Kein Kanadier ist auch keine Lösung
Frau schluchzte weiter. Das konnte ja heiter werden.
Als sie in den Raum zurückkam, waren fast alle Matten belegt. Sie zählte drei Männer und sechs Frauen. Eine kleine Runde Verzweifelter, die hofften, auf alternative Weise ihr Leben zu meistern.
Auf in den Kampf, dachte sie und nahm auf der freien Matte neben Flo Platz. Ihre Stimmung hob sich und ein Grinsen wollte sie übermannen, doch sie nahm sich zusammen. Ihnen zugewandt saß ein dunkelhaariger dürrer Mensch um die Dreißig im Yogasitz vor der Gruppe. Er war ganz in Weiß gekleidet, wie ein Masseur, und um seinen Hals baumelte ein silbernes Amulett in Form eines Bären.
„ Das ist Yogi Amaranda“, klärte Flo sie leise auf.
„ Hat jemand Angelika gesehen?“, rief eine Frau in mittleren Jahren in einem rosa Jogginganzug aus den Achtzigern.
Sandra beugte sich vor. „Jung, blond, gelbes Engelsgewand?“
Die Frau nickte besorgt.
„ Die ist auf der Toilette und ist glücklich.“
Erleichtert legte die Frau eine Hand auf ihre Brust. Eine laute dunkle Stimme hallte durch den Saal und ließ Sandra zusammenzucken.
„ Lasset Licht in euch strömen!“
Yogi Bär hatte gesprochen. Sämtliche Anwesenden nahmen eine andächtige Haltung an und schlossen die Augen. Sandra wollte nicht die Augen schließen, sie wollte sehen, was passierte.
„ Hallo, neues Gesicht, herzlich willkommen. Wie ist dein Name?“
Sie blickte nach links und rechts und erkannte dann, dass Yogi Bär sie meinen musste.
„ Sandra.“
„ Ich habe sie mitgebracht“, warf Flo stolz ein, als erwarte sie Kopfgeld.
Der Yogi nickte. „Ich sehe, dass deine Aura verdunkelt ist.“
„ Meine was?“
Sie spürte Flos Ellenbogen in ihrer Seite. Sie wusste, was eine Aura ist, und Flo wollte sie warnen sich öffentlich darüber lustig zu machen. Der Yogi überging ihre Frage, griff nach einem kleinen Fläschchen und machte sich auf den Weg zu ihr. Sandra zog den Kopf ein, als ein feiner Sprühregen auf sie nieder rieselte.
„ Das reinigt deine Aura“, gab er bekannt.
Dann schaute er in die Runde und sprühte auch etwas von dem Wässerchen über den rosa Jogginganzug. Die Frau zuckte zusammen, als hätte der Mann angedeutet, ein Fluch laste auf ihr.
„ Stimmt was nicht mit meiner Aura?“
„ Ich sehe eine Dominanz von dunkelrot. Die Farbe sexueller Aktivität, aber auch von Zorn und Wut. Hast du dich über etwas stark erregt?“
Die Gesichtsfarbe der Frau passte sich ihrer Aura an und biss sich mit dem Rosa ihrer Kleidung.
„ Nun, ähm, ja. Ich habe mich über meinen Mann geärgert. Er treibt mich in den Wahnsinn.“
Flehend sah sie ihn an, als könne er ihren Gatten durch eine magische Handbewegung gegen Til Schweiger eintauschen. Yogi Bär runzelte die Stirn und sprühte noch einmal kurz. Wahrscheinlich war sie ein schlimmer Fall von Auraverfärbung.
„ Denke immer daran, ihr beide habt euch mit Absicht zusammen inkarniert, um eure Schatten aufzulösen. Nimm die Probleme dankbar an, denn sie zeigen dir etwas.“
Die Frau nickte beeindruckt ob dieser Offenbarung. Sandra lag es auf der Zunge zu fragen, was genau sie ihr zeigten, aber ein mahnender Blick von Flo hielt sie davon ab. Yogi Bär ging wieder auf seine Matte zurück, verknotete gekonnt ein paar Gummibeine und hob die Arme gen Himmel. Mein Gott, dachte Sandra, hat der Mann keine Sehnen und Bänder?
„ Weißes Licht strömt von oben herab, wird vom Kronenchakra aufgenommen und fließt durch uns hindurch“, befahl er.
Er senkte den Blick und ermahnte damit Sandra, eben dies zu tun. Sie versuchte es, ohne dabei in Gekicher auszubrechen. Yogi Bär ließ die Arme an seinen Seiten langsam ab, geleitete das Licht durch ihn, damit es sich nicht unterwegs verirrte. Jemand hinter Sandra begann schwer zu atmen und sie traute sich nicht nachzusehen. Erneut drohte ein unterdrücktes Lachen sie zu überwältigen, doch sie riss sich zusammen. Plötzlich begann der rosa Jogginganzug zu kichern. Einige Teilnehmer sandten ihr missbilligende Blicke.
„ Es ist in Ordnung, Marion“, sagte Yogi Bär. „Wenn das Licht in den Solarplexus eindringt, lösen sich innere Spannungen, die sich manchmal durch heftiges Lachen von uns verabschieden. Lass es zu.“
Marion fand das irre komisch, winkte hilflos ab, wischte sich Tränen aus dem Gesicht, fiel nach hinten um und lachte schallend. Sandra stimmte mit ein. Endlich konnte auch sie ihre inneren Spannungen lösen, ohne dabei unangenehm aufzufallen. Ihr Lachanfall war allerdings
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