Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
Chicken Wrap. »Wegen der ganzen Nachrichten. Da drin.« Sie deutet mit dem Finger darauf.
Okay. Endlich kommen wir zur Sache.
»Nachrichten? Was für Nachrichten?«
»Auf der Mailbox. Nicht für Sam, sondern für einen gewissen Ed. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Also habe ich sie mir angehört und aufgeschrieben. Die gefielen mir überhaupt nicht.«
»Wieso nicht?« Plötzlich kriege ich Herzklopfen.
»Sie waren alle von demselben Mann und hatten mit der Bearbeitung eines bestimmten Dokuments zu tun. Wie sie es machen wollten. Wie lange es dauern würde. Wie viel es kosten würde. Solche Sachen. Es klang irgendwie, als würde da was nicht stimmen, wissen Sie? Aber andererseits klang es nicht so, als wäre es was Schlimmes.« Wieder rümpft sie ihre Nase. »Es klang einfach … merkwürdig.«
In meinem Kopf dreht sich alles. Ich kann es nicht fassen. Nachrichten auf der Mailbox, für Ed, wegen des Memos. In diesem Handy. Diesem Handy .
»Haben Sie Sam davon erzählt?«
»Ich habe ihm eine E-Mail geschickt, und er meinte nur, ich soll gar nicht darauf achten. Wissen Sie, was ich meine? Ich hatte da so ein komisches Gefühl.« Sie nimmt einen Schluck von ihrem Smoothie. »Dann schlage ich heute Morgen die Zeitung auf und sehe Sam, wie er über ein Memo redet und sagt, es muss irgendwie manipuliert worden sein, und ich denke: Genau!« Wieder schlägt sie mit der flachen Hand auf den Tisch. »Darum ging es also!«
»Wie viele Nachrichten waren auf der Mailbox?«
»Vier? Fünf?«
»Aber inzwischen sind keine Nachrichten mehr drauf. Zumindest habe ich keine gefunden.« Ich bringe es kaum fertig, die Frage zu stellen: »Haben Sie … sie gelöscht?«
»Nein!« Sie strahlt triumphierend. »Darauf will ich ja gerade hinaus! Ich habe sie gespeichert. Oder besser, mein Freund Aran. Irgendwann saß ich gerade da und habe eine aufgeschrieben, da meint er so: ›Baby, speicher sie doch einfach auf dem Server.‹ Und ich so: ›Aber wie speichert man eine Nachricht aus der Mailbox?‹ Also kam er ins Büro und hat sie alle in einer Datei gespeichert. Er kann einfach alles, mein Aran«, fügt sie stolz hinzu. »Er ist auch Model, nebenher entwickelt er jedoch noch Spiele.«
»Eine Datei?« Ich komme nicht hinterher. »Und wo ist diese Datei jetzt?«
»Die muss immer noch da sein.« Sie zuckt mit den Schultern. »Im Computer der Assistentin. Da gibt es ein Icon mit dem Namen ›Mailbox‹ auf dem Desktop.«
Ein Icon auf dem Computer der Assistentin. Draußen vor Sams Büro. Die ganze Zeit war es da, direkt vor seiner Nase …
»Ob es noch da ist?« Plötzlich gerate ich in Panik. »Wird es nicht längst gelöscht sein?«
»Ich wüsste nicht, wieso.« Sie zuckt mit den Schultern. »Als ich kam, war nichts gelöscht. Da gab es nur allen möglichen Mist, den ich durcharbeiten sollte.«
Fast möchte ich hysterisch lachen. Die ganze Panik. Die ganze Mühe. Wir hätten einfach den Computer draußen vor Sams Büro anmachen sollen.
»Jedenfalls fliege ich morgen in die Staaten, und ich musste es jemandem erzählen, aber im Moment kriegt man Sam einfach nicht zu fassen.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe es per E-Mail, per SMS , per Telefon versucht … und ich so: Wenn du wüsstest , was ich dir zu sagen habe …«
»Lassen Sie es mich mal probieren«, sage ich, und schon schreibe ich Sam eine SMS .
Sam, Sie MÜSSEN mich anrufen. Sofort. Es geht um Sir Nicholas. Könnte vielleicht helfen. Keine Zeitverschwendung. Glauben Sie mir. Rufen Sie mich so schnell wie möglich an. Bitte! Poppy
»Na, viel Glück damit.« Violet verdreht die Augen. »Wie gesagt, er ist abgetaucht. Seine Assistentin meint, er antwortet niemandem. Schreibt keine E-Mails, ruft nicht zurück …« Sie stutzt, als Beyoncé losschmettert. »Sam Mobil« steht auf dem Display.
»Okay.« Ihre Augen werden groß. »Ich bin beeindruckt.«
Ich nehme den Anruf an und halte mir das Handy ans Ohr. »Hi. Sam.«
»Poppy.«
Seine Stimme klingt wie Sonnenschein in meinem Ohr. So vieles möchte ich ihm sagen. Aber ich kann nicht. Nicht jetzt.
Vielleicht nie.
»Hören Sie«, sage ich. »Sind Sie in Ihrem Büro? Gehen Sie an den Computer Ihrer Assistentin. Schnell.«
Es folgt eine kurze Pause, dann sagt er: »Okay.«
»Suchen Sie auf dem Desktop«, weise ich ihn an. »Gibt es da ein Icon namens Mailbox?«
Einen Moment ist alles still, dann höre ich Sams Stimme wieder in der Leitung.
»Positiv.«
»Okay!« Schnaufend kommt mein Atem
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