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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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meine erste Priorität. Mir ist es wichtiger, mit guten Freunden mal am Strand sitzen zu können. Aber wenn das für dich so eine Qual ist, dann gehe ich lieber.«
    Ich nahm meine Tasche und marschierte Richtung Övelgönner Museumshafen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Waltraud trottete hinter mir her.
    Diese hormongesteuerte Diskussion war so sinnlos und überflüssig wie ein Kropf. Als ich kurz darauf zu Hause war, dauerte es zweieinhalb Tafeln Schokolade, bis ich mich einigermaßen beruhigt hatte. Aber auch nur einigermaßen. Ich saß mampfend auf dem Sofa und grübelte, was jetzt eigentlich genau falschgelaufen war.
    Es war aber auch nicht irgendein Streit. Es fühlte sich so an, als würde er länger dauern. Doch das Allerschlimmste war: Birgit hatte vermutlich sogar recht. Ein Kind zu bekommen war wahrscheinlich mit nichts anderem, was es sonst noch auf diesem Erdball zu erleben gab, zu vergleichen. Jedenfalls nicht mit einem Blick über die Elbe – okay.
    Aber warum sollte ich mich für das Thema interessieren? Ich verspürte weder dieses gewisse Ticken, noch hatte ich einen Typen. Also? Wieso konnte Birgit nicht akzeptieren, dass es auch eine andere Sicht auf die Dinge gab, nämlich meine?
    Ich stopfte das letzte Stück Schokolade in den Mund.
    Mir war schlecht.
    Ich lief in der Wohnung hin und her wie ein streunender Kater und holte mir dicke Wollsocken aus dem Schrank. Meine Füße waren immer noch kalt. Dann überlegte ich, ob ich Birgit noch mal anrufen oder lieber eine E-Mail schreiben sollte. Stattdessen kochte ich Tee, ging auf den Balkon, in die Küche, aufs Klo, ins Schlafzimmer.
    Ich nahm mein Telefon und rief Birgit an. Sie ging nicht ran. Das war doch albern. Ich wusste ganz genau, dass ihr Handy immer direkt in ihrer Nähe lag.
    Dass sämtliche Freunde sich nach der Einnistung der befruchteten Eizelle mit dem Gedanken an neue Gesprächsthemen anfreunden mussten, war mir ja schon lange klar, aber dass man schon vor diesem Zeitpunkt gar nicht mehr miteinander sprach, war neu.
    Gut, abwarten, Tee trinken, und in ein paar Tagen noch mal versuchen, dachte ich. Aber es ärgerte mich kolossal, dass Birgit nicht ans Telefon gegangen war.
    *
    Zwei SMS und eine Mail schrieb ich ihr in den folgenden zwei Wochen noch, aber es kam keine Reaktion. Die erste SMS war noch nachsichtig und versöhnlich, die zweite ein bisschen weniger und die Mail schließlich gar nicht mehr. Ich fand ihr Verhalten so was von pubertär – was ich ihr auch genau so schrieb.
    Hätte ich vielleicht nicht tun sollen.
    Danach passierte jedenfalls wochenlang nichts. Zumindest meldeten sich weder Birgit noch mein Traummann bei mir. Ole übrigens auch nicht, was ja zu erwarten war. Mich hätte ja mal interessiert, ob er meinen On-air-Gruß gehört hatte. Tja, und Marc hatte ich wohl auch erfolgreich vergrault.
    *
    Der Rest des Sommers fand auf meinem Balkon statt. Ich hatte mich häuslich eingerichtet, samt Hängematte, Palme und den »Drei Fragezeichen« und mutierte langsam zu einer Insulanerin, die sich selbst genügte.
    Die Ich-tu-mir-selber-leid-Zeit war vorbei. Dafür befand ich mich jetzt in der Ich-tu-mir-selber-was-Gutes-Phase und genoss es beinahe schon – das Leben mit mir allein. Und mit Waltraud natürlich.
    Ich kaufte, was mir gefiel, ohne Sinn und Verstand. Was sollte das schöne Geld auch auf dem Konto rumliegen? Auch Waltraud wurde verwöhnt. Sie bekam eine neue Leine, ein Körbchen, Futternapf und einen Freund – aus Stoff. Ohne den verließ sie nun das Haus nicht mehr. Wenigstens eine von uns war also glücklich liiert.
    Und dann passierte doch noch etwas Aufregendes. Ende August meldete sich – drei Wochen und mindestens eine Stunde zu früh – Ilkas Bauch! Also, ich meine natürlich, ihr Kind.
    Fünfzig Minuten später hätte ich Feierabend gehabt, und der Tag wäre etwas anders verlaufen. Aber nein, die Lütte hatte es eilig.
    Es lief gerade »Ich will mehr Schiffsverkehr« von Herbert Grönemeyer, was ich nutzte, um mir schnell den neunten Eiskaffee aus dem Kühlschrank zu holen. Anders waren die Temperaturen kaum noch zu ertragen, denn die Klimaanlage war zu allem Überfluss auch noch ausgefallen. Ausgerechnet jetzt, wo es draußen gefühlte fünfunddreißig Grad waren und drinnen mehr als vierzig – mindestens. Morgen würde ich mein Saunalaken mitbringen.
    Während ich am Strohhalm sog, vibrierte plötzlich mein stumm geschaltetes Handy. Ilka.
    Die Frage, warum ich in diesem Moment ranging, war

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