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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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betäube die seltsame Wehmut, die mich plötzlich umfängt. Sams andere Kapitel werde ich nie kennenlernen. Er wird mir nichts davon erzählen, und ich werde ihn nicht danach fragen. Unsere Wege trennen sich, und ich werde nur den einen Eindruck behalten, den ich schon habe. Die Version von ihm, die in der Eingangsbox seiner persönlichen Assistentin lebt.
    Ich frage mich, welchen Eindruck er wohl von mir haben mag. O Gott. Darüber denke ich lieber gar nicht nach.
    Bei dem Gedanken schnaube ich vor Lachen, und David mustert mich erwartungsvoll.
    »Sie sind eine komische Frau, oder?«
    »Ich?« Mein Handy summt, und ich nehme es, ob das nun unhöflich ist oder nicht. Es zeigt mir an, dass ich eine Nachricht von Magnus auf der Mailbox habe.
    Magnus?
    Ich habe einen Anruf von Magnus verpasst?
    Abrupt wenden sich meine Gedanken von Sam ab, von David und dieser Bar, hin zu meinem eigentlichen Leben. Magnus. Hochzeit. Anonyme SMS . Ihr Verlobter ist Ihnen untreu … Ein ganzer Pulk von Gedanken drängt sich plötzlich in mein Hirn, als hätten sie schon vor der Tür Schlange gestanden. Ich springe auf, rufe die Mailbox an, tippe auf die Tasten ein, ungeduldig und nervös. Aber was erwarte ich eigentlich? Ein Geständnis? Eine Rechtfertigung? Woher soll Magnus wissen, dass ich eine anonyme Nachricht bekommen habe?
    »Hey, Pops!« Magnus’ unverwechselbare Stimme klingt ganz dumpf, weil im Hintergrund Musik wummert. »Könntest du Professor Wilson anrufen und sie daran erinnern, dass ich nicht da bin? Danke, Süße. Die Nummer liegt auf meinem Schreibtisch. Ciao! Ich amüsier mich prima!«
    Ich höre es mir zweimal an, suche nach Hinweisen, wenn ich auch nicht weiß, was für Hinweise ich mir erhoffe. 83 Als ich auflege, rumort es in meinem Magen. Ich kann es nicht ertragen. Ich will das alles nicht. Hätte ich diese Nachricht nicht bekommen, wäre ich jetzt glücklich. Ich würde mich auf meine Hochzeit freuen und an die Flitterwochen denken und meine neue Unterschrift üben. Ich wäre glücklich.
    Mir sind die Gesprächsthemen ausgegangen, also streife ich meine Schuhe ab, stelle meine Füße auf die Bank und umarme trübsinnig meine Knie. Überall in der Bar haben sich mittlerweile Angestellte von White Globe Consulting zu Grüppchen versammelt. Ich höre Fetzen von leisen, bedrückten Gesprächen und habe ein paarmal das Wort »Memo« aufgeschnappt. Offenbar ist die Nachricht durchgesickert. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr und erschrecke. Es ist 21:40 Uhr. Nur noch zwanzig Minuten bis zu den ITN -Nachrichten.
    Zum hunderttausendsten Mal frage ich mich, was Sam und Vicks wohl treiben mögen. Ich wünschte, ich könnte helfen. Ich wünschte, ich könnte etwas tun. Ich fühle mich so machtlos, wenn ich hier nur herumsitze …
    »Okay!« Eine scharfe weibliche Stimme schneidet in meine Gedanken, und als ich aufblicke, sehe ich Willow, die direkt vor mir steht und böse auf mich herabblickt. Sie trägt ein rückenfreies Abendkleid, und sogar ihre Schultern sind nervös. »Ich werde Sie geradeheraus fragen, und ich hoffe, Sie werden mir geradeheraus antworten. Keine Spielchen. Kein Herumlavieren. Keine Tricks.«
    Sie spuckt mir die Worte förmlich ins Gesicht. Ehrlich. Was für Tricks soll ich denn gespielt haben?
    »Hallo«, sage ich freundlich.
    Das Problem ist, dass ich mir diese Frau nicht ansehen kann, ohne an ihre verquasten Blockbuchstaben-E-Mails zu denken. Es ist, als stünden sie ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Wer sind Sie?«, faucht sie mich an. »Sagen Sie es mir einfach. Wer sind Sie? Und wenn Sie es mir nicht sagen, glauben Sie mir …«
    »Ich bin Poppy«, falle ich ihr ins Wort.
    »›Poppy‹.« Sie klingt argwöhnisch, als wäre »Poppy« mein Künstlername beim Escort-Service.
    »Kennen Sie Dave?«, füge ich höflich hinzu. »Er ist ein alter Studienkollege von Sam.«
    »Oh.« Bei diesen Worten sehe ich, wie in ihren Augen Interesse aufblitzt. »Hallo, David, ich bin Willow.« Ihr Blick fährt zu ihm herum, und ich schwöre, ich konnte spüren, wie mein Gesicht abkühlt.
    »Es ist mir ein Vergnügen, Willow. Sie kennen Sam?«
    »Ich bin Willow.« Sie betont es etwas stärker.
    »Hübscher Name.« Er nickt.
    »Ich bin Willow. Willow .« Eine gewisse Schärfe spricht aus ihrer Stimme. »Sam hat mich bestimmt schon mal erwähnt. Will-low.«
    Nachdenklich runzelt David die Stirn. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Aber …« Sie sieht aus, als würde sie vor Wut gleich tot umfallen. »Ich bin mit ihm

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