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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Heuler oben auf dem Berg ein, daß es keinen Sinn mehr hatte, Felsbrocken zu werfen. Sie brachen die Bombardierung ab und warteten auf die Ankunft des Trebuchet.
    Dougal hob die Arme. Das glitzernde Kettenhemd und der scharlachrote Mantel machten eine großartige Wirkung in dem staubigen Dämmerlicht. »Nach oben, Seele, strebe dein Verlangen, die Erde mag getrost den Leib empfangen!«
    Er schloß mit einem Seufzer von theatralischer Melancholie die Augen.
    »Verdammter Irrer!« Orion griff nach der Armbrust, die der Ritter fallengelassen hatte, und einem Lederköcher mit eisenbewehrten Bolzen. »Hör auf damit, Doogie! Schwing deinen Arsch zur Vorderseite hinüber! Diese Gespenster mit ihrer Maschine kommen in Armbrust-Reichweite!«
    Dougal ließ die Aura der Weitabgewandtheit von sich abgleiten. »Was sagst du da, du magerer ungewaschener Handwerker?«
    »Sie haben ihren höllischen Schleuderapparat schon am Terpentinwerk vorbeigezogen! Und sie klettern überall darauf herum. Machen ihn fertig, denke ich mir. Aber sie sind ohne Deckung, und du kannst sie runterpflücken, wenn du die Flugbahn gut berechnest.«
    Dougal, Tony und die meisten Bergleute kamen gelaufen. Das ebene Stück zwischen der Unterkunft und den Werkstätten war mit Leichen besät, von Menschen und von Chalikos. Der Trebuchet stand inzwischen etwa 90 Meter von der Unterkunft entfernt und verbarg sich teilweise hinter einer Ecke des Schuppens, in dem

     
    Terpentin gewonnen wurde. Ein großer Stapel von Koniferenstämmen neben der Werkstatt bot dem Feind Deckung, aber die Männer in der Unterkunft sahen eine dunkle Gestalt im oberen Teil der Belagerungsmaschine herumklettern. Wahrscheinlich wollte sie die Taue in Ordnung bringen.
    »Feind im Anmarsch!« Beniamino spähte durch eins der westlichen Gucklöcher. »Sie kommen den Berg herunter - schwenken nach Norden. Wollen sicher ihren Freunden Munition bringen.«
    Gestalten bewegten sich weit außer Armbrustschußweite zwischen dem entferntesten Stück des Palisadenzauns und der Eisengrube, deren rotes Erz einen erschreckenden Kontrast zu dem Dschungelgrün bildete, wie eine offene Wunde im Land. Eine unheimliche Stille war eingetreten, unterbrochen nur von knarrenden Geräuschen, unter denen der Heuler-Ingenieur den Trebuchet schußfertig machte.
    Dougal zielte. Boinng machte die Armbrust. Auf der anderen Seite des Platzes erklang ein gurgelndes Brüllen. Ein himmelblauer Kadaver stürzte vom Turm des Trebuchet und schrumpfte zu einer viel kleineren schwarzen Gestalt, bevor er außer Sicht kam. Ein Chor wütenden Geheuls stieg hinter dem Holzstapel auf.
    »Hee-yah!« Orion schlug sich vor Freude auf den Oberschenkel, ohne dabei das Fernrohr vom Auge zu nehmen. »Paß auf! Die andere Seite von dem Stapel! Da bewegt sich etwas in dem Palmetto-Dickicht!«
    Boinng.
    Eine große Pelzkugel mit Fangzähnen sprang mit rudernden Stummelgliedern in die Luft, kreischend wie eine Wildkatze. Auch diese Erscheinung verwandelte sich im Niederfallen.
    »Getroffen, offenbar getroffen!« sagte Dougal.
    »Das macht zwei«, kicherte Orion.
    Tony schlug dem großen Ritter auf die gepanzerte Schulter. »Gut gemacht, mein Mann.«
    »Euer Diener, Milord.«
    Beniamino sog scharf die Luft ein. »He - der Wurfarm der Maschine bewegt sich. Sie müssen gleich soweit sein, daß sie schießen.«
    Dougal schielte verzweifelt durch sein Armbrust-Visier. »Ich kann keins der Arschlöcher sehen ... ich meine, der Feind entzieht sich meinem Auge, guter Napoli, und ich - hui! Jetzt geht's los!«
    Der mit einem Gegengewicht versehene Hebel war ganz nach unten gezogen. Der gesamte Mechanismus vibrierte. Plötzlich fiel das Gegengewicht, der Arm fuhr nach oben, und ein Granitblock, der 50 Kilo wiegen mußte, pfiff über das Dach des Blockhauses weg. Er landete mit widerhallendem Krachen auf der hinteren Seite.
    »Bismallah!« rief der Sohn des Propheten und fiel von neuem auf die Knie. »Jetzt haben sie uns.«
    »Tu etwas, Dougal!« drängte Tony seinen heroischen Vasallen. Aber der Kopf mit dem ingwerfarbenen Bart wackelte in hilflosem Kummer. »Ich kann die Dämonen nicht deutlich erkennen, Milord. Sie verbergen sich feige hinter dem Schuppen.«
    »Hinter dem Schuppen!« Tonys Gesicht erhellte sich. »Darin lagern Teer, Pech, Terpentin - fässerweise. Wenn du ihn mit einem Brandpfeil treffen könntest ...«
    Ein schwerer Aufprall verkündete, daß ein weiterer Felsblock weniger als fünf Meter vor der Unterkunft gelandet war.
    »Sie

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