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Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Kein Kanadier ist auch keine Lösung

Titel: Kein Kanadier ist auch keine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fraser
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Stirn.
    „ Aber das tun sie doch gar nicht. Es war doch nur der Pullover und wenn ich mich recht erinnere, hast du den gestern Abend im Gefecht verloren, kurz bevor wir zusammen aufs Bett gefallen sind. Und falls du deine Jeans suchen solltest, die sind schon im Wohnzimmer gefallen.“
    Sie grinste ihn an. John schüttelte den Kopf und lachte.
    „ Weißt du eigentlich wie wunderbar du bist? Jede andere Frau hätte mich längst verlassen wegen meiner Schlamperei.“
    Wie seltsam, dachte sie. Schlampig war er nun wirklich nicht. Er hielt seine persönlichen Sachen in peinlicher Ordnung, alles hatte seinen festen Platz, sodass er nie auf die zermürbende Suche nach einem verlegten Schraubenzieher zu gehen brauchte. Und seine Routinen waren ihren Gewohnheiten sehr ähnlich. Morgens war er nicht wirklich muffelig, aber noch nicht zum Denken bereit. Über geschäftliche Dinge konnten sie erst sprechen, nachdem er seinen ersten Kaffee intus hatte. Sie amüsierte sich darüber, aber es war kein Grund zum Ärgern.
    Alles, was man ihm vorwerfen konnte, war ein chaotischer Schreibtisch, das Liegen lassen von Lesestoff überall, ein Glas von gestern hier und da. Simple Dinge, die in jedem Haushalt zu finden sind und ein Haus nichts weiter als bewohnt aussehen lassen. Sie war nicht einmal auf die Idee gekommen, sich daran zu stören.
    „ Ich finde nicht, dass du schlampig bist.“
    John umarmte sie.
    „ Du hast mich überhaupt noch für nichts angemeckert. Nicht mal, wenn ich vom Essen direkt an den Computer gehe und dir den Abwasch überlasse. Ich danke dir dafür.“
    Er küsste zärtlich ihren Hals. Sie schob ihn sanft von sich, denn sonst würden sie zu spät ins Büro kommen. Sie war stolz, John nicht auf die Nerven zu gehen. Aber sie tat all diese Dinge gern für ihn, und fühlte sich nicht in die Hausfrauenrolle gedrängt. John war mit so viel anderem beschäftigt, wie mit der Arbeit für den Computer, der er sich mit nach Hause nahm, Holz hacken, Dinge reparieren, Helfen beim Bettenmachen, und außerdem hatte er das ihr verhasste Staubsaugen übernommen. Er kümmerte sich auch um die Wäsche, so wie er es als Junggeselle schon immer getan hatte. Sandra übernahm das Bügeln daher freiwillig. In ihren Augen beteiligte er sich viel mehr am Haushalt als jeder deutsche Mann, den sie je kennen gelernt hatte. Das Zusammenleben mit ihm lief Hand in Hand, ohne dass sie Worte verlieren mussten. Oft kochte er abends und sie räumte danach wie selbstverständlich die Küche auf. Sie waren ein gutes Team im täglichen Einerlei. Vielleicht würde sie es ja wirklich schaffen, ihn davon zu überzeugen, dass eine feste Beziehung nicht sein Leben zerstörte und dass er nicht für immer an eine nörgelnde, ungepflegte Frau mit Dauermigräne als Ausrede für Sex gebunden sein musste. Diese Befürchtungen schienen seine größte Angst zu sein. So wie die Dinge lagen, hatte sie kein Problem damit, ihm das Gegenteil zu beweisen.
    Und im Gegenzug zeigte John ihr, dass all ihre Befürchtungen, die sie Gudrun gegenüber geäußert hatte, nicht unbedingt zu jeder Beziehung gehörten. Er benahm sich nicht ihrem bisher für wahr gehaltenen Klischee entsprechend. Er klappte die Toilettenbrille herunter, besaß keine ausgeleierte Jogginghose, war kein fanatischer Sportzuschauer und hinterließ niemals nasse Handtücher vor der Dusche.
    „ Gern geschehen. Solange du nicht faul auf der Couch vor dem Fernseher endest und mir alles überlässt, gibt es keinen Grund zum Meckern“, erklärte sie ihm.
    Er hob eine Augenbraue.
    „ Das ist alles, was du verlangst?“
    „ Abgesehen natürlich von Heiraten, Kinder zeugen und ewiger Treue.“
    Er starrte sie einen Moment lang an und ein Schatten huschte über sein vorher so gelöstes Gesicht.
    „ Ich wusste, die Sache hat einen Haken.“
    Doch dann lächelte er und mit einem neckenden Blinzeln ging er ins Bad. Sie fühlte sich innerlich leer. Sie hatte es als Scherz gemeint, aber seine Reaktion zeigte ihr, wie wenig amüsant sie dieses Thema in Wirklichkeit fand. Warum hatte sie nicht den Mund halten können? Ihn zu drängen half sicherlich nichts, würde sie ihrem Ziel nicht näher bringen. Aber wie sollte sie es sonst erreichen, wenn er das Thema totschwieg? Nicht mehr ganz so guter Laune zog sie sich an und machte sich auf den Weg in die Küche, um für Frühstück zu sorgen.
     
    Am zweiten Montag im Oktober feiern die Kanadier ihr Thanksgiving Fest, das in der Rangordnung der Feiertage Weihnachten

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