Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
verkaufen lassen …
O Gott. Gleich weine ich wirklich.
»Missy?« Ruby mustert mich etwas eingehender. »Alles okay?«
»Alles prima!«, rufe ich und blinzle wie verrückt.
»Hochzeitsstress«, sagt Annalise. »O mein Gott, Poppy, verwandelst du dich am Ende doch noch in eine zickige Braut? Mach nur! Ich helfe dir. Ich spiel die zickige Brautjungfer. Lass uns irgendwohin gehen und einen Wutanfall kriegen. Das hilft bestimmt.«
Ich ringe mir ein Lächeln ab und wische an meinen Augen herum. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Erzähle ich ihnen von Magnus? Schließlich sind wir doch befreundet, und ich sehne mich danach, jemandem davon zu erzählen.
Aber was ist, wenn das Ganze tatsächlich ein Missverständnis sein sollte? Von der Unbekannten Nummer 90 habe ich bisher nichts weiter gehört. Die ganze Sache ist reine Vermutung. Ich kann nicht überall herumerzählen, dass Magnus mich betrügt, basierend auf einer anonymen SMS . Und dann zulassen, dass Annalise es bei Facebook reinstellt und ihn als Blender beschimpft und buht, wenn wir vor den Altar treten. 91
»Ich bin nur müde«, sage ich schließlich.
»Frühstück mit allen Schikanen!«, ruft Ruby. »Das brauchst du.«
»Nein!«, rufe ich entsetzt. »Dann passe ich ja nicht mehr in mein Kleid!«
Vorausgesetzt, ich heirate überhaupt. Wieder merke ich, dass mir gleich die Tränen kommen. Sich auf eine Hochzeit vorzubereiten ist stressig genug. Sich auf eine Hochzeit und gleichzeitig auf eine mögliche Trennung/Absage in letzter Minute vorzubereiten wird mir noch graue Haare einbringen.
»Doch bestimmt!«, widerspricht mir Ruby. »Jeder weiß, dass Frauen kurz vor der Hochzeit zwei Kleidergrößen abnehmen. Du hast noch reichlich Spielraum, Kleine! Nutze ihn! Hau rein! So eine Chance kriegst du nie wieder!«
»Hast du denn zwei Kleidergrößen abgenommen?«, fragt Annalise und mustert mich ein wenig missgestimmt. »Das kann doch nicht sein.«
»Nein«, sage ich düster. »Höchstens eine halbe.«
»Na, damit hast du dich auf jeden Fall für einen Caffè Latte und einen Donut qualifiziert«, sagt Ruby auf dem Weg zur Tür. »Komm schon. Du brauchst eine kleine Trostmahlzeit. Uns bleibt noch eine halbe Stunde. Lasst uns reinhauen.«
Wenn Ruby eine Idee hat, lässt sie nicht locker. Schon marschiert sie den Bürgersteig entlang und zwei Türen weiter ins Costa Coffee. Als Annalise und ich eintreten, ist sie schon auf dem Weg zum Tresen.
»Hallo zusammen!«, ruft sie fröhlich. »Ich hätte gern dreimal Caffè Latte, drei Donuts, drei einfache Croissants, drei Nougatcroissants …«
»Ruby, hör auf!« Ich muss direkt lachen.
»Drei Schokocroissants – wir verschenken sie an unsere Patienten, falls wir nicht alles aufessen – drei Apfel-Muffins …«
»Drei Dosen Minzpastillen«, stimmt Annalise mit ein.
»Minzpastillen?« Ruby dreht sich um und mustert sie verächtlich. » Minzpastillen ?«
»Und ein paar Zimtkringel«, fügt Annalise eilig hinzu.
»Das klingt schon besser. Drei Zimtkringel …«
Das Handy in meiner Tasche klingelt, und mir krampft sich der Magen zusammen. O Gott, wer ist das? Was soll ich machen, wenn es Magnus ist?
Was, wenn es Sam ist?
Ich hole es hervor, setze mich einen Schritt von Ruby und Annalise ab, die darum streiten, welche Kekse sie kaufen sollten. Als ich das Display sehe, wird mir ganz flau. Es ist die Unbekannte Nummer. Endlich ruft sie an.
Das ist der entscheidende Moment. Das ist der Moment, in dem ich die Wahrheit herausfinden werde. So oder so. Ich habe dermaßen Schiss, dass meine Hand zittert, als ich die Sprechtaste drücke, und anfangs bringe ich keinen Laut heraus.
»Hallo?«, sagt eine junge weibliche Stimme am anderen Ende. »Hallo? Können Sie mich hören?«
Ist das Clemency? Ich kann es nicht sagen.
»Hi«, bringe ich schließlich hervor. »Hallo. Hier spricht Poppy. Ist das Clemency?«
»Nein.« Das Mädchen klingt überrascht.
»Oh.« Ich schlucke. »Okay.«
Nicht Clemency? Wer dann? Meine Gedanken rasen nur so hin und her. Wer sonst könnte mir diese SMS geschickt haben? Heißt das, Lucinda hat am Ende gar nichts damit zu tun? Ich sehe, dass Ruby und Annalise mich von der Kasse her neugierig beobachten, und wende mich ab.
»So …« Verzweifelt versuche ich, würdevoll zu klingen und nicht wie jemand, der gleich erniedrigt wird und seine Hochzeit abblasen muss. »Haben Sie mir etwas zu sagen?«
»Ja. Ich muss ganz dringend Sam Roxton erreichen.«
Sam?
Die Spannung, die sich in
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