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Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)

Titel: Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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einreißen. Nur weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Worte summen wie Fliegen in meinem Kopf herum. Eine davon muss ich fangen.
    »Wie vielen Frauen hat Magnus schon einen Heiratsantrag gemacht?« So wollte ich nicht anfangen, aber andererseits: Warum nicht?
    Wanda sieht aus, als fühlte sie sich ertappt. »Poppy!« Sie schluckt. »Du meine Güte. Ich denke wirklich, da sollte Magnus … das ist eine Frage …« Sie wischt sich übers Gesicht, und ich sehe, dass ihre Fingernägel schmutzig sind.
    »Magnus ist in Brügge. Ich kann nicht mit ihm sprechen. Also komme ich zu euch.«
    »Ich verstehe.« Wandas Miene wird ernst.
    »Lucinda hat mir erzählt, es gibt da eine Liste, und sie und ich, wir stehen ganz am Ende. Magnus hat nie eine andere Frau erwähnt. Er hat mir nicht mal erzählt, dass er mit Lucinda zusammen war. Niemand hat es mir erzählt.« Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme verächtlich klingt.
    »Poppy. Du darfst nicht …« Wanda fängt an zu stottern. »Magnus hat dich sehr, sehr gern, und du solltest dir wirklich keine Sorgen machen … darüber. Du bist ein süßes Mädchen.«
    Sie mag ja versuchen, nett zu sein, doch so, wie sie es sagt, zucke ich zusammen. Was meint sie mit »süßes Mädchen«? Ist das eine herablassende Art zu sagen: »Du hast vielleicht nichts im Kopf, aber du siehst okay aus?«
    Ich muss was sagen. Ich muss einfach. Jetzt oder nie. Los, Poppy!
    »Wanda, du gibst mir das Gefühl, minderwertig zu sein.« Die Worte kommen einfach so heraus. »Hältst du mich wirklich für minderwertig, oder bilde ich mir das nur ein?«
    Argh. Ich habe es getan. Nicht zu fassen, dass ich es laut herausgesagt habe!
    » Was ?« Wandas Augen werden so groß, dass mir zum ersten Mal auffällt, wie bemerkenswert veilchenblau sie sind. Ich staune, wie erschrocken sie ist, jetzt kann ich allerdings nicht mehr zurück.
    »Ich fühle mich minderwertig, wenn ich hier bin.« Ich mache eine Pause. »Immer. Und ich frage mich, ob du tatsächlich so über mich denkst oder …«
    Wanda hat beide Hände in ihren fusseligen Haaren vergraben. Sie stößt auf einen Bleistift, zieht ihn hervor und legt ihn abwesend auf den Tisch.
    »Ich glaube, wir brauchen beide einen Drink«, sagt sie schließlich. Schwerfällig hievt sie sich aus dem durchhängenden Sessel und schenkt uns aus einer Flasche im Schrank zwei Gläser Scotch ein. Eines davon reicht sie mir, hebt ihres an und nimmt einen großen Schluck. »Ich fühle mich etwas überrannt.«
    »Tut mir leid.« Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen.
    »Nein!« Sie hebt eine Hand. »Absolut nicht! Liebes Kind! Für einen ehrlichen Ausdruck deiner Wahrnehmung einer Situation musst du dich nicht entschuldigen, sei sie nun eingebildet oder nicht.«
    Ich habe keine Ahnung, wovon sie redet. Ich glaube, sie versucht nur, nett zu sein.
    »Es ist an mir, mich zu entschuldigen«, fährt sie fort, »solltest du dich je unbehaglich gefühlt haben, ganz zu schweigen von ›minderwertig‹. Obwohl das eine so absurde Vorstellung ist, dass ich kaum …« Ihr Satz erstirbt, und sie sieht richtig erschüttert aus. »Poppy, ich verstehe einfach nicht. Darf ich fragen, woher du diesen Eindruck gewonnen hast?«
    »Ihr seid alle so klug.« Unsicher zucke ich mit den Schultern. »Ihr veröffentlicht in Zeitschriften und ich nicht.«
    Wanda wirkt perplex.
    »Aber warum solltest du Artikel in Zeitschriften veröffentlichen?«
    »Weil …« Ich kratze mich an der Nase. »Ich weiß nicht. Das meinte ich nicht. Es ist … also, ich weiß nicht mal, wie man ›Proust‹ ausspricht.«
    Wanda sieht noch perplexer aus. »Das weißt du sehr wohl.«
    »Okay, jetzt weiß ich es! Aber ich wusstees nicht. Als ich euch zum ersten Mal begegnet bin, habe ich ständig was falsch verstanden, und Antony fand mein physiotherapeutisches Diplom ›amüsant‹, und das hat mich so gekränkt …« Ich kann nicht weiter, weil es mir plötzlich die Kehle zusammenschnürt.
    »Ah.« Wanda scheint ein Licht aufzugehen. »Also, Antony darfst du nicht ernst nehmen. Hat Magnus dich nicht gewarnt? Sein Sinn für Humor ist manchmal etwas, sagen wir, ›abseitig‹. Er hat schon so viele unserer Freunde mit unpassenden Witzen vor den Kopf gestoßen, dass ich sie gar nicht mehr alle zählen kann.« Sie blickt kurz zum Himmel auf. »Aber im Grunde ist er ein lieber Mensch, wie du noch merken wirst.«
    Ich bringe mich nicht zu einer Antwort, also nehme ich einen Schluck von meinem Scotch. Normalerweise trinke ich

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