(K)ein Kuss ist auch (k)eine Loesung
das war schon nach der Weihnachtsparty eine lächerliche Ausrede gewesen, aber immerhin eine Ausrede. Und diesmal schien Claire absolut nichts zu bereuen. Auf keinen Fall durfte er sie in dem Glauben lassen, dass sich gerade etwas zwischen ihnen entwickelte.
In ihrer Auffahrt hielt er an und überlegte verzweifelt, wie er aus dieser Nummer wieder herauskommen konnte. Am liebsten wäre er sofort nach Hause gefahren, hätte seinen iPod so laut aufgedreht wie möglich und auf den Sandsack im Keller eingeprügelt.
Claire schaute hinauf zu ihrem Fenster und bekam von all dem nichts mit. „Seltsam, ich bin ganz sicher, dass ich das Licht in der Küche angelassen hatte.“
Jetzt allerdings war es vollkommen dunkel in der Wohnung, was bedeutete, dass Justin mit nach oben kommen musste, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Er stellte den Schneepflug ab und streckte seine Hand aus. „Gib mir deinen Schlüssel.“
Sie folgte ihm, als er die Stufen hinaufstieg und aufschloss. Das Licht im Wohnzimmer ging sofort an und alles wirkte unverändert. Moxie strich Justin um die Beine, bevor sie dann Claire begrüßte und von ihr gestreichelt werden wollte. Inzwischen warf Justin einen Blick ins Bad und ins Schlafzimmer. Alles war in Ordnung. Also zog er einen der Küchenstühle unter die Lampe und checkte die Glühbirne. „Kaputt“, stellte er fest. „Hast du eine neue?“
„Auf der Mikrowelle, warte mal eben.“
Justin beobachtete Claire, wie sie die Katze auf den Boden setzte und sich nach der Glühbirne streckte. Sie wirkte … glücklich. Entspannt. Als sie ihm die Glühbirne gab, lächelte sie ihn an. „Einen Mann wie dich kann man immer gut gebrauchen.“
„Klar.“ Justin ließ sich Zeit damit, die Birne einzuschrauben und den Schirm wieder an der Lampe zu befestigen. Doch das verschaffte ihm nur einen kurzen Aufschub.
Claire hatte ihr Sweatshirt ausgezogen und saß mit der Katze auf der Couch. Moxie hatte sich auf ihren Füßen niedergelassen. „Was ist los?“
„Ich fahr jetzt besser. War eine lange Nacht.“
Auf einmal wirkte Claire nicht mehr ganz so glücklich, aber sie lächelte immer noch. „Warum bleibst du nicht einfach hier? Ist doch viel sinnvoller, als erst noch lange heimzufahren, wenn du morgen früh schon wieder raus musst.“
„Ich kann nicht bleiben, Claire.“
Ihr Lächeln erstarb endgültig. „Warum denn?“ Er zuckte mit den Schultern und wusste nicht, was er sagen sollte. „Okay, behalt’s für dich.“
„Das darf einfach nicht wieder vorkommen. Du und ich. Es ist einfach falsch.“
„Vor ungefähr einer halben Stunde hast du das noch ganz anders gesehen.“
„Ich will dich, Claire, wirklich. Aber … Brendan …“ Er wusste nicht, wie er es erklären sollte, und ganz gleich, welche Worte er wählte, es würde nichts leichter machen. „Ich gehe jetzt. Vielleicht rufe ich morgen mal an.“
„Justin?“ Die Hand auf der Klinke drehte er sich noch einmal um. „Komm nicht mehr her.“
6. KAPITEL
Claire zitterte, aber sie würde nicht zurücknehmen, was sie da eben gesagt hatte.
Justins Hand glitt vomTürgriff, dann drehte er sich langsam zu ihr um. „Claire, tu das nicht.“
Glaubte er ernsthaft, sie wollte ihn aus ihrem Leben verbannen? Er war ihr bester Freund! Und obwohl sie sich mit Leibeskräften dagegen wehrte, war er auch der Mann, in den sie sich gerade verliebte. Vielleicht war sie auch schon lange in ihn verliebt und hatte das nur verdrängt.
„Nach der Weihnachtsparty dachte ich, wir kriegen das wieder hin“, erklärte sie leise. „Dass unsere Freundschaft die Sache übersteht. Und heute Abend im Schneepflug glaubte ich, dass wir … mit diesen Gefühlen füreinander klarkommen und etwas zwischen uns beginnt. Offensichtlich habe ich mich geirrt. Du steckst in einer kaputten emotionalen Achterbahn fest, und ich will nicht mehr mitfahren.“
„Ich versuche nicht, dir wehzutun.“
„Aber genau das tust du. Ich habe dich immer geliebt, Justin, aber diese Liebe verwandelt sich gerade in etwas Neues, und das macht mir verdammte Angst. Weil du meine Gefühle nicht teilen kannst, musst du jetzt gehen, bevor es noch schlimmer wird. Bitte.“
„Du warst eine wunderschöne Braut“, flüsterte er.
Unwillkürlich schaute Claire hinüber zu ihrem Hochzeitsfoto mit Brendan. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen, dann sah sie wieder Justin an. „Es geht hier nicht um die Vergangenheit, sondern um die Gegenwart.“
„Aber die Vergangenheit
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