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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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einfach Bubba aus der Entfernung erschossen, dann wären sie ihn losgewesen?
    »Kicherdoc meinte, ein Schlag mehr, und die Sehnen hinten in meinem Kopf wären durch gewesen. Mann, ich bin stink sauer«, sagte er.
    »Sobald ich weiß, wer das war, sag’ ich dir Bescheid«, beruhigte ich ihn.
    »Ich hab mich auch schon erkundigt, verstehst du? Der Kicherdoc hat mir von Pharaoh und Mullen erzählt, dann hab’ ich Nelson ein bißchen herumtelefonieren lassen. Hab’ gehört, daß die Bullen Geld verloren haben.«
    »Stimmt.«
    »Aber das Mädchen haben sie nicht.«
    »Nein.«
    »Diesmal hast du dich mit ein paar gefährlichen Arschlöchern angelegt, Junge.«
    »Ich weiß.«
    »Hey, Patrick!«
    »Ja?«
    »Cheese wäre niemals so blöd, jemand mit einem Stock auf mich anzusetzen.«
    »Nicht wissentlich. Vielleicht dachte er nicht, daß du da sein würdest.«
    »Cheese weiß genau, wie gut wir beide uns kennen. Ihm mußte halbwegs klar sein, daß du mich zum Schutz mit reinbringen würdest.«
    Er hatte recht. Cheese war klug genug, um zu wissen, daß Bubba seine Hand im Spiel haben könnte. Und Cheese mußte auch wissen, daß Bubba in der Lage war, eine Granate auf Cheese’ Leute zu werfen, nur weil die entfernte Möglichkeit bestand, daß er dadurch den tötete, der ihn geschlagen hatte. Wenn Cheese also diese Anweisung gegeben hatte, wieso hatte er es dann nicht ein für allemal geregelt? Wenn Bubba tot wäre, müßte Cheese nicht aus Angst vor der Rache Blut und Wasser schwitzen. Indem er ihn am Leben ließ, hatte Cheese nur noch eine Chance, wenn er nach dem Knast noch ein paar Leute haben wollte, die für ihn arbeiteten: Dann mußte er mindestens einen der Leute an Bubba ausliefern, die in der Nacht im Wald gewesen waren. Es sei denn, er hatte noch andere Möglichkeiten, die ich nicht kannte. »Scheiße!« fluchte ich.
    »Hab noch was Schönes für dich«, sagte Bubba. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch einen weiteren Knoten mit meinem schon völlig verknoteten Hirn verarbeiten konnte, doch sagte ich: »Schieß los.« »Es gibt ein Gerücht über Pharaoh Gutierrez.« »Ich weiß. Er hatte sich mit Mullen zusammengetan, um Cheese auszuschalten.«
    »Nein, das meine ich nicht. Das weiß ja jeder. Ich habe gehört, Pharaoh war keiner von uns.« » Was war er denn dann?«
    »Ein Bulle, Patrick«, erwiderte Bubba, und ich spürte, wie mir schwindelig wurde. »Man sagt, er arbeitete für die Rauschgiftbehörde.«

21
    »Ein Spitzel von der Rauschgiftbehörde?« wiederholte Angie. »Willst du mich verarschen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Hat Bubba gehört. Du weißt ja, wie das mit solchen Gerüchten ist: manche sind absoluter Blödsinn, manche die absolute Wahrheit. Kann man im Moment noch nicht sagen.«
    »Wie also? Gutierrez hat sechs Jahre undercover gearbeitet, eingeschleust bei Cheese Olamon, und dann hört er, daß eine Vierjährige entführt wird, und gibt diese Information nicht an seine Vorgesetzten weiter?« »Ergibt keinen großen Sinn, oder?« »Nein. Aber was wissen wir noch Neues?« Ich lehnte mich auf dem Küchenstuhl zurück und widerstand dem Drang, gegen die Wand zu schlagen. Ich konnte mich an keinen Fall erinnern, der mich ähnlich zur Verzweiflung getrieben hätte. Nichts, wirklich gar nichts ergab einen Sinn. Eine Vierjährige verschwindet. Die Ermittlungen verleiten uns zu der Annahme, daß die Mutter der Kleinen ein paar Drogendealer bestohlen hat, die das Mädchen daraufhin entführen. Die Forderung nach dem gestohlenen Geld erreicht uns von einer Frau, die offensichtlich für die Dealer arbeitet. Die Lösegeldübergabe erweist sich als Hinterhalt. Die Dealer werden getötet. Einer der Dealer ist möglicherweise ein Undercover-Ermittler für die Bundesbehörde zur Drogenbekämpfung. Das vermißte Mädchen bleibt verschwunden oder liegt auf dem Grund des Sees im Steinbruch.
    Angie griff über den Tisch und legte ihre warme Hand auf meinen Arm. »Wir müssen wenigstens versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.«
    Ich drehte meine Hand um, so daß ihre in meiner lag. »Ergibt auch nur ein kleiner Teil dieses Falls für dich irgendeinen Sinn?«
    »Jetzt, wo Gutierrez und Mullen aus dem Rennen sind? Nein. Es gibt niemanden in Cheese’ Organisation, der den Stab übernehmen könnte. Ach, Scheiße, es gibt in der ganzen Mannschaft nicht mal einen, der gerissen genug wäre, diese Sache hier abzuziehen.« »Wart mal kurz…« »Was?«
    »Hast du doch selbst gerade gesagt. In Cheese’

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