das sie je gegessen hatte. Es schmeckte intensiv nach Rindfleisch, kein bisschen streng nach Tier, so wie die Supermarktprodukte die sie von zu Hause her kannte. Im Land der Rinderzucht und des Barbeque-Rituals musste das wohl so sein.
    „ Es ist super, John.“
    Sie dippte ihr letztes Stück Fleisch in die Steaksoße und John lächelte geschmeichelt.
    „ Ich gebe zu, ich habe ein bisschen übertrieben, aber ich wusste nicht, wie hungrig du bist.“
    Sandra starrte auf den Teller, wo zwei weitere Riesensteaks warteten.
    „ Wir können sie später aufwärmen“, schlug er vor.
    „ Aber verwandeln sie sich dann nicht in Schuhsohlen?“, fragte sie verwundert, sich an ihre spärlichen Kochkenntnisse erinnernd.
    „ Aber nein, sie schmecken morgen noch genauso gut“, sagte John und machte einen verblüfften Eindruck.
    Sie musste lachen.
    „ Ich werde mich sicher noch über eine Menge Dinge wundern, die hier anders sind“, sagte sie.
    John nickte.
    „ Ja, daran wirst du mich erinnern müssen. Für mich ist alles selbstverständlich und für dich völlig neu.“
    Sie schwiegen eine Weile. Sandra fühlte sich benommen vom Wein und all den Eindrücken.
    „ Ich glaube, ich könnte schon wieder schlafen gehen“, sagte sie und unterdrückte ein Gähnen.
    John sprang auf.
    „ Natürlich, tut mir leid. Du musst ja müde sein. Ich bringe schnell alles in die Küche und du bleibst sitzen, so lange du willst, okay?“
    Sein Lächeln war unwiderstehlich. Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus

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