Kein Kuss unter dieser Nummer: Roman (German Edition)
bereit?«
»Ich …« Ich bin wie benebelt. »Ich glaube schon.«
»Du siehst wundervoll aus.« Toby kaut an einem Keks herum. »Viel besser. Hey, Felix wollte mal kurz Hallo sagen. Ist das okay?«
»Oh, natürlich.«
Ich fühle mich machtlos, wie ich da so stehe und alle um mich herumwuseln. Ich kann mich nicht mal mehr bewegen, weil Annalise immer noch meine Schleppe richtet. Mein Handy piept, und Reverend Fox schenkt mir ein eisiges Lächeln.
»Das sollten Sie lieber ausmachen, meinen Sie nicht?«
»Stell dir vor, es geht mitten im Gottesdienst los«, kichert Annalise. »Soll ich es an mich nehmen?«
Sie streckt ihre Hand aus, aber ich starre sie nur an wie gelähmt. Da ist eine neue Nachricht von Sam in meiner Eingangsbox. Seine Antwort. Ein Teil von mir will es so dringend lesen, dass ich meine Hände kaum zügeln kann.
Ein anderer Teil jedoch sagt mir, ich sollte besser nicht darauf eingehen. Lass es sein. Wie kann ich es jetzt lesen, wo ich gleich vor den Altar treten will? Es wird mich völlig durcheinanderbringen. Heute ist mein Hochzeitstag, ich bin von Freunden und meiner Familie umgeben. Das ist mein Leben. Nicht irgend so ein Typ, mit dem ich durch den Äther verbunden bin. Es wird Zeit, Abschied zu nehmen. Es wird Zeit, dieses Band zu zerschneiden.
»Danke, Annalise.« Ich stelle das Handy aus und betrachte es einen Moment, während das Licht erlischt. Jetzt ist keiner mehr da drin. Es ist nur eine tote, leere Blechdose.
Ich reiche sie Annalise, und sie stopft sie in ihren BH .
»Du hältst deine Blumen zu hoch.« Stirnrunzelnd sieht sie mich an. »Du siehst ziemlich verspannt aus.«
»Es geht mir gut.« Ich meide ihren Blick.
»Hey, weißt du was?« Ruby raschelt in ihrem Kleid heran. »Ich hab ganz vergessen, dir zu erzählen, dass wir einen prominenten Patienten bekommen! Dieser Geschäftsmann, der überall in den Nachrichten war. Sir Nicholas Irgendwie.«
»Du meinst … Sir Nicholas Murray?«, sage ich ungläubig.
»Genau der.« Sie strahlt. »Sein Assistent hat angerufen und einen Termin bei mir vereinbart! Er meint, ich sei ihm von jemandem empfohlen worden, auf dessen Meinung er großen Wert legt. Wer um alles in der Welt mag das gewesen sein?«
»Ich … ich habe keine Ahnung«, presse ich hervor.
Ich bin gerührt. Nein, mehr als das. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Sir Nicholas auf meine Empfehlung eingehen würde. Wie kann ich ihm jemals wieder gegenübertreten? Was ist, wenn er Sam erwähnt? Was ist, wenn …
Nein. Hör auf, Poppy. Bis du Sir Nicholas wiedersiehst, bist du eine verheiratete Frau. Die ganze absurde Episode wird längst vergessen sein. Es wird schon gehen.
»Ich werde dem Organisten Bescheid geben, dass wir beginnen können«, sagt Reverend Fox. »Alle nehmen bitte Ihre Plätze für den Einzug in die Kirche ein.«
Annalise und Ruby stehen hinter mir. Tom und Toby nehmen mich in die Mitte und haken sich locker bei mir ein. Es klopft an der Tür, und Felix’ eulenhaftes Gesicht kommt hervor.
»Poppy, du siehst toll aus!«
»Danke! Komm rein!«
»Ich wollte dir nur eben viel Glück wünschen.« Er kommt auf mich zu, macht vorsichtig einen Bogen um den Saum meines Kleides. »Und dir sagen, wie sehr ich mich freue, dass du bald zu unserer Familie gehörst. Wir freuen uns alle. Meine Eltern finden dich super.«
»Wirklich?«, sage ich und versuche, meinen argwöhnischen Unterton zu verbergen. »Beide Eltern?«
»O ja.« Er nickt vehement. »Sie lieben dich. Sie waren richtig am Boden zerstört, als sie hörten, dass alles abgesagt war.«
» Abgesagt ?«, rufen vier erstaunte Stimmen gleichzeitig.
»War die Hochzeit abgesagt?«, fragt Tom.
»Wann war sie abgesagt?«, will Annalise wissen. »Das hast du uns ja gar nicht erzählt, Poppy! Wieso hast du uns nichts davon erzählt?«
Prima. Das kann ich jetzt richtig gut gebrauchen – von meiner Hochzeitsgesellschaft ins Kreuzverhör genommen zu werden.
»Es war nur vorübergehend.« Ich versuche, die Sache herunterzuspielen. »Ihr wisst schon. So ein ganz normaler Hochzeitsbammel. Hat doch jeder.«
»Mum hat Magnus ganz schön Feuer unterm Hintern gemacht.« Felix’ Augen glänzen hinter den Brillengläsern. »Sie meinte, er wäre ein Idiot und würde niemals eine Bessere finden als dich.«
»Wirklich?« Unwillkürlich wird mir warm ums Herz.
»Ja, sie war völlig aus dem Häuschen.« Felix scheint sich zu amüsieren. »Sie hat ihm den Ring praktisch an den Kopf geworfen.«
»Den Smaragdring?«,
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