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(K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung

(K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung

Titel: (K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Stacey
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beinahe wäre sie in Tränen ausgebrochen. Ihre Gefühle für Justin waren so kompliziert, dass sie nicht gedacht hätte, dass man sie so einfach in einem Satz auf den Punkt bringen konnte.
    „Aber Brendan steht zwischen euch“, fuhr Judy fort.
    „Nein, Brendan steht nicht zwischen uns“, widersprach Claire etwas heftiger, als sie es vorgehabt hatte. Sie konnte Judy nichts von Justins Geständnis verraten, um seine Beziehung zu den Rutledges nicht zu gefährden. „Er ist immer bei uns. In unserem Herzen und in unseren Gedanken, und daran wird sich niemals etwas ändern, weil wir ihn lieben. Ich vermisse ihn noch immer jeden Tag, und Justin geht es genauso.“
    „Ich weiß nicht.“ Judy griff nach Claires Hand und drückte sie. „Ich habe meinen Sohn verloren, aber ich kann nicht beurteilen, wie es ist, wenn man seinen Mann verliert. Entschuldige daher bitte, wenn ichgleich nicht die richtigen Worte finde. Ich hoffe, dass du weder Justin noch dich selbst so leichtfertig aufgibst, nur weil es gerade schwierig ist.“
    Manchmal war es eben einfach zu schwierig, aber Claire wollte Judy nicht noch weiter mit diesem deprimierenden Thema belasten. Schon gar nicht am Morgen vor ihrer Weihnachtsparty. „Noch gebe ich auch nicht auf. Aber lass uns doch über etwas anderes sprechen. Du kommst doch immer schon vorher darauf, was Phil dir zu Weihnachten schenkt. Was bekommst du also dieses Jahr?“
    Justin stand mit den Händen in den Manteltaschen da und starrte auf den Granitblock. Brendan Rutledge. Geliebter Sohn, Ehemann, Bruder und Red-Sox-Fan.
    Er hatte beim Bestatter zwischen Judy und Claire gesessen, und ihnen die Hand gehalten, während sie die Details des schmerzhaften Abschieds von Brendan besprachen. Phil hatte den Arm um Brendans Schwester gelegt. Er hatte dafür gesorgt, dass die Red Sox mit auf den Stein kamen, weil er wusste, dass Brendan es so gewollt hätte. Die drei Frauen hatten gelacht – ein kurzer Moment, der die tiefe Trauer unterbrach, die überraschend über sie hereingebrochen war.
    Claire hatte für Justin noch Freund hinzufügen wollen, aber der Bestatter war besorgt, dass dafür kein Platz mehr auf dem Stein war. Justin hat ihre Hand gedrückt und ihr gesagt, dass Bruder seine Beziehung zu Brendan vollkommen richtig beschrieb.
    Jetzt sah er herunter auf dieses Wort, das für immer in den Stein gemeißelt war. Bruder . „Ich habe mit deiner Frau geschlafen.“
    Weder zuckte ein Blitz vom Himmel, der auf ihn einschlug, noch heulte plötzlich der Wind auf. Justin hörte nichts als Stille und das Klopfen seines eigenen Herzens.
    „Ich habe wirklich alles versucht, damit es nicht passiert, glaub mir.“ Er schluckte. „Erst haben wir es auf den Alkohol geschoben. Dabei waren wir gar nicht betrunken. Das war eine Ausrede, damit wir uns nicht so schlecht fühlen. Und dann … haben wir es wieder getan.“
    Er unterbrach sich und holte einmal tief Luft. „Ich habe ihr wehgetan. Du hast sie vergöttert und sie so glücklich gemacht … und ich bringe sie zum Weinen. Verdammt, ich wünschte mir, du wärst hier, um mich richtig zu verprügeln.“
    Justin hörte ein ersticktes Schluchzen hinter sich. Als er sich umdrehte, entdeckte er, dass Judy Rutledge ein paar Schritte entfernt von ihm stand. Tränen liefen ihr über das blasse Gesicht, und ihre Finger umklammerten einen kleinen Blumenstrauß.
    „Du warst wie ein Bruder für ihn“, sagte sie leise.
    Ihre Worte trafen ihn wie ein Schlag. Mit hängenden Schultern erwartete er, dass sie ihm jetzt Vorwürfe machte. Er würde sich nicht verteidigen oder sich innerlich gegen den Schmerz abschotten, denn er hatte nichts anderes verdient. Nicht nur hatte er Brendan hintergangen, sondern auch Judy, die für ihn immer eine zweite Mutter gewesen war.
    „Ich habe dich immer genauso geliebt wie mein eigenes Kind, Justin. Die Jungs, so haben Phil und ich euch immer genannt. Du hättest Brendan nicht mehr bedeuten können, wenn du wirklich sein Bruder gewesen wärst. Aber er ist nicht mehr da.“
    Er hörte den Schmerz in ihrer Stimme und spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. „Ich wollte nicht, dass so etwas passiert.“
    „Dafür habe ich dich noch. Einer von meinen beiden Jungs ist mir geblieben. Und ich habe Claire, die immer wie eine zweite Tochter für mich sein wird. Euch beide so zu sehen, tut mir weh.“
    Justin schüttelte den Kopf und ballte die Fäuste in den Manteltaschen. Was er jetzt wirklich nicht wollte, war ihr Verständnis. Sie

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