Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
keinen Scotch, doch der hier tut seine Wirkung. Als ich aufblicke, sind Wandas wache Augen auf mich gerichtet.
»Poppy, wir sind keine sonderlich überschwänglichen Menschen. Aber glaub mir, Antony hält auf dich genauso große Stücke wie ich. Er wäre am Boden zerstört, wenn er von deinen Ängsten hören würde.«
»Und worum ging es in eurem Streit in der Kirche?« Ich werfe ihr die Worte wütend an den Kopf, bevor ich es verhindern kann. Wanda sieht aus, als hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen.
»Oh. Du hast uns gehört. Tut mir leid. Das war mir nicht bewusst.« Sie nimmt noch einen Schluck Scotch, sieht gestresst aus.
Plötzlich habe ich es satt, um den heißen Brei herumzureden. Ich möchte zum Punkt kommen.
»Okay.« Ich stelle mein Glas ab. »Eigentlich bin ich hergekommen, weil sich herausgestellt hat, dass Magnus mit Lucinda schläft. Deshalb sage ich die Hochzeit ab. Du kannst also ebenso gut ehrlich sein und zugeben, wie wenig ihr mich von Anfang an leiden konntet.«
»Lucinda?« Erschüttert schlägt Wanda ihre Hand vor den Mund. »Ach, Magnus. Dieser dumme, dumme Junge. Wann wird er es wohl lernen?« Die Nachricht scheint ihr endgültig den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Poppy, es tut mir so leid. Magnus ist … was soll ich sagen? Ein fehlbarer Mensch.«
»Also hast du schon geahnt, dass er es tun würde?« Ich starre sie an. »Hat er so was schon mal gemacht?«
»Ich hatte befürchtet, dass er vielleicht Dummheiten machen würde«, sagt Wanda nach einer Pause. »Zu den Gaben, die Magnus von uns geerbt hat, gehört die Fähigkeit, eine feste Bindung einzugehen, leider nicht. Deshalb waren wir in Sorge wegen dieser Hochzeit. Magnus neigt dazu, sich in romantische Abenteuer zu stürzen, dann eine Kehrtwendung zu machen und es sich anders zu überlegen, was für alle Beteiligten eher unschöne Folgen hat …«
»Dann hat er es also schon mal gemacht.«
»In gewisser Weise.« Sie verzieht das Gesicht. »Obwohl er es noch nie bis in die Kirche geschafft hat. Bisher war er dreimal verlobt, und dann ist da noch Lucinda, seine Fast-Verlobte. Als er also zum wiederholten Mal verkündet hat, dass er ein Mädchen heiraten wollte, das wir kaum kannten, sind wir nicht gerade in einen Freudentaumel ausgebrochen.« Sie sieht mich offen an. »Du hast recht. Wir haben in der Kirche mit Gewalt versucht, ihn davon abzubringen. Wir dachten, ihr zwei solltet lieber erst mal ein Jahr zusammen sein, um euch besser kennenzulernen. Du solltest auf keinen Fall durch die Idiotie unseres Sohnes Schaden nehmen.«
Ich bin ganz benommen. Ich habe nichts davon mitbekommen, dass Magnus eine andere heiraten wollte. Schon gar nicht, dass er vier andere heiraten wollte, einschließlich Lucinda (halb). Wie kann das sein? Ist es mein Fehler? Habe ich ihn jemals nach seiner Vergangenheit gefragt?
Ja. Ja! Selbstverständlich habe ich das! Ich erinnere mich deutlich. Wir lagen im Bett nach diesem Abendessen beim Chinesen. Wir haben uns gegenseitig von allen unseren alten Flammen erzählt. Und – okay – ich habe meine Geschichte auch ein ganz kleines bisschen modifiziert 94 , aber ich habe nicht vier frühere Heiratsanträge ausgelassen . Darüber hat Magnus kein Wort verloren. Kein einziges Wort. Dabei wussten alle anderen Bescheid.
Jetzt ergeben auch die schrägen Blicke und scharfen Worte zwischen Antony und Wanda einen Sinn. Ich war dermaßen paranoid. Ich dachte, das alles sollte mir nur sagen, wie scheiße ich bin.
»Ich dachte, ihr hasst mich«, sage ich wie zu mir selbst. »Und ich dachte, ihr seid böse, weil er mir den Familienring gegeben hat, weil … keine Ahnung. Ich ihn nicht wert bin.«
»Nicht wert ?« Wanda scheint mir entsetzt zu sein. »Wer hat dir denn diesen Blödsinn eingeredet?«
»Was war dann das Problem?« Ich spüre, wie der alte Schmerz wieder hochkommt. »Ich weiß, dass ihr nicht glücklich darüber wart, also musst du gar nicht erst so tun als ob.«
Wanda scheint einen Moment mit sich zu ringen. »Wir sprechen ganz offen miteinander?«
»Ja«, sage ich entschlossen. »Bitte.«
»Nun, denn …« Wanda seufzt. »Magnus hat diesen Familienring jetzt schon so oft aus dem Banktresor geholt, dass Antony und ich unsere eigene Theorie dazu haben.«
»Die wäre?«
»Der Familienring ist so einfach .« Sie breitet die Arme aus. »Dafür muss er nicht mal nachdenken. Er kann spontan sein. Unsere Theorie ist, wenn er sich wirklich zu jemandem bekennen will, wird er selbst einen Ring wählen.
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