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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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schließlich geschickt haben. Es war bestimmt keiner von Magnus’ Freunden, und Lucindas Freunde kenne ich überhaupt nicht, also wer sollte …
    »Erinnern Sie sich noch, wie Magnus Ihnen sagte, er hätte noch einen Doktoranden zu betreuen? Und ganz plötzlich sagte Lucinda Ihre Verabredung ab? Und schickte stattdessen Clemency? Wenn Sie sich die zeitlichen Übereinstimmungen ansehen …«
    Sam redet immer noch, doch ich kann ihn kaum hören. Es ist wie ein Stich ins Herz. Natürlich. Clemency.
    Clemency.
    Clemency ist Legasthenikerin. Sie könnte sich verschrieben haben. Sie könnte solche Angst vor Lucinda haben, dass sie sich nicht traut, ihren Namen zu nennen. Aber sie würde wollen, dass ich Bescheid weiß. Falls es denn etwas zu wissen gibt.
    Meine Finger zittern, als ich mein Handy nehme und die Nachricht suche. Als ich sie jetzt noch einmal lese, stelle ich mir die Worte mit Clemencys süßer, ängstlicher Stimme vor. Es klingt nach ihr. Es fühlt sich an wie sie.
    Clemency könnte sich so was nicht ausdenken. Sie muss davon überzeugt sein, dass es stimmt. Sie muss etwas gesehen haben … oder gehört …
    Ich sinke in den Autositz. Mir tut alles weh. Ich bin erschöpft und fühle mich ein wenig so, als müsste ich gleich weinen.
    »Wie dem auch sei …« Sam scheint zu merken, dass ich ihm gar nicht mehr zuhöre. »Ich meine, es ist ja nur eine Theorie, mehr nicht.« Er faltet das Blatt Papier zusammen, und ich nehme es an mich.
    »Danke. Danke, dass Sie das gemacht haben.«
    »Ich …« Etwas verlegen zuckt er mit den Schultern. »Wie gesagt: Das ist mein Ding.«
    Eine Weile schweigen wir beide, obwohl es sich anfühlt, als würden wir nach wie vor kommunizieren. Mir ist, als würden unsere Gedanken über unseren Köpfen kreisen, sich miteinander verweben, sich umschlingen, sich für einen Augenblick begegnen und dann wieder auseinandergehen. Seine auf seinem Weg, meine auf meinem.
    »Also.« Schließlich atme ich aus. »Ich sollte Sie gehen lassen. Es ist spät. Danke für …«
    »Nein«, unterbricht er mich. »Seien Sie nicht albern. Ich danke Ihnen .«
    Ich nicke nur. Ich glaube, wir sind beide zu erschöpft für lange Reden.
    »Es war …«
    »Ja.«
    Ich blicke auf und mache den Fehler, ihm in die Augen zu sehen, silbrig im Licht der Straßenlaterne. Und für einen kurzen Moment bin ich wieder …
    Nein. Nicht, Poppy. Es ist nie passiert. Denk nicht dran. Lösch es.
    »Also, mh …« Ich lange nach dem Türgriff, versuche, mich wieder in die Realität, in die Welt der Vernunft zurückzuzwingen. »Ich muss Ihnen immer noch dieses Handy wiedergeben …«
    »Wissen Sie was? Behalten Sie’s, Poppy. Es gehört Ihnen.« Er drückt meine Hand darum und hält sie einen Moment fest. »Sie haben es sich verdient. Und Sie müssen sich auch nicht mehr die Mühe machen, irgendwas weiterzuleiten. Von morgen an landen alle meine Mails bei meiner neuen Assistentin. Ihre Arbeit ist getan.«
    »Danke!« Ich öffne die Tür – dann drehe ich mich spontan um. »Sam … ich hoffe, Sie schaffen das …«
    »Machen Sie sich um mich keine Gedanken. Es wird schon gehen.« Er schenkt mir sein Zauberlächeln, und plötzlich ist mir, als müsste ich ihn an mich drücken. Er steht kurz davor, seinen Job zu verlieren, und kann trotzdem noch so lächeln. »Ich hoffe, Sie schaffen das«, fügt er hinzu. »Es tut mir leid … das alles.«
    »Oh, ich komm schon zurecht!« Ich lache spröde, obwohl ich keine Ahnung habe, was ich damit meine. Mein zukünftiger Ehemann vögelt höchstwahrscheinlich meine Hochzeitsplanerin. Inwiefern werde ich zurechtkommen?
    Der Fahrer räuspert sich, und ich zucke zusammen. Es ist mitten in der Nacht. Ich sitze in einem Auto vor meiner Haustür. Komm schon, Poppy. Beweg dich. Geh heim. Das Gespräch muss ein Ende haben.
    Und obwohl es das Letzte ist, wonach mir der Sinn steht, zwinge ich mich dazu auszusteigen, die Tür zuzuwerfen und »Gute Nacht!« zu rufen, und dann steuere ich auf meine Haustür zu und schließe sie auf, denn ich weiß instinktiv, dass Sam erst losfahren wird, wenn er gesehen hat, dass ich sicher drinnen bin. Dann gehe ich wieder vor die Tür, stehe auf der Schwelle und sehe seinem Wagen hinterher.
    Als er um die Ecke biegt, werfe ich einen Blick auf mein Handy, halb hoffend, halb harrend …
    Aber es ist ganz still und dunkel. Es bleibt still und dunkel. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fühle ich mich mutterseelenallein.
    81 Okay. Er wird ihn nicht verstehen. Ich weiß.
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