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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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gestanden, uns ist noch nie ein so roher und streitsüchtiger Haufen von Menschen vorgekommen. Nicht im Finiah-Krieg und nicht einmal während der Evakuierung Muriahs. Es hat uns beinahe verrückt gemacht, sie zu beaufsichtigen. Gideon hat eine gebrochene Hand davongetragen, als er eine Schlägerei schlichten wollte, und ein paar besonders brutale Typen lauerten Oodpik und Nazir auf und schlugen sie aus Rache für eine Bestrafung zusammen.« Sie goß sich noch einmal Kaffee ein. »Auch für Wang und Mr. Betsy und die Baronin und mich war es ermüdend, ständig den unvermeidlichen sabbernden Vergewaltiger abwehren zu müssen.«
    Sugolls Lächeln sprach von Humor und Mitgefühl. »Jetzt bin ich mehr denn je überzeugt, daß Elizabeth die richtige Entscheidung getroffen hat, als sie diese Desperados zu uns schickte. Sie werden schon sehen!« Er senkte die Stimme. »Wir haben noch etwas Zeit, bevor die Geschicklichkeitswettbewerbe und die anderen Unterhaltungen beginnen. Schwester, wenn Sie uns entschuldigen wollen, entführe ich Ihnen Basil und Häuptling Burke, um eine Angelegenheit zu regeln, die mit der Expedition zum Schiffsgrab zusammenhängt.«
    Amerie nickte und gesellte sich zu Greggy, der mit Magnus und Thongsa, den Ärzten der Expedition, über Mutagenik diskutierte.
    »Hier entlang!« Der Heulet führte Burke und Basil zu einem verhängten Alkoven, wo ein gutgekleideter Zwerg wartete. »Das ist Kalipin, der sich bereiterklärt hat, als Ihr Führer durch das wilde Land im Osten zu fungieren.«
    Der kleine Fremde reichte ihnen die Hand. Doch noch während Burke konventionelle Höflichkeiten von sich gab, vollzog sich mit dem Zwerg eine so erschreckende Metamorphose, daß dem großen indianischen Juristen die Worte in der Kehle steckenblieben.
    Kalipins Körper schrumpfte. Der Rumpf rundete sich, die Glieder magerten ab. Das grinsende Gesicht wurde zusammengedrückt und schärfer gefeilt, bis es nahezu vogelartig war, abgesehen von den Schlappohren mit dem überhängenden oberen Rand. Die Augen wurden schwarz und versanken in grotesken Säcken. Die Haut des Fremden nahm ein teigiges Aussehen an, und sein Haar, das in Strähnen unter einer schicken grünen Mütze mit Juwelenschnalle herabfiel, ähnelte einem schmutzigen Mop.
    »Nun?« Der Kobold ließ seinen Blick von dem einen Menschen zum anderen wandern. »Riskiert ihr es immer noch, mit mir zum Schiffsgrab zu reisen?«
    »Wir wissen Bescheid über das genetische Unglück der Heuler-Nation, alter Junge«, sagte Basil freundlich. »Wir können nicht so tun, als ob es Ihre ... ah ... Unterschiede nicht gäbe. Doch mir drängt sich die Frage auf, ob wir Menschen in euren Augen nicht ebenso seltsam aussehen. Vielleicht einigen wir uns darauf, daß wir die Eigentümlichkeiten der jeweils anderen ignorieren und uns einfach unserer Aufgabe widmen. Sie ist schwer genug.«
    »Wir müssen mehr als sechshundert von Ihren Kilometern zurücklegen«, stellte Kalipin fest. »Während des ersten Teils der Reise mögen wir in Gefahr durch die Firvulag sein, wenn sie den Zweck der Expedition mutmaßen. Sharn und Ayfa sind keine Dummköpfe. Wir täten gut daran, über den Rhein zu gehen, bevor sie nach Hoch-Vrazel heimkehren.«
    »Wir haben Chalikos«, sagte Burke. »Können Sie reiten?«
    Der Kobold verzog das Gesicht. »Nicht diese verdammt großen Ungeheuer! Mit einem Hipparion werde ich fertig. Nur werden Ihnen Reittiere auf der anderen Rheinseite nichts nützen. Sie müssen schon laufen, bis wir die Quelle des Ystroll unter dem Feldberg erreichen. Ich hoffe, Ihre Leute sind alle in guter Kondition. Der Weg durch den Schwarzwald wird mühselig sein.« Kalipin musterte den Indianer. »Ich habe bemerkt, daß Sie hinken.«
    »So ist es«, seufzte Burke. »Es ist jedoch so gut wie entschieden, daß ich zu Hause in den Vogesen bleibe und Basil unsern Stamm von Draufgängern führt. Elizabeth rechnet für diesen Sommer mit Unruhen um die Eisenminen.«
    »Blutmetall!« Kalipin schüttelte sich. Er warf Sugoll einen vorwurfsvollen Blick zu. »Manchmal, Meister, verzweifeln wir einfachen Leute daran, es zu verstehen, warum du unbedingt ein Bündnis mit den Geringen willst!«
    »Es ist unsere einzige Hoffnung«, erklärte der Herrscher der Heuler. »Eines Tages werdet ihr es verstehen. Bis dahin gehorcht mir!«
    Einen bloßen Sekundenbruchteil lang war der schöne Mann in der weißen Robe überschattet von einer anderen, unglaublich scheußlichen Gestalt. Burke und Basil schnappten

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