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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Fuß, der Sattel - das alles zusammen mit dem Verlust seiner Freiheit und der Anwesenheit von Leuten hat es fast in den Wahnsinn getrieben. Nur seine angeborene Intelligenz und die Tatsache, daß es eigentlich nicht verletzt worden ist, bewahren es vor selbstmörderischer Heftigkeit.«
    Brazos Ben lächelte den Redakteur dünn an. »Und vergiß nicht, daß ich eine Woche lang mit ihm geredet habe, Lord Cull. Du hast gesehen, wie er sich beruhigte, als ich ihm von weitem einen Gedanken zusandte. Chalikos sind klüger als Pferde und erkennen einen freundlichen Geist.«
    »Warum wird das Tier dann nicht einfach durch Beugung des Geistes gezähmt?« wollte Alberonn wissen. »Warum muß all dieser physische Aufwand sein?«
    »Ein Chaliko muß auf beide Arten eingebrochen werden, Lord Alby. Andernfalls wäre es nur für goldene oder silberne Reiter gut. Ein Grauer oder ein Bloßhalsiger könnte es nicht einmal berühren. Erst nachdem ein Chaliko gezähmt und an die üblichen Befehle mit Körper und Stimme gewöhnt ist, wird es geistig eingebrochen. Natürlich spreche ich die ganze Zeit mit meinen Tieren, auch bei der physischen Ausbildung. Aber mit meiner Methode kann man zwanzigmal soviel wilde Tiere trainieren wie mit der geistigen - und noch dazu in kürzerer Zeit. Man kann graue und bloßhalsige Trainer anstelle der silbernen einsetzen, bis die letzte telepathische Autopilot-Programmierung an die Reihe kommt. Es ist ein bißchen anders, als wenn man domestizierte Tiere trainiert. Leichter. Aber der Schlachtenmeister ...« - Brazos Ben unterbrach sich und sah zu Aiken hinüber - »ich meine, der verstorbene Schlachtenmeister wollte, daß beim nächsten Großen Wettstreit Goriah die am besten berittene Mannschaft im Vielfarbenen Land haben sollte. Und das bedeutete, daß wir viele wilde Chalikos dazunehmen mußten.«
    Auf der anderen Seite des Korrals wieherte das Chaliko. Brazos Ben zog eine klose Dose mit Kautabak aus der Brusttasche und schob sich eine Prise in die Backe. »Wollt ihr Erhabenen jetzt einmal etwas sehen?«
    »Und ob, BB!« lachte Aiken.
    Der Cowboy ging zu dem Zwangspferch hinüber, während Aiken, Culluket der Inquisitor und Alberonn Gedankenfresser sich dem Zaun des runden Korrals näherten und eine Stelle fanden, die nicht zu matschig war. Es regnete zwar nicht, doch der Himmel war trübe, und ein kalter Wind blies von der Meerenge von Redon her, die hinter den Ställen lag. Die drei Männer trugen die traditionelle Wetterkleidung der Tanu aus gefärbtem Leder mit spitzen Kapuzen und Stiefeln, die über die Knie hinaufreichten. Aikens Anzug war golden mit schwarzen Litzen, der des Inquisitors von tiefem Rot und Alberonns türkisfarben, um seinen Status als Kreator-Koerzierer zu zeigen. Alberonns menschliches Erbe verriet sich in seiner schokoladenfarbenen Haut, die einen verblüffenden Kontrast zu seinen grünen Tanu-Augen und dem Busch wolligen blonden Haars bildete, das unter seiner Kapuze hervorschlüpfte. Der Mischling, Mitglied der Hohen Tafel, war einen halben Kopf größer als Culluket und ragte über den kleinen Aiken wie ein Riese aus dem Märchen auf.
    »Mein verstorbener Bruder Nodonn zählte diesen Mann Travis zu den wertvollsten seiner Diener«, bemerkte Culluket. Auf der anderen Seite des Korrals überwachte Brazos das Entfernen der Hinterfußfessel.
    »Ich wünschte, wir hätten noch fünfzig wie ihn«, sagte Aiken. »Die Beschaffung einer großen Zahl von trainierten Reittieren ist wesentlich für meine Strategie gegen die Firvulag. Zumindest bis zu der Zeit, wo ich die Flugzeuge aufspüre.«
    »Es ist ein schlechtes Zeichen, daß die Kleinen Leute ihr altes Vorurteil gegen das Reiten aufgegeben haben«, meinte Culluket.
    Aiken nickte. »Einer meiner Spione meldete, daß sie sogar versuchen, diese kleinen Hipparions zu domestizieren, damit die Gnome darauf reiten können! Und wir wissen, daß sie von allein einsam liegenden Pflanzungen rund um die östlichen Städte zahme Chalikos für ihre Krieger-Oger-Bataillone gestohlen haben.«
    Alberonn sagte: »Bleyn hat mit mir ferngesprochen und berichtet, daß es unten um Rocilan ebenso ist. Überfälle, Diebstähle, Hinterhalte. Wird natürlich alles den Heulern angelastet. Aber da unten in Candy City ist die Situation mittlerweile zu ernst für improvisierte Gegenmaßnahmen geworden. Die kleinen Lords und die ringtragenden Menschen reagieren einfach nicht auf Bleyns Führungsansprüche, auch dann nicht, wenn Lady Eadnar es ihnen befiehlt.

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